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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Er schien ständig auf Achse zu sein.
    Seine Arme fühlten sich so gut an. So stark und sicher und warm. Ihr Kopf lag an seiner Brust, direkt oberhalb seines Herzens, dessen regelmäßiges Schlagen etwas Beruhigendes hatte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hätte sie am liebsten losgeheult.
    »Genau, wie ich es mir gedacht habe«, murmelte sie in seine Jacke. »Ich glaube, wir wissen beide, dass ich nicht der Typ Frau bin, der im Auto wartet.« Nie hatten sie genug Zeit füreinander. »Ich will nicht, dass du zu spät kommst.«
    Er ließ die Arme sinken. »Ich werde die Kollegen in Seattle bitten, sich Lisas Fall anzunehmen«, versprach er. »Und ich werde Garrett Ford und Ben Rosen überprüfen. Ruf mich so oft wie möglich an.« Er sah sie eindringlich an. »Bitte übernachte wieder in der Unterkunft, Summer.«
    Obwohl sie wusste, dass er nur ihr Bestes wollte, fand sie seine Hartnäckigkeit ein wenig lästig. »Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie.
    Sein Blick sprach Bände. Er wusste, dass sie log. Chase öffnete die Fahrertür und sagte: »Na gut, aber pass auf dich auf, mi corazón .«
    Wie sollte sie ihn jetzt nennen, was erwartete er? »Chase« klang inzwischen zu brüderlich. »Liebhaber« kam ihr geschmacklos vor. »Liebling« oder »Schatz« hatte sie nie gemocht – für sie waren das Füllsel, die von Leuten benutzt wurden, denen es zu mühsam war, sich Namen zu merken.
    »Hüte dich vor den bösen Buben, querido .« Das spanische Wort kam ihr ein wenig schwerfällig über die Lippen, aber es war lange nicht so beängstigend wie irgendein englisches.
    Er grinste, und es machte sie lächerlich glücklich, dass ihm das Wort gefiel. Dann küsste er sie ein letztes Mal, und schon war er fort.
    Sam ging den Weg zurück und verweilte eine Zeit lang am Ufer des Sees. In der Nähe des gegenüberliegenden Ufers pflügte ein Seetaucher eine Schneise in die glatte Wasseroberfläche – ein Anblick, der ihr Herz normalerweise hätte höher schlagen lassen. Aber jetzt wünschte sie sich, Chase wäre noch da und würde diesen Augenblick mit ihr zusammen erleben.
    Nicht gerade ein angenehmes Gefühl. Es war, als wäre ein Teil von ihr mit Chase davongefahren. Empfanden andere Frauen auch so für ihre Männer? An manchen Tagen war Sam überzeugt, mehr von Schmetterlingen und Königslaubfröschen zu verstehen als von ihrer eigenen Spezies.
    Sie wanderte durch den teils grünen, teils schwarzen Wald zurück zu ihrem Zelt. Gestern Abend, bevor Chase aufgetaucht war, hatte sie sich allein richtig wohlgefühlt. Jetzt, wo sie unter den Bäumen lief und an die mysteriösen Nummern an deren Stämmen dachte, fühlte sich das Alleinsein eher unheilvoll an.
    Sam vervollständigte ihre Notizen vom Vortag, kochte sich einen Eintopf aus Konzentrat und machte sich anschließend wieder an ihre Katalogisierungsarbeit. Dafür fuhr sie so nah wie möglich an die östliche Grenze ihres Gebiets, von wo aus sie loswanderte und fünf Stunden lang in einem Bereich, den sich noch nicht dokumentiert hatte, Proben nahm und Tiervorkommen notierte. Die rotbäuchigen Salamander, die 15 Zentimeter langen Bananenschnecken sowie die Douglashörnchen mit ihren flauschigen Ohren waren zwar weit verbreitet, und doch immer wieder ein gern gesehener Beweis für ein intaktes Ökosystem. Ein Stachelschwein, das die Rinde von einem tief hängenden Pinienzweig knabberte, bereitete ihr eine erfreuliche Überraschung – sie hatte schon seit Jahren keins mehr gesehen. Sie versuchte, auch möglichst viele Pflanzen zu erfassen, in dem Wissen, dass Mack irgendwann eine gründlichere botanische Dokumentation erstellen würde.
    Sie fand weder unerlaubt an die Bäume genagelte Schilder noch Reifenspuren oder Patronenhülsen. Der unversehrte Wald hob ihre Stimmung. Genau das war immer ihr Traum gewesen, dass sie Geld dafür bekam, die Wildnis zu erforschen und Zwiesprache mit Tieren und Pflanzen zu halten. Tiere hatten ihr nie auch nur ansatzweise so viel Kummer bereitet wie Menschen.
    Zuallererst ihr Vater, der darauf bestanden hatte, sie müsse Gott danken, dass ihre schwer kranke Mutter überhaupt so lange gelebt hatte. Sam hatte nicht die Spur Dankbarkeit empfunden. Würde sie die Hochzeit durchstehen, ohne ihrem katastrophalen Sündenregister weitere Minuspunkte hinzuzufügen?
    Dann Leute wie diese Wilderer oder die, die diese üblen Schilder anbrachten: Menschen, die wilde Pflanzen und Tiere entweder als Schädlinge oder als Waren betrachteten. Und dann

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