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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Blatt mit einem Fragezeichen darauf – das musste von den Jugendlichen stammen. Heutzutage schienen Teenager voll auf Symbole und superkurze Kommunikation abzufahren. Sie schrieb: Wieso nicht? hinter das Fragezeichen. Sie in deren Alter hätte es ziemlich cool gefunden, einen Bären herumzukutschieren. Mann, das fand sie sogar jetzt noch cool.
    Sie öffnete den Umschlag, in dem eine weitere Notiz von Tom steckte. Ich bin einberufen worden. Ist das zu fassen? Ende nächster Woche legt meine Einheit Richtung Afghanistan ab. Kennen Sie jemanden, der mich die letzten drei Wochen hier vertreten kann?
    Fassungslos starrte sie die Nachricht an. Das war tatsächlich kaum zu glauben. Tom musste bald 50 sein. Gott sei Dank hatte er nicht gefragt, ob sie das übernehmen wolle. Sie war wirklich nicht der Typ, Herbergsmutter zu spielen, schon gar nicht, wenn sechs heranwachsende Jungs dabei waren. Sie überlegte, wen sie überhaupt kannte, und ihr fiel tatsächlich jemand ein, der dafür infrage kam. Aber würde der Park Service ihn auch akzeptieren? Nun, sie würde sich jedenfalls für ihn einsetzen. Sie stopfte den Zettel in die Tasche und ging zum Pick-up.
    An diesem Morgen drang das Sonnenlicht nur schwach durch die noch nassen Bäume. Raider war schon fuchsteufelswild, als sie die Plane seines Käfigs hob. Sie sah auf die Uhr. Kurz nach sieben. Sie fuhr zu den Chois. Joe war bereits zur Arbeit gefahren, aber Laura und die Kinder saßen noch beim Frühstück. Sie führte sie zu ihrem Pick-up.
    »Lili, du hast doch gesagt, du willst mal einen Bären sehen.« Sie klappte die Plane zurück. Raider brüllte los, und Lilis jüngere Geschwister kreischten und wichen sofort ein paar Schritte zurück. Der Bär lief zum anderen Ende des Käfigs und hätte ihn beinahe umgekippt. Dann hockte er sich in eine Ecke und beobachtete sie argwöhnisch.
    Lili stützte sich auf einen Kotflügel und betrachtete ihn voll Sorge. »Er sieht so verängstigt aus.«
    »Er hat auch Angst. Letzte Nacht wurde mit einem Betäubungsgewehr auf ihn geschossen. Wahrscheinlich hat er jetzt vor Menschen noch mehr Angst als ohnehin schon.«
    Der sechsjährige Joseph kletterte auf die hintere Stoßstange. Laura packte ihn hinten am Gürtel, damit er dem Käfig nicht allzu nahe kommen konnte. »Wieso hat man auf ihn geschossen?«, fragte er.
    »Damit er einschläft«, klärte Tamara ihn auf. Sie wollte zeigen, was sie mit zehn Jahren schon alles wusste. »Ein Beruhigungsmittel ist so was wie ein Schlaftrunk.«
    »Damit sie ihn in einen Zoo bringen können?«
    Sam schaute zu Laura. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Wirklichkeit die jüngeren Chois verkrafteten.
    Laura nahm ihr die Antwort ab. »Böse Leute wollten den Bär irgendwo hinbringen, wo andere ihn erschießen können.«
    Alle drei Kinder schienen wie vor den Kopf geschlagen. Sam fragte sich, wie Laura ihren Kleinen wohl erklärte, was legale Jagd war.
    »Ihr wisst doch noch, wie Daddy letzte Nacht nach Hause gekommen ist, oder?«, fragte Laura weiter. »Er und Tante Summer haben diese bösen Leute verhaftet und den Bären gerettet.«
    Sam aalte sich zehn Sekunden lang im Ruhm.
    Joseph fragte: »Dürfen wir ihn behalten?«
    »Nein«, lachte Sam. »Das ist ein wilder Bär. Er muss an einem wilden Ort leben, wo nicht so viele Menschen um ihn herum sind. Laura, kannst du Lili eine Stunde entbehren? Ich bräuchte ihre Hilfe. Ich setze sie anschließend an der Schule ab.«
    »Oh, toll!«, zwitscherte Lili begeistert und rannte schon aufs Haus zu. »Ich hole nur schnell meinen Rucksack.«
    »Iss deinen Toast noch auf und putz dir die Zähne«, rief Laura ihr hinterher und scheuchte die beiden Jüngeren wieder nach drinnen.
    Auf dem Weg zum Marmot Lake sprachen die beiden nicht viel. Lili hatte den Kopf die meiste Zeit nach hinten gedreht und beobachtete Raider durch die Heckscheibe. Sie hatte ihr Haar heute zu einem lockeren Knoten hochgesteckt und es mit einem bunten chinesischen Essstäbchen befestigt. Lili entwickelte sich rasch zu einer hübschen jungen Frau, dachte Sam. Der Gedanke an all die Entscheidungen, die der 13-Jährigen bald bevorstanden, war ein wenig beunruhigend. Sam verstand, warum sich Joe und Laura Sorgen um ihre Tochter machten.
    Als sie ausgestiegen waren, fragte Sam: »Willst du ihn mal anfassen?«
    »Darf ich?« Lili strahlte übers ganze Gesicht.
    Sam kletterte auf den Kotflügel und schwang sich auf die Ladefläche. Raider rückte ans andere Ende des Käfigs.
    »Ich lenke ihn ab.

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