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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Daumen auf dem Rücken zusammengebunden hatte, und vom trockenen Knacken des zurückschlagenden Sicherungshebels einer Automatik-Waffe beherrscht wurden.
    »Falsche Tageszeit und zuviel Regen«, sagte ich.
    »Ach wirklich?« erwiderte sie.
    Sie hob die Fliegenrute in die Luft, ließ den tanzenden Köder über ihren Kopf zischen und plazierte ihn dann am Rand der Wasserlilien. Ihr Handgelenk zuckte leicht, und der Köder hüpfte hörbar im Wasser auf und ab, bis sich plötzlich ein glupschäugiger Flußbarsch wie eine grüngoldene Luftblase aus dem Schlick erhob und die Wasserfläche teilte, die Rückenflossen steif, gezackt und glänzend im Sonnenlicht, den Haken und den gefiederten Balsaholz-Köder im Maulwinkel.
    Alafair hielt die Fliegenrute hoch, während diese vibrierte und sich zur Wasserfläche bog, rollte die Schnur mit ihrer linken Hand ein, lenkte den Glotzäugigen zwischen den Inseln schwimmender Wasserhyazinthen hindurch, bis sie ihn naß und zappelnd in ihr Boot holen konnte
    »Nicht schlecht«, bemerkte ich.
    »Du hättest noch eine Woche frei gehabt. Warum bist du wieder arbeiten gegangen?« fragte sie.
    »Lange Geschichte. Wir sehen uns drinnen.«
    »Nein, warte«, hielt sie mich zurück, legte ihre Rute ins Boot und paddelte über den Bayou zur Bootsrampe aus Zement. Sie stieg ins Wasser, eine Hakenschnur voller Welse und Barsche um das Handgelenk gewickelt, und kletterte die Holztreppe zum Anleger hoch. In den vergangenen beiden Jahren hatte sie ihren Babyspeck gänzlich verloren, und Gesicht und Figur hatten sehr weibliche Konturen angenommen. Wenn sie mit mir im Köderladen arbeitete, richteten die meisten Kunden ihre Aufmerksamkeit ostentativ auf alles andere als auf Alafair.
    »Eine Lady namens Flynn ist hier gewesen. Bootsie hat mir erzählt, was mit ihrem Vater passiert ist. Du hast ihn gefunden, Dave?« sagte sie.
    »Mein Vater und ich«, verbesserte ich sie.
    »Man hatte ihn gekreuzigt?«
    »Ist vor langer Zeit passiert, Alf.«
    »Und die Leute, die das gemacht haben, sind nie erwischt worden? Ist ja zum Kotzen.«
    »Vielleicht haben sie trotzdem irgendwann ihre Strafe gekriegt. Wie alle … auf die eine oder andere Weise.«
    »Das ist nicht genug.« Ihr Gesicht war plötzlich erhitzt, als sei eine alte Erinnerung zurückgekehrt.
    »Soll ich dir helfen, die Fische sauberzumachen?« fragte ich.
    Ihre Augen richteten sich auf mich. »Was, wenn ich jetzt ja sagte?« wollte sie wissen. Dann schwang sie die Hakenschnur so, daß diese über meine blank geputzte Schuhspitze schleifte.
    »Megan will, daß ich ihr Zugang zum Gefängnis verschaffe, damit sie Fotos schießen kann?« sagte ich zu Bootsie in der Küche.
    »Sie scheint dich eben für einen wichtigen Mann zu halten«, erwiderte sie.
    Bootsie stand über den Spülstein gebeugt und kratzte angebranntes Fett von einem Backblech, die Armmuskeln gespannt von der Anstrengung; ihr Polohemd war über die Jeans hochgezogen, so daß die weichen Rundungen ihrer Hüften sichtbar waren. Sie hatte das schönste Haar, das ich je bei einer Frau gesehen hatte. Es hatte die Farbe von Honig mit karamellfarbenen Schlieren darin, und seine Masse und die Art, wie sie es aufgesteckt trug, verliehen ihr einen besonders schönen und frischen Teint.
    »Kann ich sonst noch was arrangieren? Vielleicht eine Audienz beim Papst?« sagte ich.
    Sie wandte sich von der Spüle ab und trocknete sich die Hände an einem Handtuch.
    »Die Frau hatʼs auf was abgesehen. Ich weiß nur nicht, auf was«, sagte sie.
    »Die Flynns sind komplizierte Leute.«
    »Sie haben eine Nase dafür, Kriegsschauplätze auszugraben und sie zu ihren Tummelplätzen zu machen. Laß dich von ihr nicht vorführen, Streak.«
    Ich schlug ihr mit der flachen Hand aufs Hinterteil. Sie griff sich das Geschirrhandtuch und schleuderte es knapp an meinem Kopf vorbei.
    Wir aßen am Redwood-Tisch unter dem Mimosenbaum im Garten zu Mittag. Hinter dem Ententeich am Ende unseres Grundstücks stand das Zuckerrohr meines Nachbarn hoch und grün, die Blätter von Wolkenschatten marmoriert. Die Bambus- und Immergrünsträucher, die entlang unseres Entwässerungsgrabens wuchsen, raschelten im Wind, und von Süden wehte mit Regen und Elektrizität aufgeladene Luft zu uns herüber.
    »Was ist in dem braunen Umschlag, den du mitgebracht hast?« wollte Bootsie wissen.
    »Fotos von einem Mega-Soziopathen aus dem Knast von Colorado.«
    »Warum bringst du so was mit nach Hause?«
    »Ich hab den Kerl irgendwo schon mal gesehen.

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