Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
Zentimeter Sand auf den Felsen – reines Glück, wenn man da überhaupt Abdrücke findet.«
Der Polizist nahm eine kleine Kamera heraus und machte mehrere Aufnahmen von den Spuren.
»Das heißt nur, dass ein Puma irgendwann hier in der Gegend war«, erklärte Sam. »In letzter Zeit gab es keine Niederschläge, die Abdrücke könnten seit Monaten hier sein. Ebenso gut hätte Zacks Schuh oben vom Weg herunterfallen können. Höchstwahrscheinlich ist es eher ein Mensch gewesen, der ihn verschleppt hat.«
Perez sah sie düster an.
»Wenn weiter nichts ist …«, sagte sie.
Es war weiter nichts. Sie machte sich wieder auf den Weg, diesmal schwer atmend. Verdammt! Jetzt würde Perez berichten, dass man Pumaspuren nahe der Stelle entdeckt hatte, an der Zacks Schuh gefunden worden war, und damit den wütenden Forderungen, die Pumas zu töten, weiter Nahrung geben. Sie musste Zack einfach finden.
Der Weg war steil und führte in die Berge. Warum sollte jemand Zack so weit ins Hinterland verschleppen? Es gab nur einen Grund: Man wollte ihn verstecken – tot oder lebendig. Sie ging ihre Liste der Verdächtigen durch.
Fred Fischer. Er hatte zugegeben, den Park zu kennen, und niemand wusste, wo er die ersten Stunden nach Zacks Verschwinden verbracht hatte.
Jenny Fischer? Nein. Sam hielt sich noch einmal die Szene vor Augen, als Jenny ihnen den kleinen Laster gezeigt hatte, und strich die Mutter des Jungen von der Liste. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau so überzeugend Schmerz vorspielen konnte.
Ein Pädophiler? Sofort fiel ihr Wilson ein. Doch selbst wenn der Widerling wirklich ein Kinderschänder war, warum sollte er sich die Mühe machen, ein Kind ins Hinterland zu verschleppen? Er hätte Zack doch einfach in sein Wohnmobil stecken und abhauen können. Noch dazu hatten die Ranger ihn bereits als wenig verdächtig eingestuft.
Vielleicht ein unbekannter Entführer? Jemand, der ein Kind haben wollte? Doch warum mit dem Kind auf die Hochebene ziehen statt einfach wegzufahren? Sie konnten die Posten an den Toren bemerkt haben, wie Perez gesagt hatte. Das Gebiet war langgestreckt, aber recht schmal, an der engsten Stelle nur zwanzig Kilometer breit. Für einen kräftigen Wanderer keine Entfernung. Ihr fiel Kents Bemerkung über Leute ohne Zuhause ein. Vielleicht hatte ein einsamer Wanderer die Gelegenheit genutzt, sich ein unbeobachtetes Kind zu schnappen.
Buck Ferguson? Niemand hatte ihn in der Nacht von Zacks Verschwinden im Auge behalten. Und Ferguson kannte sich ebenfalls im Park aus. Hatte viele loyale Mitstreiter, die ihm gerne helfen würden. Er wäre sicher versucht, eine solche Situation auszunützen, um es den Pumas in die Schuhe zu schieben.
Mit neuer Kraft stieg sie weiter. Buck Ferguson einer Straftat zu überführen, würde ihr sicher den Tag versüßen. Doch alle Überlegungen führten sie zurück zu dem vermissten Kind. Als Erstes musste sie Zachary Fischer finden.
Mittags rastete sie am Jade Pool. Vom Hang tropfte Wasser in ein kleines natürliches Becken. Das glitzernde grüne Moos an den Wänden hatte dem Ort seinen Namen gegeben. Sie gab sich fünf Minuten, um einen Bagel mit Erdnussbutter herunterzuschlingen und ein paar Schlucke lauwarmes Wasser zu trinken. Dann ging sie weiter, immer auf der Suche nach Anzeichen für die Anwesenheit eines Kleinkinds.
Neben dem Pfad ging es steil nach unten, und es gab kaum Vegetation – hier konnte man kein Kind verstecken. Aber Sam wusste von Spalten und Rissen im Gestein. Leider lagen sie weitab vom Pfad, und es kostete viel Zeit, überall gründlich nachzuschauen, aber sie zwang sich, jede einzelne zu überprüfen. Doch alles, was sie fand, war eine Zellophantüte, in der einst Kartoffelchips gewesen waren.
10
Die Echse erstarrte, ihre langen Zehen gruben sich in die Flechten auf dem Stein. Die glänzenden schwarzen Augen flitzten in den Höhlen hin und her.
Auf dem Kopf das markante Leopardenmuster, auf dem Hals die schwarzen Tigerstreifen. Weiße Flecken auf den runden seegrünen Schuppen von Körper und langem Schwanz.
Kent bewegte sich nicht, stand noch immer einen Fuß vor dem anderen, genau so, wie er das Reptil erblickt hatte. Crotaphytus collaris, ein Halsbandleguan, auch als Bergstreuner bekannt. Diese Leguane waren sehr schreckhaft und normalerweise schon fort, bevor man erkennen konnte, um was es sich handelte.
Es kam einem Wunder gleich, dass er heute überhaupt einen zu Gesicht bekam. In den letzten fünf Stunden war nicht
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