Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
hier ist wirklich gut.«
»Es ist lausig«, lacht Bernard. »Aber das wird durch die reizende Gesellschaft wieder wettgemacht.« Er gibt einem der Kellner ein Zeichen, der uns an einen freien Tisch am Fenster führt.
»Komm schon.« Ich stoße Maggie in die Seite und sehe sie
bittend an. Sie macht ein Gesicht, als könne sie absolut nicht verstehen, was wir hier wollen, fügt sich dann aber und folgt Bernard zum Tisch.
»Voilà«, sagt er und zieht galant den Stuhl für sie hervor.
Fest entschlossen, den Abend doch noch irgendwie zu retten, setze ich mich neben ihn und frage betont munter: »Und? Wie ist die Probe gelaufen?«
»Entsetzlich.« Bernard lächelt Maggie an, um sie in unser Gespräch mit einzubeziehen. »Es gibt immer diesen einen Moment mitten in der Probenzeit, in dem plötzlich keiner der Schauspieler mehr seinen Text kann.«
Was ziemlich genau dem entspricht, was ich gerade empfinde.
»Und woran liegt das?«, fragt Maggie und schiebt gelangweilt ihr Wasserglas hin und her, als würde sie die Antwort im Grunde nicht interessieren.
»Ich habe keine Ahnung.«
»Aber ihr probt doch schon seit mindestens zwei Wochen, da müssten sie den Text doch eigentlich längst draufhaben«, sage ich stirnrunzelnd, als würde mich allein die Tatsache, dass ich mit Bernard zusammen bin, schon zur Theaterexpertin machen.
»Schauspieler sind wie Kinder«, sagt Bernard. »Ständig wegen irgendwas beleidigt und in ihren Gefühlen verletzt.«
Maggie hört mit leerem Blick zu, als wäre sie in Gedanken ganz woanders.
Bernard lächelt milde und klappt die Speisekarte auf. »Was möchtest du gern essen, Maggie?«
»Ich weiß nicht. Die Entenbrust?«
»Eine ausgezeichnete Wahl.« Bernard nickt. »Ich nehme das Übliche. Steak.«
Warum ist er denn auf einmal so förmlich, fast steif? Oder ist
er immer so und mir ist es vorher nur nie aufgefallen? »Bernard ist ein Gewohnheitstier, musst du wissen«, erkläre ich Maggie.
Sie lächelt höflich.
»Du hast doch mal so einen schönen Spruch über Schriftsteller gesagt. Wie ging der noch mal?«, frage ich ihn. »Es hatte irgendwie etwas damit zu tun, dass es wichtig ist, sich Alltagsroutinen anzugewöhnen?«
Bernard nickt gutmütig. »Andere haben das zwar besser ausgedrückt, als ich es kann, aber der Grundgedanke ist, sich darauf zu beschränken, auf dem Papier zu leben.«
»Damit meint er, dass wir als Schriftsteller darauf achten müssen, unser wirkliches Leben möglichst unkompliziert zu gestalten«, erkläre ich Maggie. »Wenn Bernard ein Stück schreibt, isst er mittags zum Beispiel immer ein Pastramisandwich. Nie etwas anderes.«
Maggie gibt sich Mühe, interessiert auszusehen. »Mir wäre das zu langweilig, aber ich bin ja auch keine Schriftstellerin. Ich schreibe noch nicht mal gern Briefe.«
Bernard zeigt lachend mit dem Finger auf mich. »Carrie täte es jedenfalls ganz gut, sich ein bisschen an diesem Modell zu orientieren. « Er sieht Maggie verschwörerisch an. »Wenn es nach ihr ginge, würde sie jeden Tag losziehen und Abenteuer erleben. Ich sage ihr immer, dass sie sich ein bisschen mehr aufs Schreiben konzentrieren sollte.«
»Das hast du mir noch nie gesagt«, widerspreche ich empört und falte umständlich meine Serviette auf, damit er nicht sieht, dass ich rot geworden bin. Seine Bemerkung hat mich schmerzhaft daran erinnert, dass ich mich selbst oft genug frage, ob ich tatsächlich zur Schriftstellerin geboren bin.
»Ich habe es aber schon öfter gedacht.« Er drückt meine
Hand. »Und jetzt habe ich es ausgesprochen. Wollen wir zum Essen Wein trinken?«
»Meinetwegen«, sage ich verschnupft.
»Wärst du mit einem Beaujolais einverstanden, Maggie?«, fragt er höflich.
»Ich hätte gern einen Rotwein«, sagt sie.
»Beaujolais ist ein Rotwein«, belehre ich sie und bekomme sofort ein schlechtes Gewissen.
»Das weiß Maggie doch«, sagt Bernard versöhnlich.
Ich sehe irritiert zwischen den beiden hin und her. Was ist denn auf einmal los? Warum bin ich plötzlich die Böse? Mir kommt es beinahe so vor, als hätten sich Bernard und Maggie gegen mich verschworen.
Ich stehe wortlos auf, um zur Toilette zu gehen.
»Ich komme mit«, ruft Maggie und folgt mir die Treppe hinunter, während ich versuche, mich wieder in den Grifzu bekommen.
»Ich möchte doch nur, dass du ihn nett findest«, sage ich und stelle mich vor den Spiegel.
»Ich habe ihn gerade erst kennengelernt«, schallt es aus einer der Kabinen, in der Maggie verschwunden ist,
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