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Summer Sisters

Titel: Summer Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares Nina Schindler
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die Natur und so?«
    »Kann sein. Keine Ahnung«, sagte Ama ungeduldig. Sie
hatte viel zu oft auf den Boden gestarrt, um beurteilen zu können, ob es hier schön war. »Wenn ich bleibe, muss ich mich an einer steilen Felswand abseilen. Und das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Wie, warum nicht? Weil ich dabei ziemlich sicher sterbe! Und das ist nur einer von tausend Gründen. Ich hab panische Angst davor. Ich hab Höhenangst.«
    »Und was ist mit dem Pony Hill?«
    Ama stutzte, überrascht und irritiert. »Was soll mit dem Pony Hill sein?«
    »Da warst du doch immer so wahnsinnig gern.«
    Ama schüttelte ungläubig den Kopf. Das war mal wieder typisch Polly - total kindisch. In solchen Momenten zeigte sich, dass Polly sie überhaupt nicht mehr kannte.
    »Polly, das hier hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Pony Hill zu tun.«
    Polly sagte nichts mehr und Ama war plötzlich ganz schlecht vor lauter Müdigkeit und Erschöpfung. Warum hatte sie bloß Polly angerufen? Auch als sie noch eng befreundet gewesen waren, war Polly die Letzte gewesen, an die man sich in so einem Notfall wenden konnte.
    »Warum liegt dir überhaupt was dran, ob ich hierbleibe oder nicht?«, fragte Ama schließlich.
    »Ich hab nur gedacht... dass es dir später vielleicht leidtut, wenn du es nicht versucht hast.«
    »Das wird mir nie leidtun«, beharrte Ama. »Im Gegenteil, das wird mich höchstens freuen.«
    »Dann ist es ja gut.«
    »Wenn ich abbreche, kriege ich wenigstens nur ein ›Nicht teilgenommen‹ und keine Sechs«, knurrte Ama.
    »Was?«
    Ama bereute sofort, dass sie das mit der Note erwähnt hatte.

    Sie hatte schon viel zu viel gesagt. Das war schon wieder etwas, das Polly garantiert nicht verstehen würde.
    »Nichts. Egal.«
    »Denk doch nur mal dran, wie weit du dann sehen könntest«, sagte Polly sehnsüchtig.
    »Wie weit ich wo sehen könnte? Was meinst du damit?«
    »Von der Felswand aus.«
    »Ich will nicht weit sehen!«, fauchte Ama. »Ich will nur nach Hause.«
     
     
    Pollys liebstes Fach im Model-Kurs hieß »Das Auge des Fotografen«. Gebannt saugte sie Farbtheorien und Kompositionsmethoden in sich auf und kritzelte dabei kleine Zeichnungen an den Rand ihres Heftes. Mr Seaver war ihr absoluter Lieblingslehrer. Er hieß mit Vornamen Geoff, war jung, locker, eher schmächtig und trug Turnschuhe und Hemden mit Paisleymuster. Alle anderen Fächer wurden von älteren Frauen unterrichtet, deren Gesichtszüge unter zu viel Make-up erstarrt waren und deren Frisuren so perfekt saßen, dass sich kein Haar bewegte.
    »Mr Seaver ist ja schwul«, erzählte eins der Mädchen, als Polly ausnahmsweise mal mit den anderen in die Snackbar ging. Sie sagte das in einem Ton, als ob Polly das interessieren müsste. Tat es aber nicht.
    Mr Seaver hatte ihre Zeichnungen gleich am ersten Tag bemerkt, aber statt wütend zu werden wie die meisten anderen Lehrer, hatte er ihr Heft genommen und die kleinen Bilder eingehend betrachtet.
    »Wow. Du bist ja ein richtiger kleiner Edward Gorey. Die Bäume hier sind unglaublich. Wie bist du denn darauf gekommen, sie so zu zeichnen?«

    Polly wusste nicht, wer Edward Gorey war, und war sich auch nicht sicher, ob ein Vergleich mit ihm gut oder schlecht war. Sie fragte Geoff, ob sie mit ihren Mini-Malereien aufhören sollte.
    »Nein, auf gar keinen Fall!«
    Anfangs hatte sie befürchtet, Geoff hätte das vielleicht ironisch gemeint, aber von da an sah er sich nach jeder Stunde ihre Zeichnungen an und lieferte eine detaillierte Kritik ab, die zum größten Teil aus Lob bestand.
    Und von da an durfte sie nach dem Unterricht immer in seinem Klassenraum bleiben und mit ihm reden oder vor sich hinmalen, während die anderen Mädchen shoppen oder essen gingen.
    Er hatte ihr ein paar von seinen Landschaftsaufnahmen und Stadtpanoramen gezeigt und erzählt, dass er sein Geld zwar als Werbefotograf und Dozent verdiene, aber im Grunde viel lieber Kunstfotografie machte.
    »Sag mal, warum willst du eigentlich Model werden?«, hatte er sie am dritten Tag gefragt.
    Polly trommelte nervös mit Zeige- und Mittelfinger auf den Tisch.
    »Meine Großmutter war auch Model«, sagte sie schließlich.
    Geoff nickte. »Wirklich? Wow. War sie erfolgreich? Wie hieß sie denn?«
    Jetzt wurde es schwierig.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Polly.
    »Du weißt nicht, wie sie hieß? Lebt sie denn noch?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aha.« Geoff wartete darauf, dass sie weiterredete.
    »Sie ist meine Großmutter väterlicherseits. Ich

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