Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
können mir nichts anhängen. Außerdem habe ich einen Job. Beim Film. Und damit verscheißer ich Sie nicht«, sagte er.
»Mäßigen Sie Ihre Ausdrucksweise, ja?«
»Ausdrucksweise? Oh, Mann, die Stadt gefällt mir immer besser.« Dann änderte sich sein Ausdruck schlagartig, und er sog die Luft durch die Nase ein, wie ein Tier, das Witterung aufnimmt. »Warum starrt mich dieser Fatso so an?«
Ich drehte mich um und sah Clete Purcel hinter mir stehen. Er grinste, zückte seinen Kamm und fuhr sich damit durchs sandfarbene Haar. Seine Achselhöhlen waren sonnenverbrannt.
»Finden Sie, daß ich ein Gewichtsproblem habe?« fragte er.
»Kaum. Kenne Sie ja gar nicht. Keinen Schimmer, wo Ihre Probleme liegen.«
»Warum nennen Sie mich dann Fatso?«
»Muß doch nicht immer was bedeuten.«
»Kann ich mir nicht vorstellen.«
Aber Boxleiter wandte uns bereits den Rücken zu, konzentrierte den Blick auf das tiefe Ende des Pools, den Ball in der Rechten knetend. Der Wind scheitelte leicht sein gebleichtes Haar, und seine Kopfhaut hatte das stumpfe Grau von Fensterkitt. Seine Lippen bewegten sich stumm.
»Was haben Sie da gesagt?« wollte Clete wissen. Als Boxleiter nicht antwortete, legte Clete die Hand unter Boxleiters Ellenbogen und zog ihn vom Drahtzaun weg. »Haben Sie gesagt: ›Leck mich, Fatso‹?«
Boxleiter ließ den Ball in seine Hosentasche gleiten und sah zu den Bäumen hinüber, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Hübscher Tag heute. Kauf mir einen Schneeball. Ich liebe die Spearmint-Schneebälle, die sie in diesem Park verkaufen. Möchtet ihr Jungs auch einen?«
Wir sahen ihm nach, wie er zwischen den Bäumen verschwand. Der Laubteppich knackte unter seinen Schritten wie Pecanschalen. Vor einem Eis- und Getränkestand, den ein Schwarzer unter einem grellgemusterten Sonnenschirm aufgestellt hatte, blieb er stehen.
»Wie gesagt, mit Gebrauchsanleitung werden sie nicht geliefert«, meinte Clete.
An jenem Nachmittag rief mich der Sheriff in sein Büro. Er goß gerade seine Blumen auf dem Fensterbrett mit einem handbemalten Teekessel und paffte dabei seine Pfeife. Das Licht, das durch die Jalousienritzen fiel, überzog seinen Körper mit einem Streifenmuster. Durch die Schlitze sah ich die weißen Grabsteine auf dem alten katholischen Friedhof.
»Ich hatte gerade einen Anruf von Alex Guidry. Haben Sie ihn beim Tierschutzverein angezeigt?«
»Er hält seine Hunde in einem absolut schattenlosen Betonzwinger.«
»Er sagt, Sie terrorisieren ihn.«
»Was hat der Tierschutzverein gesagt?«
»Haben eine Verwarnung ausgesprochen und angekündigt wiederzukommen. Bei diesem Kerl dürfen Sie sich keine Blöße geben, Dave.«
»Ist das alles?«
»Nein. Da ist noch ein Problem. Nämlich Ihre Anrufe beim FBI in New Orleans. Die sind wir doch jetzt ʼne Weile los. Warum also ins Wespennest stechen?«
»Cool Breeze sollte bei uns in Gewahrsam sein. Warum lassen wir es zu, daß die Jungs vom FBI ihn umdrehen, bloß um einen Zivilprozeß wegen Mißhandlung von Gefangenen in unserem Knast zu verhindern?«
»Er hat eine ganze Latte von Vorstrafen, Dave. Er ist kein Opfer. Er hat einen Mann durch die Stichsäge geschoben.«
»Ist trotzdem nicht in Ordnung.«
»Machen Sie mal der Öffentlichkeit klar, daß wir mit Steuergeldern eine Gruppenklage finanzieren … die zu allem Übel auch noch einen Haufen Knastbrüder reich machen wird. Okay, das nehm ich zurück. Reden Sie mit der FBI-Agentin. Sie war in Ihrer Mittagspause hier. Hatte das unvergleichliche Vergnügen, eine halbe Stunde ihrem Vortrag lauschen zu dürfen.«
»Adrien Glazier ist hier gewesen?«
Es war Freitag, und als ich an diesem Abend nach Hause fuhr, hätte eigentlich ein angenehmes Wochenende vor mir liegen sollen. Statt dessen wartete sie schon am Anlegeplatz auf mich, eine Pappmappe unter dem Arm. Ich stellte den Wagen in der Auffahrt ab und ging zu ihr hinunter. Sie schwitzte in ihrem pinkfarbenen Kostüm, ihre eisblauen Augen waren trüb von der Hitze oder vom Straßenstaub.
»Ihr habt Breeze festgesetzt und ʼne Menge Porzellan zerschlagen. Sonst noch Probleme, Miss Glazier?«
»Für Sie Special Agent Glaz-«
»Ja, ich habʼs kapiert.«
»Sie und Megan Flynn wollen doch nur eine Medienshow abziehen.«
»Nein. Zumindest nicht, was mich betrifft.«
»Warum ruft ihr beide dann ständig beim FBI an?«
»Weil mir der Kontakt zu einem Häftling verwehrt wird, der aus unserem Gefängnis ausgebrochen ist. Deshalb.«
Sie sah mich prüfend an,
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