Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
vorbei und landete in der flachen Anlegezone unterhalb des Damms. Die rechte Tür flog auf, und die FBI-Agentin namens Adrien Glazier sprang heraus und kam auf uns zu, während der Rotor noch kreiselte.
Ich watete durch das Flachwasser auf die Zementrampe.
»Sie sind hier nicht in Ihrem Zuständigkeitsbereich. Also spare ich Ihnen ne Menge Schreibarbeit«, sagte sie.
»Ach ja?«
»Wir nehmen Mr. William Broussard in Gewahrsam. Wegen Transport von gestohlener Ware von einem Staat in den anderen. Wenn Sie was dagegen haben, können wir uns über Behinderung einer Bundesbeamtin bei der Ausübung ihrer Pflicht unterhalten.«
Dann sah ich, wie sich ihr Blick über meine Schulter hinweg auf Megan richtete, die im Bug meines Bootes stand, das Haar unter dem Hut vom Wind zerzaust.
»Wenn Sie hier auch nur ein Bild schießen, lasse ich Ihnen Handschellen anlegen«, erklärte Adrien Glazier.
»Broussard ist von einer Schlange gebissen worden. Er muß ins Krankenhaus«, sagte ich.
Aber sie hörte gar nicht zu. Sie und Megan starrten sich mit dem alles versengenden, intimen Wiedererkennen alter Erzfeinde an, die wie aus einer anderen Zeit wiederauferstanden zu sein schienen.
5
Am nächsten Tag zur Mittagszeit holte mich Clete Purcel in seinem hellgrünen Cadillac-Cabrio bei der Sheriffdienststelle ab, das er einem Mitglied des Giacano-Mafiaclans in New Orleans abgekauft hatte, einer Mißgeburt der dritten Generation namens Stevie Gee, der beschlossen hatte, ein Loch in einem Gastank punktzuschweißen, sich dazu jedoch zuerst besoffen und darüber vergessen hatte, den Tank mit Wasser zu füllen, bevor er den Schweißbrenner angeworfen hatte. Die Brandspuren waren jetzt verblaßt und zierten nur noch den hinteren Kotflügel wie rauchgrüne Tentakel.
Auf dem Rücksitz stapelten sich Angelruten, eine überdimensionale Angelkiste, eine Kühlbox, Luftkissen, zerbeulte Bierdosen, Schwimmwesten, Krebsfallen, eine Reuse, die in einen Bootspropeller geraten war, eine unentwirrte Angelsehne, an deren Haken verkrustete Fischreste klebten.
Clete trug eine weite weiße Hose ohne Hemd und einen taubenblauen Porkpie-Hut, und seine Haut wirkte gebräunt und ölig in der Sonne. Er war der beste Cop gewesen, den ich je gekannt hatte, bis seine Karriere im wahrsten Sinne des Wortes den Fluß runtergegangen war, und zwar die ganze Strecke bis nach Mittelamerika. Der Grund waren Eheprobleme, Medikamentenmißbrauch, Alkohol, Nutten, Schulden bei Kredithaien und letztendlich ein Haftbefehl wegen Mordes gewesen, den zu vollstrecken seine ehemaligen Kollegen am Flughafen von New Orleans nur knapp verfehlten.
Ich ging zu Viktorʼs Restaurant in der Main Street, um uns Verpflegung für unterwegs zu holen, dann fuhren wir über die Zugbrücke am Bayou Teche und an den Lebenseichen entlang der grauen, mit Brettern vernagelten Gebäude vorbei, in denen einst die Mount Carmel Academy untergebracht gewesen war, dann durch die Wohngegend in den City Park. Wir setzten uns an einen Picknicktisch unter einem Baum, nicht weit vom Schwimmbad, wo Kinder lauthals vom Sprungbrett hüpften. Die Sonne war hinter den Wolken verschwunden, und Regenringe breiteten sich lautlos auf der Oberfläche des Bayou aus, als wollten Brassen auftauchen, um nach Futter zu schnappen.
»Diese Hinrichtung in der Gemeinde St. Mary … die beiden Brüder, die erschossen wurden, nachdem sie das schwarze Mädchen vergewaltigt hatten? Wie dringend willst du die bösen Buben haben?«
»Was schätzt du?«
»Ich sehe die Sache als ganz alltägliche Hilfe zur Selbsthilfe. Die beiden haben eigentlich gekriegt, was sie verdient hatten.«
»Einer der Schützen hat eine unserer Uniformen getragen.«
Er legte das Schweinekotelettsandwich weg, an dem er kaute, und kratzte sich an der Narbe, die quer durch seine linke Augenbraue ging.
»Bin immer noch hinter Kautionsflüchtlingen her … für Nig Rosewater und Wee Willie Bimstine. Nig hat ein paar Flittchen die Kaution vorgestreckt, die einen Drogenschwindel im French Quarter laufen haben. Sind Junkies, Koksschnupfer, mit der Krätze an den Schenkeln, setzen sich sechs bis sieben Schüsse pro Tag, machen sich in die Hosen aus Angst, im City-Gefängnis auf Entzug zu kommen, aber noch mehr Bammel haben sie vor ihrem Luden, und der ist der Kerl, den sie abschreiben können, wenn sie die Drogentour in den Wind schießen…
Also haben sie Nig gefragt, ob sie mit der Story über zwei Freier zum Staatsanwalt gehen sollten, die sich wie
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