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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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bescheuert oder was? Ich hab gesagt, du sollst zusehen, dass du Land gewinnst«, bellte der Pflastermann.
    »Moment noch.«
    »Ich hab gesagt: sofort! «
    Der Indianer blickte auf und sah Piejack mit der 45er wedeln.
    »Ganz miese Idee«, stellte Sammy Tigertail fest und begann auf ihn zuzugehen.
    Der Mann befahl ihm zurückzubleiben, oder es knallt. Der Seminole ging mit langen, gleichmäßigen Schritten weiter.
    Mit weit aufgerissenen Augen bemühte sich Piejack zu zielen.
    »Louis, seien Sie doch kein Vollidiot!«, flehte Honey.
    Als er bis auf zwei Meter heran war, drehte Sammy Tigertail ab. Er trat zu Perry Skinner und hielt ihm die Gitarre hin. Alles, was er sagte, war: »Ich glaube, Mr. Knopfler würde es verstehen.«
    »Wer?«, krächzte Piejack. »Was denn versteh’n?«
    Skinner packte das Instrument am Hals, hinkte vorwärts und hob es wie eine Axt.
    »Runter«, wies der Indianer die ehemalige Mrs. Skinner an, dann warf er sich mit einem Hechtsprung schützend über ihren Sohn.
    Die Pistole in Louis Piejacks Pranke spuckte einen eisblauen Funken, doch die blonde Gibson sauste krachend herab und zertrümmerte seinen verdreckten Schädel.

25. Kapitel
    Eugenie Fonda saß auf dem Balkon ihres Zimmers im fünften Stock, fächelte ihre frisch lackierten Zehennägel und sah zu, wie die Sonne wie ein Sorbet in den Golf von Mexiko schmolz. Ihr dritter Bacardi schwitzte kühle Tröpfchen, die sich ihren nackten Bauch hinunterschlängelten.
    Die Schiebetür öffnete sich, und Gillian St. Croix trat heraus. Sie trug die Flipflops und ein babyblaues Trägerkleid, das Eugenie in der Boutique in der Eingangshalle für sie erstanden hatte. Ihre Moskitostiche seien praktisch verschwunden, verkündete sie, dank der magischen Minzesalbe, die ihr die marokkanische Lady aus dem Spa empfohlen hatte.
    »Schau dir mal den Sonnenuntergang an«, meinte Eugenie.
    »Ja, voll klasse.« Gillian ließ sich mit gekreuzten Beinen auf dem zweiten Liegestuhl nieder. »Willst du wissen, was er gesagt hat? Ethan, als ich ihn angerufen habe?«
    Eugenie nippte an ihrem Drink. »Ich kann mir vorstellen, was er gesagt hat, Schätzchen. ›Alles ist verziehen. Komm nach Hause.‹«
    »Ja, aber weißt du, was ich gesagt habe? ›Such dir ’ne neue Freundin, Nullnummer.‹ Der ist echt so ’ne Nullnummer, mir das von den Delphinen nicht zu sagen. Hat mich denken lassen, die sind losgeschwommen wie Free Willy, und dabei sind sie die ganze Zeit nur rumgehangen und haben um Futter gebettelt wie dressierte Pudel.«
    Eugenie kannte die Geschichte schon, doch sie hörte höflich zu. Sie blickte nach Süden und fragte sich, ob Boyd Shreave es wohl schon geschafft hatte, von der Insel wegzukommen. Sie hoffte, dass er nicht nach ihr suchen würde, dass er nicht dämlich genug war zu glauben, er hätte bei ihr noch was zu melden.
    »Ethan macht sich eigentlich gar nichts aus mir«, fuhr Gillian fort. »Es geht ihm nur um Sex.«
    »Na ja, er ist eben ein Junge.«
    »Warum sind die bloß alle so?«
    »Oh, sind sie gar nicht.« Eugenie dachte besonders an Honey Santanas Ex, der offensichtlich nie aufgehört hatte, sie zu lieben. Einen solchen Mann gab es in Eugenie Fondas Vergangenheit nicht; selbst Van Bonneville hatte aufgehört, aus dem Gefängnis zu schreiben.
    »Sag mal was zu der Massage«, meinte Eugenie.
    »Voll klasse. Elf auf ’ner Skala von eins bis zehn.« Gillian hielt inne und furchte die Stirn. »Weiß du was? Ich muss mir einen neuen Ausdruck suchen. Mit ›voll klasse‹ bin ich so was von durch.«
    »Ist irgendwie ausgelutscht«, stimmte Eugenie zu.
    »Hey, wie wär’s mit ›super‹? Das war ’ne Super massage.«
    Eugenie schüttelte den Kopf. »Super ist auch total out. Besonders wenn du irgendwann ein Wetterberichtstar bist.«
    »Mein Gott, wer weiß, was aus mir noch mal wird.« Gillian lachte. »Hattest du den Japaner oder diesen Bauerntrampel, der so Tiefengewebemassagen macht? Ich hatte den Bauerntrampel.«
    »Ich auch. Hat mir Fotos von seinen süßen kleinen Zwillingsjungs gezeigt.«
     
    »Echt?«
    »Ja«, nickte Eugenie. »Und dann hat er einen Vibrator rausgezogen, so groß wie ein Baguettebrötchen, und gefragt, ob ich auf Spielzeug stehe.«
    Gillian johlte. »Siehst du? Die sind alle gleich!«
    Eugenie leerte ihr Glas. Die Sonne war verschwunden, der Horizont glühte. Scharen von kleinen Kindern kamen schreiend und kichernd vom Strand heraufgelaufen und warfen mit den Füßen Sand auf.
    »Geduld«, sagte sie zu Gillian.

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