Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
zum Lachen, und nachdem das Geräusch erst mal aus mir hervorgebrochen war, konnte ich es nicht mehr stoppen – mein Prusten erschütterte die tödliche Stille, ein Laut von gequälter Belustigung, von verzweifelter Absurdität. Als ich endlich wieder sprechen konnte, sagte ich: »Ich verrate dir was, Federweißchen: Die Hölle ist nicht gerecht.«
»Das wird mir allmählich bewusst.«
Mein irres Lachen erstarb. Ich seufzte, streichelte Virginia übers Haar. »Und ich werde mich bei der Geschäftsleitung beschweren, wie ungerecht das Ganze ist.«
»Mein Lord?«
Ich blickte zu ihr auf, sah die Verwirrung in ihrem Gesicht. Ich grinste, obwohl mir eigentlich nach Schreien zumute war. »Du musst auf ihre Seele aufpassen. Sie sicher aufbewahren. Sie für eine Weile Zwischenlagern.« Ich holte tief Luft, sagte: »Bitte. Kannst du das für sie tun?«
Irgendetwas rührte sich hinter ihren Augen – ein Gedanke, den ich nicht deuten konnte, eine Gemütsregung, die ich nicht verstand. »Natürlich, mein Lord.«
Sie kniete sich an meine Seite, und ich packte sie, vielleicht etwas zu heftig, aber sie beschwerte sich nicht. Dann drückte ich meine Lippen auf ihren Mund, um ihr Virginias Seele zu übertragen, und spürte, wie sich das rötlich-weißgoldene Band löste und mir entglitt.
Es ist nur für kurze Zeit, Puppe. Ich verspreche dir, ich werde zurückkommen.
»Sie schläft«, sagte ich, als alles vorüber war. Ich musste dringend meine Stimme hören, um die Leere in mir selbst auszufüllen. »Weck sie nicht auf.«
»Das werde ich nicht, mein Lord.« Der Cherub räusperte sich, fragte: »Wo geht Ihr hin?«
»Ich will mit unserem König sprechen.« Ich würde meine Fäuste für mich sprechen lassen.
»Aha.«
»Ich werde wiederkommen und sie einsammeln. Das garantiere ich dir.«
»Ich werde auf Euch warten, mein Lord. Und, Lord Daunuan?«
»Ja.«
»Gutes Gelingen.«
Ich grinste, und es hatte nicht das Geringste mit Humor zu tun. »Ob gutes oder böses Gelingen ist mir in dem Fall egal.«
Und mit diesen Worten begab ich mich in die Hölle.
Kapitel 22
Der große Gott Pan
Gerüche von Sex und Blut, von Schweiß und Angst. Die Schwärze von Pans Vorzimmer umfing mich erneut, doch anstatt Panik oder Erinnerungen in mir auszulösen, fachte sie lediglich meine Wut an.
Ich bin hier, mein Lord und König.
Ein Schnauben in meinem Bewusstsein, dann: KOMM MORGEN WIEDER.
Das hier duldet keinen Aufschub.
DU GEHST MIR MÄCHTIG AUF DEN SACK, DAUN.
Als wäre das jemals ein Problem gewesen, Lord.
NA SCHÖN, KOMM REIN. ABER PASS AUF, WO DU DEINE HUFE HINSETZT. TRITT MIR NICHT AUF MEINE VEREHRERINNEN.
Ich wartete nicht ab, bis er mich zu sich rief, sondern konzentrierte mich auf seine Gegenwart und beförderte mich selbst an seine Seite, indem ich die Schwärze und den Gestank von verrottendem Fleisch durchdrang und mich in die erdrückende Schwere zwischen den beiden Bäumen stürzte.
Im nächsten Moment befand ich mich mitten in einer Orgie.
Die Grotte, von Matsch völlig verdreckt, roch nach Fledermauskacke, menschlichem Schweiß und Sex aller Art. Eine extreme Feuchtigkeit hing in der Luft (was ziemlich bemerkenswert war, wenn man bedachte, dass wir uns im Mittelpunkt der Erde befanden); das salzige Nass legte sich schwer über meine Gliedmaßen und verlangsamte meine Bewegungen, während die Feuchtigkeit von mir abperlte. Hunderte von Körpern bedeckten den Boden und die Wände der Höhle. Verdammte und Dämonen und sonstige Höllenkreaturen wanden sich in eng umschlungener Leidenschaft, während ihre Laute der Unzucht den gesamten Raum erfüllten und von den Felsen und Stalaktiten zurückprallten – neckend, fesselnd. Die Hintergrundmusik zu all dem Sex stammte von Panflöten, Querflöten und Geigen, während die musizierenden Satyrn den Rhythmus mit ihren Hufen stampften. Die Gerüche, Geräusche und Aktivitäten verwoben sich zu einer unwiderstehlichen Mischung, die meinen Schwanz anschwellen und meine Eier pulsieren ließ. Mein Kopf dröhnte von meinem eigenen Pulsschlag – ein forderndes BUMM BUMM!!! Mit zusammengebissenen Zähnen wehrte ich mich gegen die hypnotische Macht der Leidenschaft.
In der Mitte der Höhle stand ein Bett, sein Bett, das von Harpyien, Dryaden, Faunen und zwei Sphinxen nur so überquoll. Und auf dem Gipfel dieser fleischlichen Anhöhe lungerte der König der Lust höchstpersönlich und grinste durchtrieben, während ihn mindestens drei weibliche Wesen an mindestens sechs Stellen
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