Sumpfblüten
Sie sich noch an diesen ›Hurrikanmord‹ vor ein paar Jahren? Dieser Typ, der seine Frau um die Ecke gebracht und versucht hat, es so aussehen zu lassen, als sei sie bei einem Sturm ertrunken?«
»Unten in Florida«, sagte Lily. »Klar, ich erinnere mich.«
»Sie war die Freundin von dem Ehemann«, meinte Dealey. »Die, die das Buch geschrieben hat.«
»Wirklich? Ich habe das erste Kapitel im Cosmo gelesen.« Lily Shreave war verwirrt. Die Frau hatte den Baumpfleger als absoluten Hengst im Schlafzimmer geschildert. Warum in aller Welt war sie dann scharf auf Boyd?
»Lassen Sie mich die Bilder sehen«, verlangte sie.
Dealey zuckte die Achseln und reichte ihr den Umschlag. »Es ist die typische Routine. Drinks nach der Arbeit, dann zu ihr. Oder manchmal ein später Lunch, ehe sie zur Arbeit gehen. Habe ich erwähnt, dass sie Single ist?«
Lily Shreave hielt das erste Foto hoch. »Wo ist das gemacht worden?«
»In einem Restaurant, einem T. I. G Fridays. Er hat Rippchen bestellt und sie einen Salat.«
»Und das hier?«
»Vor Miss Fondas Wohnungstür«, sagte Dealey.
»Sie ist eine richtige Amazone, wie?«
»Ihrem Führerschein nach genau einsachtzig.«
»Wie alt?«
»Dreiunddreißig.«
»Genauso alt wie ich«, bemerkte Lily Shreave. »Gewicht?«
»Ich weiß es nicht mehr.«
»Sind das Blumen, was er da in der Hand hat?« Lily Shreave studierte das körnige Farbfoto.
»Ja, Ma’am«, bestätigte Dealey. »Tausendschönchen und Schleierkraut«
»Gott, er ist so was von einfallslos.« Lily Shreave konnte sich nicht mehr erinnern, wann ihr Mann ihr das letzte Mal einen Blumenstrauß mitgebracht hatte. Sie waren seit fünf Jahren verheiratet und hatten seit fünf Monaten nicht mehr miteinander geschlafen.
»Das ist das erste Mal, dass er fremdgegangen ist«, sagte sie.
Dealey nickte. »Sie haben Ihren Beweis. Sie können ihm das letzte Hemd ausziehen.«
Lily Shreave lachte ätzend. »Was denn für ein Hemd? Der Mann kann kaum die Reinigung für seine eigenen Klamotten bezahlen. Ich will eine schnelle Scheidung, das ist alles, und dass er mir keine Scherereien macht.«
»Dann zeigen Sie ihm einfach die Bilder«, riet Dealey. »Und heben Sie Nummer sechs bis ganz zum Schluss auf.«
Boyd Shreaves Frau blätterte den Stapel durch, bis sie es fand. »Meine Güte«, stieß sie hervor und spürte, wie ihr Gesicht rot anlief.
»Ein Imbiss drüben an der Summit Road. Am helllichten Tag«, erläuterte Dealey, der das Foto von einem geparkten Auto aus gemacht hatte. Die Kamera war eine digitale Nikon mit Motorantrieb und einem 400-mm-Teleobjektiv.
»Bläst sie ihm da tatsächlich einen?«, fragte Lily Shreave.
»Meiner Expertenmeinung nach, ja.«
»Und was zum Teufel isst er da?«
»Ein Sandwich. Putenbrust und Salami auf einem Baguettebrötchen mit sauren Gurken und Zwiebeln, ohne Salat«, antwortete Dealey.
»An all das können Sie sich erinnern, aber Sie wissen nicht mehr, wie viel sie wiegt?« Lily Shreave lächelte und schob den Fotostapel wieder in den Umschlag. »Ich weiß, was Sie im Schilde führen, Mr. Dealey. Sie versuchen, meine Gefühle nicht zu verletzen. Wenn ich im Stress bin, neige ich dazu, ein paar Pfündchen zuzulegen, sicher, und in letzter Zeit war ich ziemlich im Stress. Aber keine Angst, ich komme schon wieder auf Größe 36, wenn ich diesen Trottel erst abgeschossen habe. Also sagen Sie mir -was wiegt sie?«
»140 Pfund«, antwortete Dealey.
»Ach, kommen Sie.«
»Genau. Die Leute lügen immer bei den Angaben auf ihren Führerscheinen.«
»Ich meine, sie ist einsachtzig groß, also kommen Sie.«
»Wie gesagt, Mrs. Shreave, das sollte keine Rolle spielen. Ehebruch ist Ehebruch.«
Boyd Shreaves Frau zog ihr Scheckbuch hervor. »Ich frage Sie mal was anderes über Miss Fonda. Glauben Sie, sie hat ihn dazu angestiftet? Ich rede von diesem Baumschneider, der seine Frau umgebracht hat. Ist es möglich, dass diese Schlampe etwas damit zu tun hatte?«
»Die Cops sagen nein«, erwiderte Dealey. »Ich hab schon da unten in Florida angerufen, weil ich mich genau dasselbe gefragt habe. Die haben gesagt, sie hat den Lügendetektor-Test mit fliegenden Fahnen bestanden.«
Lily Shreave war ein wenig erleichtert. Trotzdem beschloss sie, die Scheidung zügig voranzutreiben, für den Fall, dass ihr Mann auf irgendwelche idiotischen Gedanken kam.
»Die Negative sind in meinem Bankschließfach. Sie gehören Ihnen, wenn Sie möchten«, sagte Dealey. Er hatte bereits ein Dutzend Abzüge von
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