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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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»Ganz ehrlich, der Kleine ist ’ne Miniausgabe von dir. Er hat mir genau dieselbe dämliche Frage gestellt.«
    »Also ist die Antwort nein.«
    »Ein dickes, fettes N-E-I-N. Was ist – glaubst du, ich ziehe weg?«, fragte sie. »Das würde ich Fry nicht antun. Es gefällt ihm so gut hier.«
    »Ich hab gehört, du hast im Fischgeschäft aufgehört«, bemerkte Skinner.
    Sie zuckte die Achseln. »Es gibt andere Dinge, die ich mit meinem Leben machen will. Und komm mir jetzt nicht mit deinem Blick von der Seite her.«
    »Hat Louis Piejack dir wirklich an die Brust gefasst?«, erkundigte sich Skinner beiläufig.
    Honey Santana merkte, dass sie rot wurde. »So was spricht sich ja echt schnell rum. Ja, aber keine Sorge – ich hab mich revanchiert.«
    Skinner beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte: »Halt still.«
    Honey hätte fast angefangen zu zittern, weil sie dachte, er würde sie küssen, doch er wischte nur sehr sanft einen Moskito von ihrem Hals. Sie wusste nicht genau, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
    »Also, für wen sind die Flugtickets?«, fragte Skinner.
    »Für ein paar Freunde von mir aus Texas«, antwortete sie. »Ich gebe dir das Geld zurück, sobald ich einen neuen Job habe. Ich hab mich schon als Kassiererin in dem Super-Wal-Mart in Naples beworben.«
    Er lächelte. »Du brauchst es mir nicht zurückzugeben. Und, nichts für ungut, Honey, aber Wal-Mart ist Leuten wie dir nicht gewachsen.«
    »Hey, mir geht’s wirklich gut«, verteidigte sie sich. »hat Fry dir nicht erzählt, wie gut ich zurechtkomme?«
    »Nimmst du immer noch die Medikamente?«
    »Zweimal am Tag.«
    »Weil ich dir sonst nämlich einen Drink anbieten würde.«
    »Keinen Alk zusammen mit den Psychopillen. Hat der Doktor verordnet.« Das war der einfachste Teil ihrer Scharade; Honey hatte sich nie viel aus Alkohol gemacht. »Also, geht das klar mit den beiden Tickets?«
    »Ich brauche die Namen von den beiden Freunden.«
    »Hier, ich hab alles aufgeschrieben.« Sie zog einen Zettel aus ihrer Handtasche und reichte ihn ihm. »Das ist wirklich nett von dir«, sagte sie. »Es ist wichtig.«
    Skinner wandte sich dem Fluss zu, wo ein Hecht unter der Stegbeleuchtung Elritzen jagte.
    »Es ist echt schlimm, dass du mir nicht alles sagst«, bemerkte er. »Wann wirst du aufhören, dir Sorgen zu machen?«
    »Vielleicht, wenn du mit der Welt klarkommst.«
    »junge, das ist vielleicht ein mieser Spruch.« Doch Honey konnte ihre eigenen Worte durch das musikalische Getöse in ihrem Gehirn hindurch kaum verstehen.

6. Kapitel
    Drei Tage später saß Eugenie Fonda im Schneidersitz auf dem Badezimmerboden und hörte sich Saccos Theorie an, dass Bill Gates nicht nur der Antichrist sei, sondern auch die uneheliche Brut von Jesse Helms und der Sängerin Grace Slick.
    Offenbar hatte Sacco das Pech gehabt, bei einer Softwarefirma einzusteigen, die großspurig beschlossen hatte, irgendeinem geheimnisvollen Pop-up-Blockierservice Konkurrenz zu machen, den Microsoft anbot. Die technischen Details lagen jenseits von Eugenies Fassungsvermögen, vielleicht auch jenseits ihres Interesses, doch es fiel ihr nicht schwer, den Grund für Saccos zehrende Verbitterung zu erfassen. Irgendwann einmal hatte der junge Mann auf dem Papier zwei Millionen Dollar besessen, eine Zahl, die durch das kurze Scharmützel seiner Firma mit Sir William Gates zu Kleingeld geworden war.
    Saccos traurige Mär wurde aus den Tiefen von Eugenies löwen-füßiger Badewanne vorgetragen, wohin er sich nach einem späten Mittagessen – bei dem Wein, Bier und diverse harte Alkoholika von ihm verschmäht worden waren – trübsinnig zurückgezogen hatte. Eugenie stellte betroffen fest, dass er nicht vorhatte, sich zu entspannen, nicht einmal für eine Viertelstundennummer auf dem Sofa. Sacco war besessen, und es gab nichts Öderes als einen Mann mit einer Obsession.
    »Es wird spät«, deutete Eugenie an.
    »Da reden sie vom freien Unternehmertum, aber in Amerika ist das ein Mythos. Die reden von einem ebenen Spielfeld, ha! Das Spielfeld hängt schön schräg«, verkündete Sacco, »damit auch noch der letzte Penny in Bill Gates’ Taschen kullert. Diese Scheißbrillenschlange hat sich ein Monopol für das ganze verdammte Universum zurechtgekabelt.«
    Er erhob sich, triefend und mächtig in Wallung. »Wo ist dein PC, Genie? Ich beweise es dir.«
    »Ich habe keinen PC«, erwiderte sie.
    Sacco sah schwer gekränkt aus. »Das ist nicht dein Ernst?«
    »Hör zu, Kumpel, wollen

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