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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Fremden bin? Ich dachte, das ist es, was ihr wollt.«
    »Ja, aber das« ,erwiderte Fry und räumte seinen Teller vom Tisch, »war echt gruselig.«
    Honey zog es vor, die fehlgesteuerte Anwandlung von Mitgefühl nicht zur Sprache zu bringen, die sie dazu verleitet hatte, an diesem Nachmittag Louis Piejack zu besuchen. Von einer freundlichen Begrüßung und anscheinend voll Wohlwollen angebotener Limonade in die Irre geführt, hatte sie im Wohnzimmer ihres ehemaligen Arbeitgebers Platz genommen, nur um ihn sagen zu hören, dass a) seine Frau gerade in Gainesville bei der Chemotherapie sei und b) sich seine Hoden von der Abreibung vollständig erholt hätten, die Honey ihnen im Fischgeschäft verpasst hatte. Des Weiteren hatte Piejack verkündet, dass die brutale Steinkrabben-Amputation seiner Finger und deren darauf folgende chirurgische Neuanordnung zwar ein Problem für seine Klavierambitionen darstellten, jedoch ein innovatives neues Repertoire in Sachen Vorspiel verhießen. Das war der Moment gewesen, als Honey Santana zur Tür gestürzt war, während Piejack mit seiner bandagierten Linken an ihr herumgepatscht hatte wie mit einer Bärentatze. Honey wollte nicht, dass Fry davon erfuhr, denn er würde es seinem Vater erzählen, der möglicherweise etwas so Extremes mit Louis Piejack anstellen würde, dass er hinterher im Gefängnis landete.
    Der Junge ging seine Sachen packen, während Honey vor die Tür trat, um ihr neuestes Moskitomittel zu testen – Olivenöl mit Zitronengras, womit sie sich beide Beine eingeschmiert hatte. Nach mehreren Minuten beschloss sie, dass der Abend zu windig für eine Insektenvolkszählung war, also begann sie stattdessen, die Lektion zu proben, die sie Boyd Shreave zu erteilen beabsichtigte, dem Mann, der sie eine vertrocknete alte Schlampe genannt hatte. Sie hatte vor, bis zum zweiten Tag des Ökoabenteuers zu warten, wenn sie sich so tief in der Wildnis befanden, dass Shreave sich nicht mehr trauen würde, Fersengeld zu geben. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben, als dazusitzen und zuzuhören, während Honey Santana ihm den Kopf zurechtrückte.
    Das Thema ihrer tadelnden Ansprache würde der Niedergang der guten Manieren in der modernen Gesellschaft sein, der Verfall der Höflichkeit. Honey war gewillt, für ihre eigenen scharfen Worte im Verlauf des Telefongesprächs die Verantwortung zu übernehmen. Vielleicht würde sie damit anfangen, dass sie sich dafür entschuldigte, Shreaves Mutter ins Spiel gebracht zu haben.
    »Das war falsch von mir, Boyd, und es tut mir leid. Aber ich war verärgert, und jetzt möchte ich Ihnen erklären, warum …«
    »Mom?« Frys Stimme hinter der Fliegentür. »Mit wem redest du denn da?«
    »Mit niemandem. Komm raus und setz dich.«
    Sie rutschte zur Seite, um auf der obersten Stufe der Treppe Platz für ihn zu machen. Sein Rucksack hing ihm über eine Schulter, und er kaute an einem Apfel.
    »Wann kommt dein alter Herr?«, wollte sie wissen.
    »In zehn Minuten. Mit wem hast du geredet?«
    »Mit mir selbst. Eine ganze Menge absolut normaler Menschen tun so was auch, Fry.«
    Honey lehnte sich an ihn. Sein Haar war feucht und roch nach ihrem Shampoo. Am liebsten hätte sie ihm den Arm um den Hals gelegt und geweint.
    »Die haben heute ein Flugzeug hochgeschickt«, erzählte er. »und nach irgend so einer Collegestudentin gesucht, die angeblich von ’nem Indianer entführt worden ist. Und dann ruft ihr Freund an und sagt, sie war okay. Sie hat ihn abserviert und ist mit ’nem Wilderer abgehauen.«
    Honey lachte schniefend. »Klingt nach wahrer Liebe.«
    Fry drehte sich herum, um zu der Naturszene hinaufzublicken, die seine Mutter an die Außenwand des Wohnwagens gemalt hatte. Sie wurde teilweise von einer Straßenlaterne beleuchtet.
    »Dein Papagei ist echt cool geworden«, meinte er. »Die Affen sind auch klasse.«
    »Danke, aber die Nachbarn sind nicht so richtig begeistert. Hey, was ist eigentlich aus diesem Mädchen aus deiner Schule geworden, das dir so gefallen hat? Naomi?«
    »Ist nach Rhode Island gezogen. Und sie hieß Cassie«, antwortete Fry. »Also, was hast du so für deine Freunde geplant?«
    »Weiß nicht, mal sehen. Ich hab gehört, in Naples ist eine Kunsthandwerksausstellung.«
    »Ultraspannend«, bemerkte Fry.
    »Oder vielleicht weihen wir die neuen Kajaks ein, wenn das Wetter gut ist.«
    »Wieso hast du eigentlich so rote Augen?«
    »Katzenhaare.« Honey deutete auf Mrs. Saroyans kastrierten Kater, der auf dem Maschendraht

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