Sumpfblüten
freie Zeit verbrachte er zu Hause, mit verriegelten Fenstern, der Klimaanlage auf Hochtouren und einem Kasten Heinekens im Kühlschrank.
In jenes traute, behagliche Heim hatte Piejack Honey Santana in seinen Träumen gebracht, jetzt jedoch fragte er sich, ob das all den Ärger wert war. So hübsch sie auch war, ihre Einstellung war nach wie vor wirklich beschissen. Sie war hart im Nehmen, sagte, was sie dachte, und war verdammt noch mal fast absolut furchtlos – Eigenschaften, die Piejack bei einer Frau nicht eben anziehend fand. Außerdem war sie widerlich jähzornig; weil er ihre Titte gedrückt hatte, hatte sie ihm was in die Eier verpasst, und dafür, dass er ihrem rotzigen Bengel eins übergebraten hatte, hatte sie ihn fast erwürgt.
Piejack wollte sie lieber nicht erschießen, doch allmählich kam ihm der Kampfgeist abhanden. Als die träumerische Wirkung der Schmerzmittel nachließ, verebbte auch sein Optimismus in Sachen Romanze. Von dem Tag an, als er Honey zum ersten Mal gesehen hatte, war körperliche Pein seine einzige Gefährtin gewesen. Von Wollust anästhesiert, hatte er seine Mission hartnäckig weiterverfolgt, überzeugt, dass er Honeys eisigen Widerstand zum Schmelzen bringen würde. Bisher war er spektakulär gescheitert. Selbst in seinem konfusen Zustand begriff Piejack, dass dies keine Frau war, die sich ohne weiteres mit der Rolle »gehorsames Hausmütterchen-Schrägstrich-Sexsklavin« abfinden würde. Er würde um jede lausige Fummelei kämpfen müssen, und sie war stark genug, um ihn mit Blut bezahlen zu lassen. Piejack kannte einen Krabbenfischer aus Key West, der sich etwas Ähnliches eingebrockt hatte, mit einer Internet-Braut von den Philippinen. In der dritten Nacht der Flitterwochen hatte das Mädchen das Skrotum des Mannes mit einer Cocktailgabel an die Matratze genagelt und dann das Motelzimmer in Brand gesteckt. Piejack schauderte bei dem Gedanken.
Er ließ die Mündung ganz leicht Honeys Stirn berühren. »Ich will dich eigentlich nicht abknallen, Engelchen, und ich hab so das Gefühl, dass du eigentlich auch nicht abkratzen willst. Also tu einfach, was Louis sagt, und alles wird gut.«
Mit ausdrucksloser Miene schaute sie am Lauf entlang.
»Also, jetzt mach dich nackig, dann bringen wir diese Liebesgeschichte richtig in Gang«, wies Piejack sie an. »Dann fahren wir mit dem Boot nach Hause und leben glücklich und zufrieden bis ans Ende unserer Tage, nur du, ich und Charlie Main. Und von wegen deinem Jungen, also, der ist bei seinem Daddy besser aufgehoben. Vielleicht kannst du ihn ja samstags besuchen, wenn ich dich nicht im Fischladen brauche. Das ist der verschissene Deal, Engelchen, nimm’s oder lass es bleiben.«
»Ich brauche Bedenkzeit, Louis«, sagte Honey.
»Wie lange denn, gottverdammt noch mal?«
»Ungefähr drei Sekunden.«
»Okay«, erwiderte Piejack. »Eins … zwei …«
Bei drei traf ihn etwas Scharfes, Schweres von hinten und trieb ihm die Luft aus der Lunge. Piejack kippte zur Seite und dachte: Das ist keine Liebe.
Der erste weiße Mensch, der Sammy Tigertail verraten hatte, war seine Stiefmutter gewesen, die ihn am Morgen, nachdem sein Vater begraben worden war, im Reservat abgeladen hatte. Der zweite war Cindy gewesen, die angefangen hatte, alles zu bumsen, was einen Schwanz hatte, nachdem der Seminole ihr Hinterhoflabor zerlegt und eine butangespeiste Menora konfisziert hatte, einen siebenarmigen Leuchter, den sie aus einer Hannuka-Dekoration in der Nachbarschaft geklaut hatte.
Sammy Tigertail hätte zugegeben, dass seine indianische Abstammung in beiden Fällen von Verrat keine Rolle gespielt hatte -seine Stiefmutter war einfach eine selbstsüchtige Zicke, die sich keinen Teenager ans Bein binden wollte, und Cindy war ein kaputter Junkie und hätte für einen Fingerhut voll Crack Prinz William betrogen. Wie sich herausstellte, hatten beide Frauen Sammy Tigertail einen Gefallen getan. Die eine hatte ihn aus seiner blässlichen Existenz als Chad McQueen befreit und die andere aus einer zerstörerischen und potenziell die Gene verwässernden Beziehung.
Wie viele moderne Seminolen war er niemals persönlich misshandelt, unterjocht, betrogen oder von einem weißen Siedler vertrieben worden. Die »nachteiligen Begleiterscheinungen«, auf die der Reverend MacCauley in seinem Tagebuch aus dem 19. Jahrhundert angespielt hatte, waren alte, bittere Historie; seit Generationen hatte es keine signifikante Perfidie oder Blutvergießen mehr gegeben. In den
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