Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
streifte.
Dieser eine Augenblick war für immer in mein Gedächtnis eingebrannt, in mein Herz eingraviert – wie Virginia mit einer unscheinbaren Bewegung ihrer Lippen, dem leichten Druck ihres Mundes, mein Blut in Wallung versetzte.
»Danke«, hatte sie gesagt.
Sonst nichts und dann dieser Kuss – so unschuldig, so arglos. Und doch so unglaublich verführerisch.
»Gern geschehen.«
Ich hatte ihre Hand gedrückt und sie angelächelt, berauscht von freudiger Erwartung. Die anderen Leute schlenderten an uns vorbei, vielleicht mit einem anderen Ziel, aber ich beachtete sie kaum. Wen kümmerten schon die anderen? Dies war die Nacht der Nächte. Wir würden zu ihr nach Hause fahren; und ich würde sie festhalten und ihr Gesicht berühren und ihr sagen, wie viel sie mir bedeutete und dass sie das einzig Wichtige in meinem Leben sei, dass sie meinen inneren Dämon gezähmt habe … Und sie würde mit ihren gefühlvollen grünen Augen zu mir aufblicken und lächeln, geschmeichelt und aufgeregt und mehr als ein wenig erregt … und dann würde sie ihren Kopf in den Nacken legen und …
Und genau in diesem Augenblick, als ich mir gerade lebhaft ausmalte, wie ihr Aroma von Jasmin und Schokolade wohl auf meiner Zunge schmecken würde, als wir gemütlich den grasgesäumten Pfad entlangflanierten, genau in diesem Moment schrillten in meinem Kopf die Alarmglocken. Kein warnendes Summen, keine dezente Ankündigung, dass irgendetwas nicht stimmte. Ein markerschütterndes Kreischen, hartnäckig, niederschmetternd.
Ich hatte gerade noch Zeit, mich auf Virginia zu stürzen und uns beide zu Boden zu werfen, bevor eine Ladung Energie über uns hinwegschoss.
Virginia schrie auf, aber ich ließ sie nicht los. Unter mir eingeklemmt, wusste ich wenigstens, wo sie war, auch wenn ich ihr Gesicht dabei gegen das Gras und die Erde drückte. Ich spürte die anderen Menschen um uns herum, aber ich konnte ihnen keine Aufmerksamkeit schenken – ich konnte kaum denken wegen Virginia, die sich unter mir wand, durchtränkt vom zitronigen Duft extremer Panik, der mein Gehirn mit Fick-mich-Signalen überflutete, obwohl wir kurz davor waren, vernichtet zu werden.
Ab und zu hatte es auch Nachteile, ein Geschöpf der Lust zu sein.
Zu den Geräuschen von Virginias fieberhaftem Herzschlag und ihrem abgerissenen Atem gesellte sich ein kehliges Lachen.
Ich warf einen Blick über die Schulter und erspähte einen riesigen Mann in einem schwarzen Smoking, der auf mich herabgrinste und eine leuchtende Kugel aus purer Magie in der linken Hand hielt.
Seine Augen schimmerten golden, was ihn als Begehrer kennzeichnete … und da ich ihn kein bisschen gespürt hatte, musste er der Elite angehören.
»Du bist wohl ziemlich schlüpfrig, wie?« Er zielte. »Muss an dem ganzen Duftöl liegen.«
Verdammt.
Ich deutete hinter mich und beschwor die Erde, sich zu einem kleinen Hügel aufzuwerten. Einen Augenblick später schlug die Magie des Begehrers ein und schleuderte Dreck und Wurzeln in alle Himmelsrichtungen.
»Don!« Virginia versuchte mich abzuschütteln. »Mein Gott, was ist denn hier los?«
Ich ignorierte sie und schrie den Dämon an: »Das kannst du nicht machen, es sind Unschuldige hier!«
»Du meinst die Menschen?« Sein Grinsen wurde breiter. »Ich habe sie herbestellt, Schwerenöter. Sie sind meinem Aufruf gefolgt. Gierige Geschöpfe. Sie stehen auf glänzende Objekte«, sagte er, während seine goldenen Augen hypnotisch strahlten, heller als die Straßenlaternen, die den Weg beleuchteten.
Ich riskierte einen flüchtigen Blick auf die Umgebung und entdeckte etwa zwanzig Menschen, die einen lockeren Kreis um uns gebildet hatten, ihre Gesichter ausdruckslos, starr. Shit, shit, shit. Nur weil er seine Macht benutzte, hieß das noch lange nicht, dass ich das ebenfalls ohne Konsequenzen tun konnte; wenn einer dieser Menschen durch mein Einwirken starb, würde ich haufenweise Formulare ausfüllen müssen. Ganz davon abgesehen, dass Virginia wohl wenig Verständnis für eine Art der Selbstverteidigung hätte, die infernalische Magie zu Hilfe nahm. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie das eher abtörnen würde.
»Don, er ist wahnsinnig«, sagte Virginia panisch.
Ich zog eine Grimasse, während ich fieberhaft überlegte, wie ich Virginia aus dieser Situation befreien konnte, und zwar, ohne dass sie etwas davon mitbekam, was hier wirklich vor sich ging. »Du kannst mich nicht einfach so angreifen«, rief ich. »Die Könige werden dir an den Kragen
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