Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
nicht dein Ernst?«
Er sieht mich mit Hundeblick an. »Ich wusste einfach nicht, wie ich mich von ihr verabschieden soll. Ich war völlig am Ende. Und ich bin nun mal nicht Superman. Ich versuche es natürlich, aber ich fürchte, ich bin irgendwann mal mit Kryptonit in Berührung gekommen.«
Ich muss lächeln. Ryan gehört zu den Typen, die es immer schafen, ihren Kopf mit einem Scherz aus der Schlinge zu ziehen, und das auch ganz genau wissen. Ich kann ihm einfach nicht länger böse sein, auch wenn es Maggie gegenüber vielleicht gemein ist. Aber schließlich bin nicht ich diejenige gewesen, die er sitzen gelassen hat.
»Maggie war extrem verletzt.« So leicht will ich ihn dann doch nicht davonkommen lassen.
»Das dachte ich mir schon. Deswegen bin ich ja auch vorbeigekommen. Ich wollte sie um Verzeihung bitten.«
»Mit der Rose da?«
»Ganz schön traurig, was?«
»Erbärmlich trifft es wohl besser. Vor allem, nachdem sie ihre ganze Wut an mir ausgelassen hat.«
»An dir?« Er wirkt überrascht. »Aber du konntest doch gar nichts dafür.«
»Natürlich nicht, aber irgendwie hat sie mich für dein mieses Verhalten verantwortlich gemacht. Jedenfalls sind wir ziemlich heftig aneinandergeraten.«
»Echt?« Seine Augen leuchten auf. »Habt ihr euch gekratzt und an den Haaren gerissen?«
»Was? Natürlich nicht!«, antworte ich entrüstet. »Herrgott, Ryan.«
»Tut mir leid.« Er verzieht den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Ich bin eben auch nur ein Mann. Wir finden es nun mal sexy, wenn süße Mädchen aufeinander losgehen. Was soll ich sagen?«
»Warum sagst du nicht einfach, dass du ein Arsch bist?«
»Weil es zu einfach wäre. Capote ist ein Arsch. Ich bin bloß ein Vollidiot.«
»Du hast ja eine hohe Meinung von deinem besten Freund.«
»Nur weil wir befreundet sind, heißt das noch lange nicht, dass ich irgendjemandem etwas vormachen muss, was seinen Charakter angeht«, entgegnet er.
»Stimmt auch wieder«, gebe ich widerwillig zu und frage mich, warum wir Frauen unseren Freundinnen gegenüber immer so ungnädig sind. Warum können wir nicht einfach sagen: »Hey, sie hat sich zwar total danebenbenommen, aber ich liebe sie trotzdem«?
»Eigentlich wollte ich Maggie fragen, ob sie Lust hat, heute Abend zur Ausstellungseröfnung von Rainbows Vater zu kommen und danach noch auf ein Abendessen mit ausgewählten Gästen mitzugehen. Tja, echt schade. Das wird mit Sicherheit ziemlich cool.«
Warum werde ich eigentlich nie auf diese ganzen glamourösen Partys eingeladen, denke ich und mir rutscht spontan heraus: »Du kannst ja stattdessen mich mitnehmen.«
»Dich?« Ryan sieht mich überrascht an.
»Warum nicht? Oder hältst du mich etwa für nicht vorzeigbar? «
»Doch, natürlich«, rudert er hastig zurück. »Aber Maggie hat gesagt, dass du total auf Bernard Singer fixiert bist.«
»Ich muss ihn ja nicht jeden Abend sehen.« Ich werde ganz bestimmt nicht zugeben, dass es zwischen Bernard und mir vermutlich aus ist.
»Wenn das so ist …«, gibt Ryan nach. »Klar, ich freu mich, wenn du mitkommst. Wir trefen uns um acht in der Galerie.«
Ja! Ja! Ja!, denke ich, als er weg ist. Ich habe schon vor Wochen von dieser Ausstellungseröfnung gehört und mich immer wieder gefragt, ob Rainbow mich wohl noch einladen würde oder ob ich vielleicht durch irgendjemand anderen an eine Einladung kommen könnte. Obwohl ich mir die ganze Zeit einzureden versucht habe, dass es bloß eine blöde Vernissage ist, war mir insgeheim klar, dass ich bei dieser Veranstaltung auf jeden Fall dabei sein wollte.
Und nachdem Bernard sich nicht gemeldet hat, steht dem auch nichts im Wege. Ich habe definitiv nicht vor, seinetwegen mein Leben auf Eis zu legen.
21
Die Galerie liegt in SoHo, in einer verlassenen Gegend mit heruntergekommenen, kopfsteingepflasterten Straßenzügen und ehemaligen Fabrikgebäuden. Schwer vorstellbar, dass sich mitten in Manhattan einmal ein riesiges Industriegebiet befunden hat, aber ofensichtlich wurde hier einst von Kleidung über Glühbirnen bis hin zu Werkzeug so ziemlich alles hergestellt. Zum Eingang der ehemaligen Lagerhalle, in der die Ausstellungsräume untergebracht sind, führt eine Rampe, an deren Eisengeländer diverse schicke Menschen aus Downtown lehnen, rauchen und sich darüber unterhalten, was sie am Abend zuvor unternommen haben.
Ich bahne mir einen Weg ins brechend volle Foyer, wo es zu einem kleinen Stau gekommen ist, weil anscheinend jeder der Gäste zufälligerweise
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