Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
»Wir möchten in die Green-wich Street«, sagt sie zum Fahrer.
»Das spricht man Grennitch aus«, kann ich mir nicht verkneifen, sie zu verbessern.
Sie verdreht die Augen. »Okay, dann eben in die Grennitch Street.«
Als das Taxi losfährt, werde ich gegen Maggie geschleudert. »Entschuldige«, sage ich kühl.
»Sag mal, was hast du denn auf einmal?«, fragt sie.
»Nichts.«
»Bist du sauer, weil ich deinen Bernard nicht so toll gefunden habe?«
»Wie kann man ihn nicht toll finden«, entgegne ich – und es ist keine Frage.
Maggie verschränkt die Arme vor der Brust. »Wäre es dir etwa lieber, ich würde dich anlügen?«, sagt sie und fügt, bevor ich etwas erwidern kann, hinzu: »Er ist zu alt. Zwar nicht so alt wie unsere Eltern, aber fast. Ich weiß auch nicht … Er ist einfach komplett anders als unsere Freunde in Castlebury, und wenn ich ehrlich sein soll … Ich habe nicht das Gefühl, dass ihr wirklich zusammenpasst.« Sie sieht mich entschuldigend an und drückt kurz meine Hand. »Hey, ich sage das doch bloß, weil ich deine Freundin bin und nur das Beste für dich will.«
Ich kann den Satz »Ich will nur das Beste für dich« nicht ausstehen. Woher soll jemand anderes wissen, was das Beste für einen ist? Vielleicht werde ich eines Tages zurückblicken und mir sagen, dass Bernard das Beste war, das mir passieren konnte.
»Schon okay, Mags«, seufze ich. Während das Taxi die Fifth Avenue entlangrast, sehe ich aus dem Fenster und versuche mir die Gebäude und Sehenswürdigkeiten ins Gedächtnis einzuprägen. Würde mir ihr Anblick jemals langweilig werden, wenn ich für immer hier leben würde?
»Hey«, sagt Maggie plötzlich aufgeregt und stößt mich in die Seite. »Ich habe ganz vergessen, dir die allergrößte Neuigkeit zu erzählen! Lali ist in Frankreich!«
»Ach?«, sage ich matt.
»Du weißt ja, dass die Kandesies ziemlich viel Grundbesitz haben, und vor ein paar Wochen ist so ein Immobilientyp aufgetaucht, der ihnen ungefähr fünfzig Hektar abgekauft hat, und jetzt sind sie Millionäre!«
»Wahrscheinlich ist sie nach Frankreich geflogen, um sich mit Sebastian zu trefen«, sage ich, obwohl mich der Klatsch aus
Castlebury nicht wirklich interessiert. Schon gar nicht, wenn es darin um Lali und Sebastian geht.
»Genau das glaube ich auch«, nickt Maggie. »Wetten, sie sind wieder zusammen, wenn sie zurückkommen? Ich hatte schon immer den Verdacht, dass Sebastian Frauen nur ausnutzt. Und jetzt wo Lali Geld hat, ist sie natürlich eine Superpartie für ihn.«
»Seine Eltern sind aber auch nicht gerade arm«, gebe ich zu bedenken.
»Na und? Ein Typ wie der kann doch nie genug kriegen«, sagt Maggie.
Während sie munter weiterplappert, schweife ich in Gedanken ab und fange an, über Beziehungen nachzugrübeln. Ich bin mir sicher, dass es tatsächlich so etwas wie »wahre Liebe« gibt, wenn ich mich aber so umschaue, sehe ich überwiegend Paare, die aus allen möglichen anderen Gründen zusammen sind. Capote und Ryan mit ihrem Faible für Models, Samantha, die sich den Sohn eines reichen Immobilienmagnaten geangelt hat oder Maggie, die gleich zwei Freunde hat — einen zum Herzeigen und einen fürs Bett. Und was ist mit mir? Hat Maggie am Ende recht und Bernard und ich passen wirklich nicht zusammen? Hätte ich mich auch in ihn verliebt, wenn er kein berühmter Theaterautor wäre?
Das Taxi hält vor einer hübschen Brownstone-Villa mit Chrysanthemen vor den Fenstern. Ich presse die Lippen aufeinander. Bisher habe ich eigentlich immer geglaubt, keines dieser Mädchen zu sein, die lügen oder sich verstellen, um einen Mann in sich verliebt zu machen. Aber vielleicht bin ich gar nicht so viel besser als die anderen. Vielleicht bin ich sogar noch schlimmer.
»Na los, komm schon!« Maggie springt aus dem Taxi und läuft die Stufen zum Eingang hinauf. »Jetzt fängt der Abend endlich an.«
15
Capote wohnt ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Im Wohnzimmer steht ein Chintzsofa, an der Wand des Esszimmers hängen dekorative Sammelteller und das Schlafzimmer wird von einem riesigen alten Kleiderschrank beherrscht. Über dem Bett liegt eine hellgelbe Chenille-Decke. »Hier sieht es aus wie in der Wohnung einer alten Dame«, rutscht es mir heraus.
»Das liegt daran, dass es die Wohnung einer alten Dame ist. Sie ist eine Freundin unserer Familie, die nach Miami gezogen ist«, erklärt Capote.
»Aha.« Ich lasse mich aufs Sofa fallen. Die Sprungfedern sind so alt, dass ich mehrere
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