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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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hockte und gegen ihren Briefkasten pinkelte.
    Fry griff in seinen Rucksack und holte etwas hervor, das wie ein Palmtop aussah, nur kleiner. »Hier, nimm das mit. Das ist ein GPS-Empfänger, für den Fall, dass du dich da draußen auf dem Wasser verirrst.«
    Honey grinste. »Lass mich raten, wo du das herhast – mein vom schlechten Gewissen geplagter Exmann?«
    »Er hatte noch so ein Ding rumliegen. Es war meine Idee.« Er zeigte ihr, wie man damit umging, und sie schien aufmerksam zuzusehen.
    »Alle machen sich solche verdammten Sorgen um mich. Ich sollte wohl gerührt sein«, meinte sie.
    Ein Scheinwerferpaar tauchte am Ende der Straße auf.
    »Das müsste er sein.« Fry stand auf.
    Honey wünschte ihrem Sohn viel Spaß. »Aber vergiss deine Hausaufgaben nicht. Ich ruf morgen an, und wir machen was wegen Abendessen aus, damit du meine Freunde kennen lernen kannst.«
    Natürlich würde es kein derartiges Treffen geben, doch Honey musste das Spiel weiterspielen, für den Fall, dass Fry ihr das Ganze abkaufte.
    »Und tu um Gottes willen deine Sporthosen nach dem Training in die Wäsche«, wies sie ihn an.
    »Wehe, du heulst. Ich mein’s ernst.«
    »Ich hab doch gesagt, das ist ’ne Allergie.«
    Als Perry Skinner vor dem Vorgarten bremste und anhielt, glaubte Honey zu sehen, wie er kurz winkte. Fry küsste sie flüchtig auf die Wange und sagte: »Ich hab dich lieb, Mom.«
    »Ich dich auch. Und jetzt hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen, ja?« Sie lächelte und schubste ihn spielerisch auf den Truck seines Vaters zu.
    »Brenn ja nicht mit irgendwelchen Wilderern durch«, sagte er.
    »Hey, ich könnt’s schlechter treffen«, rief Honey ihm nach.

11. Kapitel
    Die Landung in Tampa war ziemlich holprig. Im Flughafengebäude stürmte Eugenie Fonda in die erste offene Bar in der Eingangshalle. »Margaritaville« dudelte aus den Lautsprechern, also bestellte sie einen.
    Boyd Shreave trank ein Bier. Er hob das Glas und verkündete: »Auf die Freiheit.«
    »Kann schon sein«, erwiderte Eugenie.
    »Komm schon. Das hier ist der Anfang eines brandneuen Lebens.«
    »Was für einen Wagen hast du für uns reserviert?«
    »Einen Mittelklasse-Saturn.«
    Eugenie stieß einen Pfiff aus. »Mannomann.«
    »Was ist verkehrt an einem Saturn?«
    Sie lächelte. »Sehr vernünftig, Boyd. Bezahlst du den mit Lilys goldener Kreditkarte?«
    Shreave schaute weg und tat, als sei er von einem Basketballspiel in dem Fernseher fasziniert, der über der Budweiser-Reklame angebracht war.
    »Und warum dann nicht richtig auf den Putz hauen? Nimm doch einen Geländewagen«, meinte Eugenie. »Du bist doch nicht irgend so ein Volltrottel mit einem Spesenkonto, Boyd. Du bist auf Safari.«
    »Schön. Ich miete den größten Offroad-Schlitten, den sie haben.«
    »Es sei denn, du hast ein schlechtes Gewissen«, fuhr Eugenie fort, »weil du deine Frau ausnimmst.«
    »Ja, genau. Ich kann mich vor Schuldgefühlen kaum rühren.« Shreave klatschte drei Fünfdollarnoten auf den Tresen. »Bist du fertig?«
    Sie standen eine Dreiviertelstunde lang am Avis-Schalter an und zogen dann mit einem ganz gewöhnlichen Ford Explorer von dannen; der letzte Geländewagen war an einen Mann mittleren Alters vermietet worden, der zwei Alukoffer schleppte.
    Der Verkehr auf dem Weg aus der Stadt heraus war mörderisch. Eugenie Fonda lehnte sich an die Fensterscheibe und schloss die Augen. Boyd Shreave fragte sich, wie er sie in die ausgelassene Stimmung eines Florida-Abenteuers versetzen sollte. Trotz ihres munteren Sexlebens war Eugenie emotional stets distanziert geblieben, und im Laufe der langen Fahrt sah sich Shreave von dem Bedürfnis überwältigt, sie in jeder Hinsicht zu besitzen. Während sie döste – und jedes Mal zuckte, wenn er die Spur wechselte oder auf die Bremse trat –, war Shreave von dem Verlangen beseelt, dass sie in seiner Gegenwart bezaubert, hingerissen und voll gieriger Lebendigkeit sein sollte. Innerlich begann er zu spekulieren, was für Eigenschaften sie wohl vor fünf Jahren an Van Bonneville angezogen haben mochten, dem künftigen Mörder. So verblendet er auch in Hinsicht auf seine eigenen Reize war, so war Shreave doch klar, dass er wenig mit dem mörderischen Baumfäller gemein hatte, der im Court-TV so beängstigend dargestellt worden war. Der Mann hatte sich als wagemutig und entschlussfreudig erwiesen, Charakteristika, die Shreave noch nie zugeschrieben worden waren.
    Nördlich von Fort Myers fuhr er von der Interstate ab, fand ein

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