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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Schleich dich von der anderen Seite an und berühr ihn ganz vorsichtig durch die Stäbe hindurch. Aber nur mit den Fingern, steck nicht die ganze Hand in den Käfig.«
    Sie beugte sich vor und redete laut, um die Geräusche von Lilis Schritten zu übertönen. »He, Raider, böser Junge, du Bär meines Herzens, ich bin so froh, dass du noch lebst. Und du wahrscheinlich erst recht. Bist du bereit, dass ich dich rauslasse?«
    Der Bär richtete die Ohren nach vorn, er schien durcheinander. Plötzlich tapste er vorwärts, schaute aber argwöhnisch über seine Flanke zu Lili.
    »Wow«, sagte diese. »Wie warm er ist. Und wie weich sein Pelz ist.« Sie roch an ihren Fingern und ging wieder zu Sam. »Das war so cool, Tante Summer.«
    »Können wir ihn dann freilassen?«
    Lili nickte.
    Sam ließ die hintere Ladeklappe herunter und sagte Lili, sie solle hochklettern, die Käfigtür aufziehen und dahinter stehen bleiben. In null Komma nichts war Raider vom Pick-up gesprungen und im Unterholz verschwunden.
    »Weißt du, wer ihn betäubt und in den Käfig gezerrt hat?«, fragte Sam, ohne Lili anzusehen. Als das Mädchen nicht reagierte, beantwortete sie ihre Frage selbst. »Ein Mann namens Garrett Ford. Und ein Junge namens Mike Martinson hat ihm dabei geholfen.«
    »Wollten sie den Bären tatsächlich erschießen lassen?«
    »Ja«, sagte Sam. »Gegen eine Menge Geld, versteht sich.«
    Nach kurzem Grübeln sagte Lili schließlich: »So eine Scheiße.«
    Die Chois erlaubten ihren Kindern nicht zu fluchen, aber hier schien der Kommentar durchaus angebracht. Außerdem war sie nicht Lilis Mutter. Sie legte dem Mädchen einen Arm um die Schultern. »Manchmal sind die Leute nicht das, was sie zu sein vorgeben.«
    »Ein sauberes Früchtchen.« Lilis Miene wechselte von Wut zu Enttäuschung und zurück zu Wut.
    Sam fuhr sie zur Schule und hielt vor dem Gebäude. »Das ist die letzte Woche der Sommerschule, oder?«
    Lili nickte, die Hand am Griff der Autotür. »Habe ich mich schon bedankt, dass du mir bei meinem Bericht geholfen hast? Heute gebe ich ihn ab, einen Tag früher als verlangt. Ich glaube, er ist ganz gut geworden.«
    Sam legte die Hand auf Lilis lila Rucksack, um sie noch ein paar Sekunden aufzuhalten. »Ich bin stolz auf dich und auf deinen Bericht. Du solltest auch stolz auf dich sein. Lass dich von niemandem überreden, etwas zu tun, von dem du weißt, dass es falsch ist. Und lass dir ja von keinem Blödmann einreden, du oder deine Familie sei weniger wert als er.«
    Lili wirkte einen Moment lang verunsichert. Hatte Sam es mit ihren guten Ratschlägen übertrieben? Sie ließ den Rucksack los.
    »Schon kapiert«, sagte Lili und stieg aus. »Ciao.«
    Sam kehrte zum Marmot Lake zurück und ging zur Mine. Sie malte sich ihren Plan aus, in der Nähe des Parkplatzes Picknickbänke aufzustellen und auf der anderen Seite des Sees im Wald einen Campingplatz anzulegen, der nur zu Fuß erreichbar war. Wenn sie bei der Realisierung dieser Projekte doch nur mithelfen könnte! Einige Minuten lang starrte sie auf den Krater der Lucky Molly Mine. Die weiße Rose schwamm als vergammelter Blätterklumpen unten in einer Pfütze. Für sie würde diese Mine für immer mit der Explosion, dem Brand und Lisas Tod verbunden bleiben.
    Am Morgen hatte sie im Radio gehört, dass erneut eine Novellierung des Bergbaugesetzes von 1872 im Kongress gescheitert war.
    Schließlich rang Sam sich dazu durch, dem Park Service zu empfehlen, alle Hinweise auf die Existenz der Lucky Molly Mine zu beseitigen, den Krater zu verfüllen und standortgerechte Pflanzen auszusäen. Vielleicht würde sie dann irgendwann von den amtlichen geologischen Karten und aus dem Gedächtnis der Menschen verschwinden.
    »Allie hat sich immer beschwert, dass der Kasten so alt und langsam ist.« Ernest nickte zu dem Computer, vor dem Ranger Choi saß, der sich Latexhandschuhe übergestreift hatte, auf die Tastatur tippte und gebannt auf den Bildschirm starrte.
    Sie befanden sich in Allies Schlafzimmer. Choi hatte Uniform und Dienstpistole gegen Jeans und Flanellhemd getauscht. Falls Jack oder sonst ein Nachbar ihn sah, hatten sie vereinbart, ihn als Ernests Sponsor bei den Anonymen Alkoholikern vorzustellen. Ernest hatte sich das ausgedacht. Diese Heimlichtuerei hätte ihm sogar gefallen können, hätte das Ganze nicht einen so ernsten Hintergrund gehabt. Ernest ließ sich aufs Bett fallen und betrachtete traurig das Foto von der Abschlussfeier ihrer Highschool.
    »Bingo!« Choi

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