Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
gibt den Blick auf ein buntes, lärmendes Partygewimmel frei. Ich fühle mich, als hätte man mich mitten auf die Bühne eines Broadwaymusicals versetzt. Mein Herz klopft wild vor Aufregung. Diese Tür ist mein Eingangstor zu einer anderen Welt.
Kaum sind wir über die Schwelle getreten, als auch schon ein kleiner, kugelrunder Mann in einem schwarz glänzenden Anzug mit einer Champagnerflasche in der linken und einer Zigarette in der rechten Hand auf uns zugeeilt kommt. »Samantha! «, ruft er.
»Davide!« Samantha spricht seinen Namen französisch aus.
»Wen haben wir denn hier?«, fragt er und begutachtet mich mit freundlich-neugierigem Blick.
»Carrie Bradshaw, Sir.« Ich strecke ihm die Hand hin.
»Gott, wie reizend!«, quiekt er. »Ich glaube, das letzte Mal bin ich ›Sir‹ genannt worden, als ich noch kurze Hosen trug. Nicht dass ich jemals welche getragen hätte. Samantha, wo hast du dieses erfrischende Kind nur gefunden?«
»Vor meiner Wohnungstür.«
»Wie ist es dorthin gekommen? Etwa in einem Bastkörbchen wie Moses?«
»Nein, im Zug«, antworte ich.
»Und was führt dich in die Stadt, die niemals schläft?«
Samanthas Ratschlag beherzigend antworte ich kühn: »Ich bin hier, um eine berühmte Schriftstellerin zu werden.«
»Wie Kenton!«, ruft er.
»Kenton James?«, frage ich atemlos.
»Gibt es denn noch einen anderen? Er müsste sich übrigens
auch irgendwo hier herumtreiben. Wenn du über einen kleinen alten Mann stolperst, der wie ein Pudel kläfft, weißt du, dass du ihn gefunden hast.«
Eine Sekunde später stehe ich plötzlich allein da. David Ross ist an uns vorbeigestürmt, um neu eingetrofene Gäste zu begrüßen, während Samantha ein paar Meter weiter auf einer Couch anscheinend einen Freund entdeckt hat, auf dessen Schoß sie gerade Platz nimmt.
»Carrie, hier!«, winkt sie mich zu sich.
Ich schiebe mich an einer Frau in einem ärmellosen weißen Seiden-Jumpsuit vorbei. »Oh Gott!«, keuche ich. »Ich glaube, ich habe gerade meinen ersten echten Halston gesehen!«
»Ach, Halston ist auch hier?«, fragt Samantha.
Mir wird kurz schwindelig. Falls ich mich tatsächlich auf einer Party befinde, auf der nicht nur Kenton James zu Gast ist, sondern auch der berühmte Modedesigner Roy Halston, sterbe ich. »Ich meinte den Jumpsuit.«
»Oh, sie meinte den Jumpsuit«, sagt sie mit übertriebenem Interesse zu dem braun gebrannten, sportlich aussehenden Mann unter ihr, der sich das Hemd bis zu den muskulösen Oberarmen hochgekrempelt hat.
»Du machst mich fertig, Sam«, stöhnt er.
»Darf ich dir Carrie Bradshaw vorstellen? Sie wird mal eine berühmte Schriftstellerin«, erhebt Samantha meine Behauptung von vorhin kurzerhand zur Tatsache.
»Hallo, berühmte zukünftige Schriftstellerin.« Der Mann streckt mir seine Hand entgegen, deren Finger erstaunlich lang und schmal sind.
»Carrie – das ist Bernard. Der Idiot, der letztes Jahr nicht mit mir schlafen wollte.« Samantha lacht.
»Ich habe es vorgezogen, nicht als weitere Kerbe in deinem Bettpfosten zu enden«, erwidert Bernard lässig.
»Ich schnitze keine Kerben mehr. Hast du es noch nicht gehört? « Sie wedelt mit der linken Hand, an der ein riesiger Brillantring funkelt. »Ich bin jetzt verlobt.«
Dann drückt sie Bernard einen Kuss auf die gebräunte Stirn und sieht sich suchend im Raum um. »Wem muss ich hier einen Klaps auf den Hintern geben, damit ich einen Drink bekomme? «
»Ich hole uns etwas.« Bernard schiebt Samantha von seinem Schoß und steht auf. Für einen unerklärlichen, schwindelerregenden Moment ist mir, als würde ich einen Blick in meine eigene Zukunft werfen.
»Komm mit, berühmte zukünftige Schriftstellerin. Am besten weichst du mir nicht mehr von der Seite, ich bin nämlich der einzige geistig zurechnungsfähige Mensch auf dieser Party. « Er legt mir beide Hände auf die Schultern und steuert mich durch das Gewühl.
Ich werfe Samantha einen hilflosen Blick zu, doch die hebt nur lächelnd die Hand und winkt. Der Riesenklunker an ihrem Finger fängt funkelnd die letzten, durch die bodentiefen Fenster fallenden Strahlen der Nachmittagssonne ein. Wie kann es sein, dass mir dieser Ring nicht schon früher aufgefallen ist?
Wahrscheinlich liegt es daran, dass mein Blick zu sehr von anderem gefesselt war.
Zum Beispiel von Bernard, den ich jetzt verstohlen aus dem Augenwinkel betrachte. Er ist groß und breitschultrig, hat dunkle volle Haare, eine markante Nase und braungrüne Augen. Sein
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