Summer Westin: Todesruf (German Edition)
dass sie sich mit ihm dem Höhepunkt näherte, und erst dann hatte er sie beide über die Klippe gestoßen. Der Sex war genauso gut gewesen, wie er sich das ausgemalt hatte. Er hatte immer vermutet, dass Summer Westin, wenn sie sich ihm denn hingab, voll und ganz bei der Sache sein würde, und er hatte sich nicht getäuscht. Er verlagerte das Gewicht auf einen Ellbogen und ein Knie und strich ihr sanft eine Strähne ihres silberblonden Haars aus dem Gesicht. »Es war mir ein Vergnügen, Ma’am.«
»Mir auch.«
Er lag an sie geschmiegt, ein Bein über ihre Beine gelegt. Da, wo seine Haut ihre berührte, war sie noch immer heiß, überall sonst kühlte sie jedoch rasch ab. Der Mond und die Sterne über ihnen boten einen faszinierenden Anblick, und um sie herum quakten die Königslaubfrösche. Es hätte unglaublich romantisch sein können, wäre sein Rücken nicht so kalt gewesen.
Sie streichelte seine Schulter, während sie mit der anderen Hand ziellos über den Stoff unter ihnen fuhr. Ihr verträumter Blick wurde etwas klarer. »Das ist ja ein Schlafsack«, sagte sie.
Er lachte. »Dir entgeht auch nichts, oder?«
Sie packte ihn am Ohr und verdrehte es, dann hob sie den Kopf und küsste ihn sanft. Sie schmeckte nach Seewasser.
Als sie ihn freigab, sagte er: »Ich hatte gehofft, du würdest mich in dein Zelt einladen.«
Jetzt war sie diejenige, die lachte. »Ganz schön anmaßend.«
»Mir friert allmählich alles ab.«
»So kalt ist es nun auch wieder nicht.« Sie vergrub die warmen Finger in seinen Hinterbacken, wodurch automatisch andere Teile ebenfalls zusammengedrückt wurden. Chase riss die Augen auf. »Ich glaube, noch hat die Unterkühlung nicht eingesetzt.«
Von einer Sekunde auf die andere war er wieder scharf auf sie. Aber diesmal wollte er sie noch viel langsamer lieben. Stöhnend stemmte er sich hoch und half ihr auf die Beine. Jetzt war seine Brust genauso kalt wie sein Rücken, und das hatte den gleichen Effekt wie eine kalte Dusche. »Das Zelt?«
Lachend griff sie nach ihren Sachen und rannte barfuß und mit nacktem Hintern durch den Wald. Er konnte gerade noch seine Kleidung und seinen Schlafsack zusammenraffen, bevor sie in der Dunkelheit zwischen den Bäumen verschwunden war. Unterwegs verlor er einen Stiefel und musste stehen bleiben, um ihn aufzuheben. Als er wieder hochkam, war sie nirgendwo mehr zu sehen.
Dann ging zwischen hohen Farnen ein Licht an, und er konnte ein grünes Ripstop-Zelt ausmachen, das größtenteils unter einem großen Lebensbaum versteckt war. Als er hineinkroch, wartete sie bereits im geöffneten Schlafsack auf ihn.
16
Am Morgen fand sich Chase zu seiner Überraschung allein im Zelt wieder. Wie zum Teufel hatte sie es geschafft, sich davonzuschleichen? Wieso hatte sie ihn nicht geweckt? Summer Westin war eine Frau, die einem immer wieder durch die Finger glitt. Er wand sich aus dem Schlafsack und fluchte beim Anziehen über die Enge in dem winzigen Zelt.
Nachdem er den Reißverschluss der Moskitotür heruntergezogen hatte und aus dem Zelt gekrabbelt war, richtete er sich zu voller Länge auf und streckte sich. Summer stand etwa 100 Meter entfernt mit dem Rücken zu ihm. Chase ging auf sie zu, und als er näher kam, sah er, dass sie mit einer Tasse dampfendem Kaffee in der Hand am Rand des Minenschachtkraters stand. »Der Kaffee sieht gut aus.«
Sie reichte ihm die halbvolle Tasse.
»Danke.« Er trank einen Schluck. Normalerweise mochte er seinen Kaffee schwarz, aber es war nur gut, dass ihrer Milch enthielt, denn sie hatte eine Art Wildnis-Espresso gebraut, der ihm ohne Verdünnung den Schmelz von den Zähnen geätzt hätte. »Wie hast du es geschafft, dich in diesem Plastikbeutel anzuziehen, ohne dass ich davon wach geworden bin?«
Sie lachte. »Ich habe meine Sachen mit nach draußen genommen.«
»Wieso hast du mich nicht aufgeweckt?«
»Es war noch nicht mal sechs. Und du hast so ausgesehen, als wärest du noch im Tiefschlaf.«
Der Gedanke, dass sie ihn im Schlaf beobachtet hatte und über ihn hinweggekrochen war, ohne dass er davon wach geworden war, beunruhigte ihn. Normalerweise war er derjenige, der sich im Morgengrauen verdrückte.
»Du hättest mich wach machen sollen. Was treibst du überhaupt hier?«
»Ich glaube, hier ist das verschwundene C4 abgeblieben.« Sie starrte auf den Grund des Kraters. »Ich wette, das war die Explosion, die ich in der Nacht gehört habe, als das Feuer ausbrach.«
»Durchaus möglich. Aber dafür kann nur ein
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