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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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auf dem ganzen Planeten zu hören bekommen hatte.
    Er warf einen Blick auf das Display, auf dem NUMMER UNTERDRÜCKT stand.
    »Hier ist Mr. Shreave«, sagte er kurz angebunden.
    »Oh, schön. Mein Name ist Pia Frampton, und ich rufe Sie an, um Ihnen ein ganz besonderes Angebot …«
    »Lassen Sie’s stecken, Lady.« Shreave lachte ätzend. In glücklicheren Zeiten hatte er zur Abendessenszeit im Callcenter gearbeitet, daher hatte er sich nicht mit Telemarketing-Leuten herumärgern müssen, die ihn verdammt noch mal zu Hause anriefen.
    »Bitte legen Sie nicht auf, Mr. Shreave. Wenn ich nur einen Augenblick Ihrer Zeit …«
    »Sie sind neu in dem Job, nicht wahr, Pia?«
    »Nein, Sir …«
    »Kommen Sie schon, sagen Sie die Wahrheit.«
    »Okay, ja. Das ist meine erste Woche hier.«
    »Dachte ich mir«, meinte Shreave. »Ein Rat umsonst: Sagen Sie dem Trottel am anderen Ende nie, dass er nicht auflegen soll, weil, damit bringen Sie ihn nur auf die Idee, genau das zu tun. Reden Sie einfach weiter, okay? Halten Sie sich an das Skript. Und bitten Sie ihn nicht um einen Augenblick seiner Zeit, weil Sie dann nämlich verzweifelt klingen, und niemand traut einem verzweifelten Verkäufer.«
    »Wow«, stieß die Frau hervor.
    »Ich verdiene mir damit meinen Lebensunterhalt, Pia.«
    »Echt? Sie arbeiten auch in einem Callcenter?«
    »In einem der größten.« Shreave sagte ihr, dass sie eine nette Stimme habe, fast zu nett fürs Telefon.
    »Wie meinen Sie das?«, wollte sie wissen.
    »Keine Autorität. Klingt irgendwie, ich weiß nicht, sahnig.«
    »Sahnig?«
    »Verstehen Sie, die Typen am anderen Ende der Leitung sind vielleicht scharf drauf, mit Ihnen auszugehen, aber das heißt nicht, dass sie kaufen werden, was immer Sie ihnen andrehen wollen«, erklärte Shreave. »Sexy funktioniert nicht, wenn man Krügerrands oder Billigkredite vertickt. Haben Sie je darüber nachgedacht, bei so einer Erwachsenen-Chatline anzuheuern? Ich habe gehört, die zahlen ziemlich gut.«
    In der Leitung herrschte Schweigen. Shreave überlegte, ob er sie wohl gekränkt hatte.
    »Ich hab gerade nachgedacht«, ließ sich die Frau endlich wieder vernehmen. »Mit Ihnen zu reden ist genau das, was ich gebraucht habe – alle meine Freunde haben gesagt, ich bin für diesen Job nicht geeignet, und sie haben wohl Recht. Danke, dass Sie so ehrlich zu mir waren.«
    »Jetzt warten Sie mal, geben Sie doch nicht so schnell auf.« Der neue Boyd Shreave, bei einer Motivationsberatung. »Was verkaufen Sie denn?«
    »Immobilien.«
    »In Florida?«
    »Wo denn sonst?«, erwiderte sie. »Westlich von Naples, am Rand vom Sumpf. Die Gesellschaft heißt Royals Gulf Hammocks.«
    »Unbebaute Grundstücke?«, erkundigte sich Shreave.
    »Oh ja. Liegen mindestens die Hälfte des Jahres unter Wasser«, antwortete sie. »Deswegen fahren die den Verkauf auch nur im Winter, wenn’s trocken ist.«
    »Super. Wie sieht der Deal aus – ein Gratiswochenende, möchte ich wetten. Und alles, was man tun muss, ist, sich einen Verkaufsvortrag anzuhören.«
    »Und eine Kaufoption unterschreiben«, ergänzte sie, »die man innerhalb von dreißig Tagen widerrufen kann, jedenfalls versprechen sie das.«
    Shreave fand, dass das Angebot ziemlich abgedroschen klang. »Das ist ’ne uralte Nummer«, sagte er.
    »Nein, sie bieten einem auch noch eine Ökotour an«, wandte die Frau ein. »Das ist die neue Masche.«
    »Eine was?«
    »Eine atemberaubende Ökotour durch die Ten Thousand Islands«, rezitierte sie. »Im Kajak.«
    »Na, das ist doch mal was anderes.«
    »Ich hab gehört, es ist echt schön da unten. Sie und Mrs. Shreave sollten mal hinfahren. Ich meine, Sie brauchen ja überhaupt nichts zu kaufen – als ob ich Ihnen das sagen müsste.«
    »Kriegen Sie eine Kommission, wenn jemand anbeißt?«
    »Ja, ist aber nicht viel.«
    »Ist es nie«, meinte Boyd Shreave. Sie hatte ihn zum Nachdenken gebracht.
    »Reisekosten inklusive?«, erkundigte er sich.
    »Ja, Sir. Zwei Hin- und Rückflugtickets.«
    »Wie sieht’s mit der Unterkunft aus?«
    »Eine Vier-Sterne-Ökolodge«, verkündete die Frau. »Wenn man die Makler ertragen kann, ist das eigentlich ein ziemlich toller Deal.«
    »Ja, nicht schlecht«, pflichtete Shreave ihr bei. Er und Eugenie waren noch nie zusammen weggefahren. Sie waren nicht mal in einem Motel gewesen.
    »Der einzige Haken ist, dass das Angebot nur noch zwei Wochen gültig ist«, fügte die Frau hinzu. »So steht es hier auf dem Skript.«
    Shreave hörte den Drehknauf der

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