Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
Fotografin?«
»Sie ist Superwoman«, sagte Kent. »Die ultimative Superfrau.«
Sam hieb ihm den Ellbogen in die Seite.
Perez nahm wieder seinen Block zur Hand. »Dann sind Sie Journalistin.« Bei ihm hörte sich das wie ein Schimpfwort an.
»Nicht bei der Tagespresse«, berichtigte sie. Obwohl sie sich ein wenig illoyal Adam gegenüber vorkam, wollte sie auf keinen Fall mit dem Fernsehteam in einen Topf geworfen werden, dem sie gerade begegnet war. »Ich schreibe und fotografiere freiberuflich. Und meine Themen sind ausschließlich wilde Tiere und das Leben in der Natur.« Dann erwähnte sie den SWF, und Perez notierte das ebenfalls.
»Und jetzt ist sie auch online, Sie wissen schon, Internetartikel und so was«, schaltete Kent sich eifrig ein.
Der FBI-Beamte kritzelte noch mehr auf seinen Block. »Also eine Bloggerin.« Das sagte er auf eine Weise, die sie vermuten ließ, er hege nicht gerade viel Respekt für dieses Medium.
Himmel. Das hatte ihr gerade noch gefehlt: in einen Topf geworfen zu werden mit diesen ganzen unbezahlten Bloggern, die Rezepte oder Tipps für Hundebesitzer austauschten. »Ich werde für meine Artikel bezahlt«, betonte sie.
»Verstehe.« Perez hob den Blick. »Was wissen Sie über Zachary?«
»Ein blonder Zweieinhalbjähriger. Verschwand gestern Abend vom Campingplatz. Süßer Kerl, hatte ein paar Kratzer im Gesicht.«
Jetzt hatte sie seine Aufmerksamkeit. »Woher haben Sie diese Beschreibung?«
»Ich habe ihn gesehen. Etwa um halb sechs, zwanzig vor sechs gestern Abend.« Sie beschrieb die Begegnung.
»Und Sie haben ihn nicht zu seinen Eltern gebracht?«
Sie zuckte zusammen. »Er ist einfach losgestiefelt, den Weg zum Campingplatz hinunter. Sein Vater hat mir zugewinkt.«
»Dann kennen Sie Mr Fischer?«
Der direkte Blick des Agenten war ihr unangenehm. »Nein, das heißt damals noch nicht. Ich habe ihn erst heute Morgen kennengelernt.«
»Sind Sie denn sicher, dass Mr Fischer der Mann war, der Ihnen zugewunken hat?«
Vor ihrem geistigen Auge ließ sie noch einmal die Silhouette des Mannes erstehen. Das kantige Profil, die Ausbuchtung im Nacken. War das Fred Fischer? »Es war sehr dunkel« murmelte sie.
Perez trat einen Schritt vor. »Sie sind aber sicher, dass Zack den Mann erreicht hat?«
Brombeerdornen, die sie festhielten, das kurze Aufleuchten von Zacks Sweatshirt, bevor er im Dunkeln auf dem Pfad am Fluss verschwand. Wie konnte sie bloß einen Zweijährigen einfach davonlaufen lassen?
»Haben Sie Zachary bei dem Mann gesehen?« drängte Perez.
»Nein!« Das Wort kam zu laut heraus. Sie schluckte und redete leiser weiter. »Ich habe nur gesehen, wie er fortlief, den Weg runter, an dessen Ende der Mann stand.« Sie ballte die Finger der linken Hand, als sie sich daran erinnerte, wie die kleinen Finger des Jungen weggerutscht waren. Ich bin schuld, ich habe ihn gehen lassen.
»Wo sind Sie untergekommen?«, fragte Perez. »Vielleicht muss ich noch einmal mit Ihnen sprechen.«
»Heute Nacht bin ich im Wagon Wheel Motel in Las Rojas. Was morgen ist, weiß ich noch nicht. Falls ich bei der Suche nach Zack helfen kann, werde ich es tun. Obwohl es gut sein kann, dass er schon nicht mehr im Park ist.«
Der Mann vom FBI sah sie einen Augenblick nachdenklich an. Wie bekam er den Scheitel bloß so genau hin?
»Wie kommen Sie darauf?«
Beim Aufzählen der Gründe nahm sie die Finger zu Hilfe. »A: wir haben bislang noch keine Spur von ihm gefunden; B: ein Zweijähriger kann allein nicht sehr weit gelaufen sein; C: der Mann am Ende des Pfads.«
Ein Hubschrauber donnerte über ihre Köpfe hinweg, sehr langsam und dicht über dem Boden. Sam legte die Hände schützend über die Ohren.
Als der Hubschrauber weit genug weg war, sagte Kent: »Zivile Luftsicherung.« Freiwillige Rettungstrupps.
Perez nickte, wandte sich um und streifte mit auf dem Rücken verschränkten Händen über den Platz, besah sich alles langsam und gründlich. Kent folgte ihm zur Felszunge.
»Da hat die Mutter den Jungen das letzte Mal gesehen«, stellte Kent fest.
Perez nickte wieder und ging um die runde, flache Erhebung herum, nahm den Felsen von allen Seiten in Augenschein. Dann blieb er neben einem dichteren Strauch stehen und starrte auf den Boden. Er sah hoch. »Könnte es ein Puma gewesen sein?«
Sam kam näher und spähte über Perez’ Schulter auf einen Abdruck mit vier Zehen. »Das war ein Hund. Sehen Sie die Zehenabdrücke. Pumas ziehen die Krallen ein.«
»Definitiv ein Hund«, stimmte
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