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Summer Sisters

Titel: Summer Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares Nina Schindler
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gekannt.«
    »Er hat dich einmal gesehen, ganz früher, als du noch gekrabbelt bist.«
    »Echt?«
    »Ja. Er fand dich ›bezaubernd‹. So hat er sich ausgedrückt.«
    »Ehrlich?«
    »Ja, ehrlich.«
    »Wahnsinn.«
    »Tja. Er hat gesagt, du wärst das Beste, das ich jemals zustande gebracht hätte. Natürlich hat er ganz andere Sachen gesagt, als ich damals mit neunzehn schwanger geworden bin und es offenbar keinen Vater gab, den er hätte erschießen können.«
    »Wahnsinn«, sagte Polly noch einmal.
    Dia stützte ihr Kinn in die Hand. Ihre Wangen waren gerötet und sie kam Polly in diesem Augenblick sehr jung vor.
    »Gibt es da einen Pool?«

    »Was?«
    »Na, in dem Haus in Michigan. Gibt’s da auch einen Pool?«
    Dia schüttelte den Kopf. Sie sah aus, als ob sie gleich lachen würde.
    »Ja.«
    »Kann ich mal hinfahren?«
    »Nicht mit mir, das geht nicht. Ich hasse dieses Haus. Eigentlich sollten wir es verkaufen. Vielleicht tun wir das auch, wenn ich wiederkomme.«
    »Warum hast du mir das alles nicht schon viel früher erzählt?«
    Dia zuckte die Achseln. »Das Ganze ist ziemlich schwierig. Ich wollte warten, bis du älter bist.«
    »Und warum erzählst du es mir jetzt?«
    Dia tippte mit dem Finger auf Pollys Handgelenk. »Weil du mir jetzt vorkommst, als ob du... älter wärst.«
     
     
    Ama war glücklich, endlich wieder zu Hause zu sein. Sie freute sich über das Essen, das ihre Mutter kochte, und konnte gar nicht genug davon bekommen, geküsst und gedrückt und umsorgt zu werden.
    »Wir sind stolz auf dich«, hatte ihr Vater beim ersten Frühstück nach ihrer Rückkehr in ernstem Ton gesagt.
    »Warum?« Ama hatte noch gar nicht erzählt, dass sie eine Eins bekommen hatte.
    »Weil du dageblieben bist und zu Ende gebracht hast, was du angefangen hattest.«
    In den ersten beiden Nächten durfte Bob bei ihr im Bett schlafen, genau wie sie es immer bei Esi gedurft hatte, wenn die früher von ihren Reisen zurückgekommen war.
    Als sie nebeneinander in der Dunkelheit lagen, erzählte sie
ihrem kleinen Bruder vom Wandern und Klettern und vom Abseilen an der steilen Felswand. Sie erzählte ihm, wie schön es im Gebirge war und wie Flüsse aussehen, wenn man von oben auf sie hinunterschaut. Sie erzählte ihm sogar, wie sie im Schlaf einen Abhang hinuntergerollt und von Feuerameisen gebissen worden und wie sie danach einen ganzen Tag lang in den Wäldern umhergeirrt war. Bob hörte ihr gebannt zu, weil ihre Geschichten mehr nach einem spannenden Abenteuer klangen als nach einer Tortur. Und genauso wollte sie sich auch in Zukunft daran erinnern.
    »Wenn du mal auf der Highschool bist«, flüsterte sie ihm im Dunkeln zu, »dann darfst du auf keinen Fall die ganze Zeit in der Bibliothek und in der Schule rumhängen, okay? Und in den Ferien wanderst du auch durch die Wildnis, genau wie ich. Zwischendurch findest du das vielleicht nicht so toll, aber wenn es vorbei ist, wirst du begeistert sein, das versprech ich dir.«
     
     
    Nachdem ihre Mutter wieder nach oben gegangen war, um ihre restlichen Sachen zu packen, wanderte Pollys Blick zur offenen Speisekammer, und sie merkte, wie hungrig sie war. Das Licht in der winzigen Kammer brannte und beleuchtete all die Sachen, mit denen sie sich früher so oft getröstet hatte - Honig-Smacks, Butterkekse, Karamellsoße direkt aus der Flasche …
    Wenn der Spruch »Der Mensch ist, was er isst« stimmte, dann war ein Teil von ihr immer noch in dieser Speisekammer.
    Polly stellte sich vor, dass winzige Teilchen von ihr in all den Dingen steckten, die sie nicht gegessen hatte: Sie war in der Müslischachtel, im Brotkasten und im Erdnussbutterglas, sie
war in der Milch im Kühlschrank und in Jos Keksen auf dem Tisch.
    Sie wollte nicht mehr in winzigen Einzelteilen überall in der Küche verstreut sein. Sie wollte sich wieder zusammensetzen. Sie wollte nicht mehr dünn sein und sich von ihrem Körper abspalten, sondern wieder ganz sein. Sie wollte nicht mehr zweidimensional um die ganze Welt reisen, sondern bei ihren Freundinnen sein. Sie wollte vollständig sein.

26
     
     
     
     
    Als Ama aufwachte, fiel ihr Blick als Erstes auf das Bett gegenüber. Früher hatte Esi dort geschlafen, aber seit ein paar Tagen war es Pollys Bett. Die Decke war schon ordentlich zusammengelegt, wahrscheinlich war Polly wie immer früh aufgewacht und spielte jetzt schon mit Bob in der Küche.
    Die ganze Familie fand es schön, dass Polly bei ihnen wohnte, aber am allerglücklichsten war Bob.
    Ama freute

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