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Summer Sisters

Titel: Summer Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares Nina Schindler
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einen Rucksack stecken kann. Ich weiß noch, wie der kleine Stängel beim Rennen schwankte und zitterte. Als ich den Topf mitten auf der Straße fallen gelassen habe, wären wir fast überfahren worden.
    Zuerst haben wir Ama nach Hause gebracht. Wir haben sie bis rauf zu ihrer Wohnung begleitet, wo ihr Vater völlig aufgelöst mit der Schule telefoniert hat. So haben wir erfahren, dass an diesem Nachmittag ihr Bruder auf die Welt gekommen ist. Bob.

    Anschließend sind wir zu Polly gegangen. Auf dem Weg hat Polly alle paar Schritte einen kleinen Hüpfer gemacht, wie sie es immer macht, wenn es ihr gut geht. Ich hab sie bis zur Haustür gebracht, aber ihre Mutter war nicht da. Polly sagte, das wäre nicht so schlimm, ihre Mutter würde immer die Zeit vergessen, wenn sie in ihrem Atelier arbeitete. Damals hab ich auf der Veranda vor dem Haus zum ersten Mal Dias Skulpturen gesehen - große, kahle Bäume aus kaputten Armbanduhren und alten Handys. Wir sind ums Haus herumgegangen, und Polly hat ein Fenster hochgeschoben und ist reingeklettert, als wäre das der normale Weg in das Haus.
    »Ich hatte noch nie eine Freundin, die mich nach Hause gebracht hat«, sagte sie zum Abschied durch das offene Fenster.

Polly
    Es gibt Augenblicke im Leben, wo sich die großen Teile, aus denen deine Welt besteht, verschieben. Manchmal geschehen die großen Veränderungen nicht allmählich, sondern plötzlich. So war es bei uns. An diesem Tag haben wir begriffen, dass Freundinnen Dinge für einen tun können, die Eltern nicht können.
     
     
    Zwei Tage nach Beginn der Sommerferien saß Ama auf dem Heimweg von Grace im Bus und zitterte vor lauter Aufregung. Ihr Vater hatte sie auf dem Handy angerufen und ihr erzählt, dass der Brief endlich gekommen sei. Er hatte ihr angeboten, sie auf seinem Heimweg abzuholen, aber sie wusste, dass er in seinem Taxi kommen würde, und hatte sich deshalb für den Bus entschieden. Nicht dass sie sich dafür geschämt hätte, dass er ein Taxifahrer war. Überhaupt nicht. Sie mochte es nur
nicht, dass dauernd irgendjemand versuchte, das Taxi anzuhalten. Sie wollte ganz ungestört wie bei einem normalen Vater im Auto mitfahren und nicht, als ob man sie mieten könnte. Ihr Vater war ein sehr netter Mensch, und wenn ein alter oder behinderter Mensch das Taxi heranwinkte, dann hielt er an, auch wenn er keinen Dienst mehr hatte, und manchmal ließ er sich die Fahrt noch nicht einmal bezahlen.
    Zur Freude ihrer Eltern hatte Ama ein Stipendium der »Student Leader Foundation« bekommen, was bedeutete, dass sie kostenlos an einem Sommerkurs teilnehmen durfte und die Stiftung sogar die Anfahrt zu dem Kurs bezahlte. Dieses Stipendium war eine große Ehre. Nur zweihundert Schülerinnen und Schüler im ganzen Land bekamen es jedes Jahr, und in ihrer Schule war ihre Schwester Esi die Letzte gewesen, die es erhalten hatte. Esi hatte das Stipendium sogar vier Jahre hintereinander bekommen.
    Jetzt war nur noch die Frage, an welchem Programm Ama teilnehmen würde. Als erste Wahl hatte sie in ihrer Bewerbung die Summer School in Andover angegeben, wo auch ihre Freundin Grace hinging. Aber sie wusste, dass die meisten Stipendiaten nach Andover wollten, deshalb würde das wahrscheinlich nicht klappen. Ihre zweite Wahl war ein Job als ehrenamtliche Mitarbeiterin bei »Habitat for Humanity« gewesen, ein Wohltätigkeitsprojekt, das Wohnungen für Bedürftige baute. Das würde sich in ihren Bewerbungsunterlagen fürs College später gut machen, hatte Esi ihr gesagt. Ihre dritte Wahl war ein akademischer Sommerkurs von der John-Hopkins-Universität in Baltimore gewesen.
    Als sie die Wohnung betrat, stand ihr fünfjähriger Bruder Bob schon an der Tür und wedelte mit dem dicken Briefumschlag. Ihre Eltern kamen in den Flur.
    »Ich glaube, dass es die Hopkins ist«, sagte ihre Mutter.

    Ama war es manchmal fast ein bisschen peinlich, wie sehr ihre Eltern - und sogar ihr Bruder - an ihrem Schulleben Anteil nahmen.
    Jo witzelte immer, ihre Mutter würde nicht einmal den Namen ihres Klassenlehrers kennen und ihr Vater hätte keine Ahnung, in der wievielten Klasse sie jetzt überhaupt sei.
    »Das liegt nur daran, dass die Napolis so reich sind«, hatte Amas Mutter einmal dazu gesagt. »Die brauchen sich nicht so zu kümmern wie wir.«
    »Ich wette, es ist das Wohnbauprojekt«, sagte Amas Vater.
    »Darf ich ihn aufmachen?«, brüllte Bob.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass Ama das bestimmt selber tun will«, ermahnte ihn die

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