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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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so als suche sie zähneknirschend nach einer Gebrauchsanleitung für meine Person, dann sagte sie: »Ich möchte Ihnen noch ein paar Fotos zeigen.«
    »Kein Bedarf.«
    »Was ist los mit Ihnen? Interessiert es Sie denn nicht, welchen Trümmerhaufen diese Medienhure in ihrem Kielwasser zurückläßt?«
    Sie zog das Gummiband von der Pappmappe und legte die Hälfte des Inhalts auf einen der Kabelrollentische. Sie hob eine Hochglanzvergrößerung hoch, die Megan zeigte, wie sie von der Ladefläche eines Lastwagens auf eine Versammlung lateinamerikanischer Bauern einredete. Megan stand vorgebeugt, die schmalen Hände zu Fäusten geballt, den Mund weit geöffnet.
    »Da ist noch ein anderes Bild, das wenige Tage später aufgenommen wurde. Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie einige der Toten im Straßengraben. Sie haben zu den Zuhörern von Megan Flynn gehört. Und wo ist sie gewesen, als das passiert ist? Im Hilton in Mexiko City.«
    »Sie hassen sie wie die Pest, was?«
    Ich hörte, wie sie scharf die Luft einsog, so als habe sie Gestank eingeatmet.
    »Nein, ich hasse nicht sie, Sir. Ich hasse das, was sie tut. Menschen sterben, damit sie sich profilieren kann«, sagte sie.
    Ich sah die Fotos und Zeitungsausschnitte durch. Dann pickte ich ein Bild heraus, das aus der Denver Post ausgeschnitten und auf ein Stück Pappkarton aufgeklebt worden war. Adrien Glazier wich nicht von meiner Seite. Der Geruch nach Schweiß und Körperpuder stieg aus ihren Klamotten auf. Der Zeitungsartikel handelte von einer dreizehn Jahre alten Megan Flynn, die den ersten Preis in einem Aufsatz-Wettbewerb der Zeitung gewonnen hatte. Das Foto zeigte sie auf einem Stuhl, die Hände züchtig im Schoß verschränkt, die Auszeichnung in Form einer Medaille stolz an der Brust.
    »Nicht schlecht für ein Kind aus einem staatlichen Waisenhaus. Schätze, das ist die Megan, an die ich mich immer erinnern werde. Vielleicht halte ich sie deshalb noch für einen der bewundernswertesten Menschen, denen ich je begegnet bin. Danke fürs Vorbeikommen«, sagte ich und ging den sanften Hang hinauf, unter den Lebenseichen und Pecanbäumen hindurch, über meinen Rasen und in mein hell erleuchtetes Haus, wo meine Tochter und meine Frau mit dem Abendessen auf mich warteten.
    Am Montag morgen kam Helen Soileau in mein Büro und setzte sich auf die Kante meines Schreibtischs.
    »Habe mich in zwei Dingen geirrt«, sagte sie.
    »Ach ja?«
    »Der Mulatte, der Cool Breeze kaltmachen wollte, der Typ mit dem Ohrring in der Brustwarze … du weißt schon? Ich habe doch gesagt, daß ich ihm seine Geschichte abkaufe, daß er Breeze für einen anderen gehalten hat? Habe mir die Besucherliste durchgesehen. Ein Anwalt des Giacano-Clans hatte ihn am Vortag besucht.«
    »Bist du sicher?«
    »Whiplash Wineburger. Je von ihm gehört?«
    »Whiplash vertritt auch andere Klienten.«
    »Auch einen Mulatten, der in einer Reismühle arbeitet? Und aus purer Menschenfreundlichkeit?«
    »Warum sollten die Giacanos einen Gefängnismord gegen jemanden wie Cool Breeze Broussard in Auftrag geben?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern.
    »Vielleicht melken die vom FBI jetzt Breeze, um die Giacanos unter Druck zu setzen«, sagte ich als Antwort auf meine eigene Frage.
    »Um den Clan zur Kooperation bei den Ermittlungen gegen die Triaden zu veranlassen?« »Warum nicht?«
    »Und noch was wollte ich dir sagen. Gestern abend war Lila Terrebonne in dem neuen Zydeco-Schuppen an der Gemeindegrenze. Hat dort Streit mit dem Barkeeper angefangen und dann dem Rausschmeißer eine 25er Automatik unter die Nase gehalten. Zwei Uniformierte haben als erste reagiert. Sie haben ihr die Waffe ohne Probleme abgenommen. Dann hat sie jemand rumgeschubst, und sie ist durchgedreht.
    Dave, ich hab den Arm um sie gelegt und sie zum Hintereingang und auf den Parkplatz rausgeführt. Da warʼs menschenleer, und sie hat wie ein Kind in meinen Armen geweint … Kannst du folgen?«
    »Yeah, glaube schon«, sagte ich.
    »Keine Ahnung, werʼs war, aber ich weiß, was man ihr angetan hat«, fuhr sie fort. Sie stand auf, streckte sich und steckte die Hände flach in ihren Patronengurt. Die Haut um ihren Mund war gespannt, die Augen blitzten.
    »Als ich eine junge Frau war und schließlich den Leuten gesagt habe, was mein Vater mit mir gemacht hat, hat mir niemand geglaubt«, sagte sie. »›Dein Dad war ein wunderbarer Vater.‹«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Iberia General. Anzeige liegt nicht vor. Schätze, ihr

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