SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
mit einem Koffer, der in dem Dokument erwähnt worden, in der Suite aber nicht auffindbar war. Keine Angaben zum Inhalt. Der Schluss lag nahe, dass die Angreifer genau diesen Koffer haben mitgehen lassen – und dass der Inhalt nicht sauber war. Wegen des Fehlens des erwähnten Koffers waren die Schweizer erst über den eher spirituell anmutenden Begriff gestolpert und hatten ihn bei ihrem späteren Fahndungsschreiben mit erwähnt.
Nach seinem kurzen Update diesbezüglich teilte mir dieser Agent Miles mit, dass die Schweizer Spurensicherung neben den Leichen der Russen und den dazugehörigen Substanzen und Partikeln auf ein paar Tropfen Blut unbekannten Ursprungs gestossen sind. Mit der Probe konnten sie erst mal nichts anfangen, die Täter hätten ja von überall her stammen können.
Die Schweizer Behörden lösten also eine internationale Fahndung aus und gelangten mit den Daten der DNA-Probe auch an die amerikanische Botschaft in der Hauptstadt Bern. Mit dem Anliegen, die Datenbanken vom FBI, dem CIA, militärischen Geheimdiensten und weiteren relevanten Sammlungen nach einem Treffer zu durchforsten.
Jedenfalls gelangten die Daten unter anderem in Miles' Abteilung. Seinen Leuten gelang es schließlich, die Person mithilfe der kolossalen Datenbank der NSA zu identifizieren. Wie Sie wissen umfasst die Sammlung neben Billionen von E-Mails auch alle gültigen Führerscheine, Personalien von Straffälligen, Reisepässe, militärischen Akten und sonstigen offiziellen Personaldokumente und Krankenhausakten, die seit den 60er-Jahren in sämtlichen Bundestaaten und Behörden erfasst worden sind. Anderson?»
Der Angesprochene lächelte und sagte nicht ohne einigen Genuss. «Sie werden kaum glauben, was die Maschine ausgespuckt hat: Bei der Person handelt es sich um einen First Lieutenant Miles Irving, U.S. Army Special Forces. Er war im Jahr 1996 aktenkundig geworden im Zusammenhang mit einer Untersuchung. Es war ihm ein hinterhältiger tätlicher Angriff auf eine Offizierskollegin zur Last gelegt worden, was er vehement bestritt. Der angeordnete DNA-Test befreite ihn auf wundersame Weise von den Vorwürfen. Zurück blieben die Daten in seiner Akte.
Der Haken bei der Sache ist, dass Irving nicht mehr lebt. Gemäß seiner Militärakte ist er bei einem Bombenanschlag im Irak, genauer gesagt am 24. August 2004 in Basra, ums Leben gekommen. Eigentlich ideal, wenn man jemanden offiziell von der Bildfläche verschwinden lassen will. Bei der gewaltigen Detonation des bis zum Rand mit TNT bepackten LKWs blieb von ihm angeblich nichts übrig, was man hätte aufsammeln können. Eine Explosion dieser Dimension hinterlässt kaum verwertbare Spuren außer Sprengstoffrückständen und einem gigantischen Krater. Im Umkreis von 60 Metern gabs nur noch Kleinholz. Aber es besteht kein Zweifel: Die Daten der Blutanalyse, die uns die Schweizer Behörden inzwischen ebenfalls übermittelt haben, passen haargenau.» Baker schloss den Bericht der beiden DEA-Agenten mit einem letzten Satz ab. «Einer der Täter von St. Moritz war allem Anschein nach ein wandelnder Toter. Ein wandelnder toter Amerikaner.»
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«Für einen Toten ist er aber ziemlich gut im Saft», ergriff der General das Wort. «Einmal abgesehen davon gehören Untote nicht zum Tätigkeitsbereich unserer Behörde, da wäre schon eher die New Earth Army gefragt. Der Grund für die heutige Versammlung besteht in der Bildung einer Delegation zur Untersuchung der beiden Vorfälle in Sachen Heaven's Gate .
Diese Operation ist von höchster Stelle autorisiert und außerhalb der gewohnten Bahnen. Sie alle werden zur Überprüfung der Vorfälle nach Europa reisen, spätere Destinationen folgen per separatem Befehl. Erste Station: Die Schweiz. Ich habe erwirkt, dass die DEA für diese Untersuchungen die Oberhand erhält, da wir auf die Sache als Erste aufmerksam geworden sind im Zusammenhang mit Rauschgiftbekämpfung. Wir bleiben da dran.» Der General ging zurück nach vorn zur Leinwand.
«Ergänzt wird das Team durch Mr. Havering als erfahrenem Analytiker vom FBI. Wir brauchen so schnell als möglich harte Fakten im Bezug auf diese verrückt gewordenen Kommando-Einheiten und deren Auftraggeber. Falls es sich bei St. Moritz und Somalia um zwei verschiedene Täterschaften handelt, wollen wir zumindest wissen, wer sich unseren gelben Jackpot unter den Nagel gerissen hat.» Der General wartete die Wirkung seiner Worte einen Moment lang ab.
«Diese Operation ist mir
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