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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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beklommen fest. Sie sehen aus wie zwei einander völlig Fremde.
    In Position vor der Toilette in einer der hinteren Kabinen, ließ sich der Privatdetektiv die deprimierende Möglichkeit durch den Kopf gehen, dass Boyd Shreaves heimliche Romanze bereits am Abflauen war. Wenn dem so war, würde Sex in Florida selten, unspektakulär und von kurzer Dauer sein.
    Was den Erfolg von Dealeys Queste nach dem Coitus photo-graphicus noch unwahrscheinlicher machen würde.
    Nun ja, dachte er, es gibt schlimmere Gegenden, um im Winter ein paar Tage zu verschwenden. Verdammt, ich könnte nach Little Rock fliegen anstatt nach Tampa.
    In diesem Moment geriet die Maschine in Turbulenzen, so dass der Detektiv aus dem Gleichgewicht geriet und seine ansonsten makellose Pinkelkurve vom Ziel abkam.
    »Verflucht noch mal«, brummte Dealey und griff sich eine Handvoll Papierhandtücher, um die Pisse von seinem rechten Hosenbein zu wischen. Der Fleck, stellte er erbittert fest, hatte genau die Form des Staates Arkansas.
    Als er zu seinem Platz zurückstelzte, machte Dealey sich nicht die Mühe, Lily Shreaves Mann und Eugenie Fonda anzusehen.
    Die nunmehr Händchen hielten.
     
    Die Insel lag still da, nachdem das kleine Flugzeug fort war.
    Gillian streckte Sammy Tigertail das Gewehr hin. »Hab dich ganz schön erschreckt, was, Thlocko?«
    »Bitte verschwinde«, sagte er. »Nimm das verdammte Kanu, es ist mir egal.« Er war sich nicht sicher, wer hier eigentlich die Geisel war – das Mädchen oder er.
    Sie wählte eine Nummer auf ihrem Handy.
    »Ethan? Hey, ich bin’s. Am Leben und stocksauer.«
    Sammy Tigertail schickte sich an, aus der Zisterne zu klettern, doch sie bedeutete ihm zu bleiben.
    »Wieso hast du so lange gewartet, bis du anrufst?«, fragte sie Ethan. »Weißt du was? Du redest nur Scheiße. Ich hab dasselbe Netz, und es funktioniert, laut und deutlich.«
    Zu Sammy Tigertail sagte sie: »Er sagt, er hätte keine Verbindung bekommen. Wie dämlich ist das denn?«
    Der Indianer setzte sich schwer auf den Boden und blendete Gillians Telefongeplapper aus. Sein Kopf begann zu schmerzen. Er rieb mit den Handflächen über den Betonboden und stellte sich einen Augenblick lang vor, es wäre der Schlamm Louisianas, wie in der Zelle des Regierungsgefängnisses, in der sein Ur-ur-urgroß-vater vielleicht sein Leben ausgehaucht hatte oder auch nicht.
    Obgleich ihn die blutige Geschichte seines Stammes schmerzte, hatte Sammy Tigertail niemals geglaubt, dass alle Weißen böse seien; sein eigener Vater war ein ehrlicher, gutherziger Mann gewesen. Während seiner Vorstadtkindheit hatte Sammy Tigertail sich mit vielen weißen Kindern angefreundet und etliche freundliche, anständige Handlungen weißer Erwachsener miterlebt. Es stimmte auch, dass er einer Menge Arschlöcher begegnet war, allerdings war nicht eindeutig klar, bis zu welchem Grad man ihre Widerwärtigkeit auf die Rasse schieben konnte. Sammy hegte den Verdacht, dass einige von ihnen innerhalb jeder Kultur und auf jedem Kontinent Arschlochstatus erreicht hätten.
    Sein Onkel Tommy hatte gelegentlich einen ungewöhnlichen Weißen namens Wiley erwähnt, der Artikel für eine Zeitung in Miami geschrieben hatte. Sammy Tigertails Onkel sagte, Wiley habe Florida so verzweifelt retten wollen wie jeder Seminole und hätte über diesen Versuchen den Verstand verloren. Sammy Tigertail hatte den Eindruck gewonnen, dass sein Onkel und der verrückte Schriftsteller in gewisser Weise Freunde waren. Als er gefragt hatte, was aus Wiley geworden sei, hatte sein Onkel geantwortet, der große Schöpfer des Atems habe seinen Geist einem alten Fischadler gegeben.
    Sammy Tigertail musste jedes Mal an diese Geschichte denken, wenn er einen wilden Adler sah, was nicht oft vorkam. Er hatte noch nie einen Weißen wie Wiley getroffen und bezweifelte, dass er jemals einem begegnen würde. Gillians flatteriger Geist hatte mehr was von einem Spatzen.
    »Ach, nur so ein Typ, den ich kennen gelernt habe«, hörte er sie sagen. »Willst du’s wirklich wissen? Also, mal sehen. Er ist ungefähr einsfünfundachtzig, und er ist echt braun und hat supertolle blaue Augen.«
    Braun? »Allmächtiger«, brummte der Indianer.
    »Und ich weiß noch nicht mal, wie er richtig heißt«, fuhr sie fort und zwinkerte Sammy Tigertail zu. »Das macht das Ganze irgendwie interessant.«
    Der Seminole flüsterte ihr zu, sie solle Schluss machen. Als er sich mit der Handkante über die Kehle fuhr, lächelte sie und schüttelte den

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