Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
sagen.« Miranda zuckt mit den Achseln. »Aber wenn du keine konstruktive Kritik verträgst …«
»Ich? Was ist denn mit dir? Dein viel gepriesener ›Realismus‹ ist doch in Wirklichkeit nichts anderes als ein Synonym für Verbitterung …«
»Wenigstens spiele ich nicht die Märchenprinzessin, die aufs Happy End wartet.«
»Nein, weil du dann ja zugeben müsstest, dass es sein könnte, dass auch mal etwas Gutes passiert …«
»Warum glaubst du eigentlich die ganze Zeit, dir müsste alles in den Schoß fallen?«
»Du bist doch nur neidisch«, schieße ich zurück.
»Worauf denn? Etwa auf Capote Duncan?« Ihre Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. »So etwas zu sagen, ist sogar unter deiner Würde, Carrie Bradshaw.«
Das Telefon klingelt.
»Na los, geh schon dran«, sagt sie frostig. »Das ist bestimmt Capote, der dir seine unsterbliche Liebe erklären will.« Sie geht ins Bad und knallt die Tür hinter sich zu.
Ich atme tief durch. »Hallo?«
»Verdammt noch mal, wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«, brüllt Samantha aufgeregt.
Ich halte den Hörer ein Stück von meinem Ohr weg. »Warum? Hast du dir Sorgen um mich gemacht? Musst du nicht – im Gegenteil, du wirst stolz auf mich sein. Ich bin keine Jungfrau mehr.«
»Schön für dich«, sagt sie, was nicht ganz die Reaktion ist, die ich erwartet hatte. »Ich würde wirklich rasend gern mit dir darauf
anstoßen, aber leider habe ich im Moment andere Probleme. Kannst du bitte ganz schnell herkommen. Ich bin bei Charlie. «
»Aber …«
»Frag nicht, komm einfach, okay? Und bring Miranda mit, falls du sie erreichen kannst. Ich brauche jede Unterstützung, die ich bekommen kann. Und besorg unterwegs bitte ein paar Müllsäcke, ja? Die großen! Die, die diese bedauernswerten Leute in den Vororten immer für ihre Gartenabfälle benutzen.«
»Schaut gut hin«, sagt Samantha und deutet auf ihr Gesicht, als sie die Tür zu Charlies Apartment öfnet. »Das wird nämlich das erste und letzte Mal sein, dass ihr mich weinen seht.«
»Ist das ein Versprechen?«, fragt Miranda trocken. Wir sind nach unserem Beinahe-Streit beide immer noch etwas gereizt. Wäre Samanthas Notruf nicht gewesen, wären wir uns wahrscheinlich gegenseitig an die Kehle gegangen.
»Hier.« Samantha wischt sich über den Augenwinkel und hält uns anschließend den Zeigefinger hin. »Das ist eine echte Träne. «
»Fast hätte ich es nicht geglaubt«, sage ich.
»Wow.« Miranda blickt sich staunend um. »Das Apartment ist … ein Traum.«
»Ja? Dann bewundere lieber noch mal schnell die Aussicht«, sagt Samantha, »weil du sie nämlich zum ersten und auch letzten Mal sehen wirst. Ich ziehe aus.«
»Was?«
»Ihr habt richtig gehört«, sagt sie und bedeutet uns, ihr in das tiefer gelegene Wohnzimmer zu folgen, von dem aus man einen spektakulären Blick auf den Central Park hat. Ich kann praktisch
direkt in den Ententeich gucken. »Die Hochzeit ist abgeblasen«, erklärt sie. »Charlie und ich sind Geschichte.«
Ich muss lächeln. »Das glaubst du doch selbst nicht«, sage ich. »Ihr habt euch schon so oft gestritten und wieder vertragen. «
»Ich meine es ernst, Carrie.« Samantha geht zu einem Servierwagen und schenkt sich aus einer Kristallkarafe einen doppelten Whisky ein. »Und das habe ich dir zu verdanken.« Sie leert ihr Glas in einem Zug und dreht sich zu uns um. »Genau genommen habe ich es euch beiden zu verdanken.«
»Mir?«, fragt Miranda überrascht. »Aber ich kenne den Typen doch kaum.«
»Aber du warst diejenige, die mir geraten hat, es ihm zu erzählen. «
»Ihm was zu erzählen?«, fragt Miranda.
»Wie es um mich steht.«
»Und wie steht es um dich?«
»Du weißt schon. Die Sache«, zischt Samantha.
»Das mit der Endometriose?«, frage ich.
Samantha wirft die Hände in die Luft. »Ich will dieses Wort nie wieder hören, verstanden? Nie wieder.«
»Herrgott, Endometriose ist doch keine todbringende Krankheit«, entgegnet Miranda.
»Versuch das mal Charlies Mutter zu erklären.«
»Oje.« Mir wird klar, dass ich jetzt auch einen Drink gebrauchen könnte. Und eine Zigarette.
»Das verstehe ich nicht.« Miranda geht auf die Vitrine aus Plexiglas zu, in der Charlie seine Memorabilien aufewahrt, und beugt sich mit zusammengeknifenen Augen vor. »Ist der Baseball echt?«
»Was glaubst du denn? Und, ja, das ist tatsächlich Joe DiMaggios Unterschrift«, faucht Samantha.
»Ich dachte, ihr würdet Tafelservice kaufen, keine Baseballbälle«, sagt
Weitere Kostenlose Bücher