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Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Beason
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um.
    Durch das Herbstlaub schien die Sonne auf den Kiesweg und tauchte alles in goldenes Licht. Vögel zwitscherten in den Bäumen. Wie konnte an einem so schönen Tag bloß etwas so Grauenhaftes geschehen? Wie ungerecht! Obwohl sie natürlich wusste, dass es nicht um Gerechtigkeit ging. An dem Sommermorgen als ihre Mutter gestorben war, hatte es nach wilden Rosen geduftet, und sie hatte ihren ersten Steinadler gesehen. Damals war sie gerade neun geworden.
    Sie glitt vom Tisch und ging zu der Felszunge, auf der Jenny und Fred Fischer am Morgen gesessen hatten. Dort hatte die Mutter Zack zuletzt gesehen. Sam ging in die Hocke und versuchte, die Welt mit den Augen des kleinen Jungen zu sehen.
    Überall Vögel. Ein Streifenhörnchen zwischen den Sträuchern. Den Fluss sah sie zwar nicht, hörte aber das gleichmäßige Rauschen. Wasser übte eine enorme Anziehungskraft auf Kinder aus. Zweifellos war Zack deshalb gestern auf dem Parkplatz aufgetaucht.
    Durch die Bäume konnte sie das Wohnmobil von Wilson sehen. Also konnte er auch den spielenden Jungen gesehen haben. Dieser Wilson mit seinen Legosteinen und den Zookeksen.
    Etwas Orangefarbenes unter einem Busch fesselte ihre Aufmerksamkeit. Sam griff danach. Es war der Plastiklaster, den Jenny in der Hand gehabt hatte. Würde sie ihn nicht wiederhaben wollen? Das wäre auch eine gute Gelegenheit, um noch einmal mit den Eltern zu sprechen.
    Plötzlich spürte sie ein Kribbeln in der Wirbelsäule, als ob jemand sie beobachtete. Sie sah zum Wald. An einer großen Gelbkiefer lehnte ein schlanker Mann, dessen grauer Anzug und dunkelroter Schlips zwischen den knorrigen Bäumen und dem zertrampelten Gras völlig deplaziert wirkte. Die Arme hielt er über der Brust verschränkt. Seine dunklen Augen sahen sie misstrauisch an.
    »Wer sind Sie?«, fragte er.

5
    Sam richtete sich auf. »Sie haben mich zu Tode erschreckt. Also ist es wohl an mir, hier Fragen zu stellen. Wer sind Sie?«
    In seinen Augen glitzerte es. Ärger? Oder gar Erheiterung? Er fasste in seine Jackentasche und zog ein Ledermäppchen raus, trat einen Schritt vor und klappte es auf. »FBI.«
    Oben das goldene Abzeichen, unten das Foto. Sie nahm ihm den Ausweis ab und verglich das Foto mit dem Mann. Gut sah er auf dem Bild aus, ein bisschen ernst vielleicht. Im Original war sein Aussehen noch besser. Rabenschwarzes Haar, ein markantes Kinn mit dem leichten Blauschimmer von Bartstoppeln unter der bronzefarbenen Haut. Die Augen dunkelbraun, nicht wie Schokolade, sondern viel klarer. Wie starker Tee vielleicht, oder ein teurer Cognac.
    »Special Agent Chase J. Perez«, las sie vor.
    Er nahm den Ausweis wieder zurück und klappte ihn zu. »Gut. Nun wissen wir ja beide, wer ich bin. Und wer sind Sie?«
    »Summer Westin.«
    Er steckte den Ausweis weg, suchte nach einem Stift und zog ein kleines Notizbuch aus der Hosentasche. »Wie schreibt sich das?«
    »Summer?«
    Seine Lippen zuckten, aber er sah weiterhin auf Stift und Block. So viel Haltung musste man erst einmal haben. »Alles.«
    Sie buchstabierte.
    »Zweiter Vorname?«
    Das kam ihr nicht so schnell über die Lippen. »Alicia.«
    Nun blickte er auf.
    »Ich verwende ihn nie«, erklärte sie.
    Er sah sie skeptisch an. »Ausweis.«
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Nein. Aber erst das Spielzeug.« Er griff in eine Innentasche der Jacke und hielt ihr eine durchsichtige Plastiktüte mit Reißverschluss hin.
    Sie kam sich wie ein auf frischer Tat ertappter Ladendieb vor, als sie den Laster hineinwarf.
    »Jetzt den Ausweis«, sagte er und zog den Reißverschluss zu.
    Genervt prustete sie die Luft durch die geschlossenen Lippen. »Ist im Auto.« Sie stapfte die fünfzig Meter zum Wagen, glitt auf den Fahrersitz und kramte in ihrem Rucksack nach dem Portemonnaie. Durch die Windschutzscheibe sah sie, wie Perez sie beobachtete. Seine rechte Hand verschwand unter der Jacke. Wahrscheinlich ruhte sie dort auf einem Pistolenholster, falls sie mit einer Waffe aus dem Wagen stieg.
    Sie brachte ihm ihren Führerschein. Er schrieb sich die Nummer und ihr Geburtsdatum auf, drehte die Plastikkarte hin und her, und sah sich dann ihr Foto an, verglich es peinlich genau mit ihrem Gesicht.
    »Quetschen Sie jetzt jeden im Park aus?«, fragte sie.
    Wieder der Anflug eines Lächelns. Aber er presste die Lippen fest zusammen. »Nur Frauen aus Bellingham, Washington, die sich mit einem Spielzeuglaster aus dem Staub machen wollen.« Er gab ihr den Führerschein zurück.
    »Ich wollte mich nicht

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