Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
dass Apollo am Fluss ganz in der Nähe des Campingplatzes gewesen war. Alle würden hinter dem Pumamännchen her sein. Und auf jeden Puma schießen und wahrscheinlich nicht nur einen erlegen. Allerdings würde das Blutbad Zachary Fischer auch nicht helfen. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie alles so genau beschrieben, und der vermaledeite Adam ihre Informationen auch noch gegen sie verwandt hatte.
Etwa zwei Stunden später erblickte sie Perez’ schlanke Gestalt am Dripping Rock. Der Ort war eine willkommene Oase mit kühler und feuchter Luft, richtig erfrischend nach dem langen Marsch unter intensiver Sonneneinstrahlung. Hängende Gärten aus hellgrünen Flechten und zarten Farnen bedeckten die Kalksteinwände, stetig fielen Tropfen in den feinen Sand am Boden.
Perez blockierte den Durchgang, ein Fuß stand auf dem Felsabsatz. Seine Hose war immer noch makellos, die Bügelfalten saßen ebenso korrekt wie am Morgen, stellte sie ärgerlich fest. Roter Staub bedeckte ihre Hose, unter den Achseln des türkisfarbenen T-Shirts hatten sich Schweißflecken gebildet, und an ihrer Stirn klebten Haarsträhnen, die sie mit der Hand zur Seite schob.
»Hat man hier Zacks Schuh gefunden?«, fragte sie.
Er zeigte mit dem Daumen weiter nach oben. »Dort.«
Sie schraubte ihre Flasche auf, trank einen Schluck lauwarme Flüssigkeit und ließ den Blick schweifen. Die Pappeln und Weiden im Tal standen in der Blüte der kurzen jährlichen Farborgie. In zwei Wochen würden die Blätter braun sein, in einem Monat die Bäume kahl. Der Fluss schlängelte sich wie ein glänzendes, grünes Band durch die roten Felsen. Oktober war ihr liebster Monat in den Bergen: kühl am Morgen, sonnig am Nachmittag, golden schimmernde Pappeln zwischen den immergrünen Sträuchern und Büschen.
»Netter Ausblick.« Perez klang wehmütig. Dann wandte er sich um und bedeutete ihr, ihm auf dem Pfad zu folgen. »Kommen Sie. Ich habe hier etwas, bei dem ich die Hilfe einer Expertin brauche.«
9
Sam und Perez stiegen eine der steilen Serpentinen hoch, die sich im Zickzack den Berg hinaufschlängelten. Über ihnen erschallten schrille Rufe nach Zack. Rescue 504 war immer noch unterwegs.
Neben dem Weg fiel der Fels steil ab, da und dort ragten Kakteen und Mesquitebäume aus dem Gestein, zuweilen hatte auch ein mutiger Wacholder Wurzeln in einem Spalt geschlagen. Etwa sechs Meter über einer Yucca, an der ein orangerotes Band flatterte, blieb Perez stehen. Er stieg über die Steine, die den Weg markierten, und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
Sie ließ ihren Rucksack am Rand stehen und stieg zu ihm hinunter.
»Ist das ein Pumahaufen?« Perez zeigte auf etwas Dunkles am Boden.
»Losung nennt man das.«
»Das ist also die amtliche Bezeichnung für einen Pumahaufen?« Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung, aber in seinen Augen glitzerte es wieder.
Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu lächeln. »Genau.«
Sam kniete sich hin und untersuchte den Kot genauer. Rötlich mit kleinen Samen. »Stammt wahrscheinlich von einem Katzenfrett. Die fressen hauptsächlich Früchte. Pumalosung würde Fell und eventuell Knochenstückchen enthalten. Kein Puma mit Selbstrespekt vergreift sich an Beeren.«
Perez sah finster auf den Kothaufen.
»Tut mir leid, wenn Sie das enttäuscht«, sagte Sam.
Der Absatz, auf dem die Yucca stand, war kreuz und quer mit Fußspuren übersät. »Toll, wie Sie den Tatort sauber gehalten haben.«
Er verdrehte die Augen.
»Was für Schuhe trägt eigentlich Fred Fischer?«, fragte Sam.
»Laufschuhe von Nike. Gibt’s wie Sand am Meer.« Perez zeigte auf mehrere verwischte Abdrückte im Sand, die von Nike-Schuhen stammen konnten. »Die Hälfte der Helfer trägt welche.«
Sam fiel wieder der Camper mit dem Mickey-Mouse-T-Shirt ein. »Und welche Schuhe trägt der merkwürdige Wilson?«
»Glaube kaum, dass der Mann acht Kilometer auf einem steilen Pfad steigen könnte«, sagte Perez. »Aber ich überprüfe das.« Er seufzte schwer. »Kriminelle sollten gezwungen werden, extra für sie angefertigte Schuhe zu tragen, mit Initialen auf den Sohlen.«
Sam hob eine Augenbraue. »Vielleicht sollte man die ihnen bei der Entlassung aus dem Gefängnis geben.«
»Das wäre zumindest ein Anfang«, sagte Perez und verzog erneut keine Miene. Entweder besaß er einen sehr trockenen Humor oder gar keinen. »Wir befinden uns hier im Pumarevier, nicht wahr?«
Sam sah sich um. Ein Puma käme in dem steinigen Gelände gut zurecht, die Tiere konnten fast
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