Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Kehle fing wie ein Schluckauf, der völlig außer Kontrolle geriet.
    Er bemühte sich bei seinem Bewährungshelfer um die Erlaubnis, wieder nach New Orleans ziehen zu dürfen.
    Der Antrag wurde abgelehnt.
    Dann erwischte er Ida, wie sie sich hinter dem Haus eine Line Koks auf einem zerbrochenen Spiegel reinzog. Am Morgen trank sie Likör aus einer grünen Flasche mit Schraubverschluß, der ihre Augen furchterregend glänzen ließ. Sie weigerte sich, im Laden auszuhelfen. Im Bett war sie passiv, wenn er mit ihr schlief, und schließlich wollte sie überhaupt nicht mehr. Sie band sich einen gelochten Dollar an einem Band um das Fußgelenk und dann einen um ihren Bauch, so daß dieser knapp unter ihrem Nabel baumelte.
    »Gris-gris ist der Aberglaube der Alten«, sagte Cool Breeze.
    »Ich hatte einen Traum. Eine weiße Schlange, dick wie dein Arm, hat ein Loch in eine Melone gebissen, ist reingekrochen und hat sie von innen aufgefressen.«
    »Wir hauen einfach ab.«
    »Mr. Harpo wird immer schon da sein. Unser Bewährungshelfer wird schon da sein. Der Staat Louisiana wird schon da sein.«
    Er schob die Hand unter die Münze über ihrem Bauch und riß sie ab. Ihr Mund öffnete sich ohne einen Laut, als der Zwirn ihr in die Haut schnitt und brennende Striemen hinterließ.
    In der folgenden Woche ertappte er sie nackt vor dem Spiegel, ein schmales Goldkettchen um die Hüften.
    »Wo hast du das her?« fragte er.
    Sie bürstete ihr Haar und antwortete nicht. Ihre Brüste waren angeschwollen und voll wie Eierfrüchte.
    »Du kochst nicht mehr im Club. Was sollten sie dagegen machen? Uns noch mehr weh tun, als sieʼs schon getan haben?« meinte er.
    Sie nahm ein neues Kleid vom Bügel und zog es über den Kopf. Es war rot, mit eingewebten bunten Glasperlen, wie es Indianerinnen trugen.
    »Wo hattest du das Geld dafür her?« wollte er wissen.
    »Ich weiß es. Du mußt es erst rauskriegen«, antwortete sie. Sie befestigte einen goldenen Ring mit beiden Händen an ihrem Ohrläppchen und lächelte ihn dabei an.
    Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. Ihr Kopf wackelte auf dem Hals hin und her wie bei einer Puppe. Sie hatte die Augenlider geschlossen, den rotgeschminkten Mund in einer Art und Weise geöffnet, die ihm in den Jeans einen Ständer bescherte. Er schleuderte sie gegen die Schlafzimmerwand, daß er ihre Knochen auf dem Holz knacken hörte, dann rannte er aus dem Haus, den staubigen Weg hinunter durch den tunnelartigen Schatten der Bäume, und seine Arbeitsstiefel krachten durch die Eisschicht auf den Schlaglöchern.
    Am Morgen versuchte er, alles wiedergutzumachen. Er machte Boudin warm, machte Cush-Cush und Kaffee mit heißer Milch, deckte den Tisch und rief sie in die Küche. Das Geschirr, das sie nicht an der Wand zerschmetterte, schleuderte sie auf den Hinterhof hinaus.
    Er fuhr mit seinem Pickup durch die klirrend klare Kälte des Morgens, der hinter den Reifen aufwirbelnde Staub legte sich auf die Kissen abgestorbener Hyazinthen und die toten Welse, die erstarrt im Bayou trieben. Er fand Harpo Delahoussey an der Tankstelle in der Stadt, die ihm gehörte, wo er Domino mit drei anderen Weißen am Tisch neben einem Gasofen spielte, der mit zischend blauer Flamme brannte. Der Ofen erfüllte den Raum mit einer trägen, in den vier Wänden gefangenen Wärme und dem Geruch nach Rasierschaum, Rasierwasser und Testosteron.
    »Sie arbeitet nicht mehr im Club, meine Frau«, sagte Cool Breeze.
    »Okay«, sagte Delahoussey, den Blick auf die Reihe Dominosteine vor ihm konzentriert.
    Es herrschte eine geradezu ohrenbetäubende Stille. »Mr. Harpo, vielleicht ham Se mich nicht verstanden«, sagte Cool Breeze.
    »Der hat dich genau gehört, Junge. Und jetzt mach, daß du wegkommst«, erklärte einer der Männer.
    Einen Moment später, an der Tür seines Pickups, sah Cool Breeze durchs Fenster zurück. Obwohl er im Freien stand, die im Wind rauschenden Äste einer Eiche über ihm, während die vier Domino-Spieler in einem kleinen geschlossenen Raum hinter Glas saßen, hatte er doch das Gefühl, wie in einem Aquarium oder einem Käfig gefangen zu sein, nackt, klein und der Lächerlichkeit und Verachtung preisgegeben.
    Dann traf es ihn wie ein Schlag: Er ist alt. Für einen alten Mann wie ihn ist ein Stück schwarzes süßes Fleisch wie das andere. Wer also hatte ihr dann das Kleid gegeben und ihr die Goldkette um die Hüften gelegt?
    Er wischte sich mit dem Ärmel seines Segeltuchmantels über die Stirn. In seinen Ohren

Weitere Kostenlose Bücher