Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
haltet ihr mich?«
»Für nen alten Mann … Bin auch nicht mehr der Jüngste. Du kannst was essen oder deinen Kopf auf den Tisch legen und ein Nickerchen machen. Aber misch dich nicht ein. Kapiert? Wenn du uns ins Handwerk pfuschst, vergessen wir, daß du ein alter Nigger bist, für den sich kein Schwein interessiert.«
Der Mann im Regenmantel kam durch die Tür zurück, eine abgesägte doppelläufige Schrotflinte in der rechten Hand.
»Mann, ich zerfließe. Der Wind ist heiß wie aus der Wüste«, sagte er, zog seinen Mantel aus und wischte sich mit dem Taschentuch übers Gesicht. »Was hat der Alte da gelabert?«
»Er glaubt, daß der Aktienmarkt den Bach runtergeht.«
»Frag ihn, obʼs ne streunende Katze in der Nachbarschaft gibt.«
Der Mann mit dem Backenbart beugte sich vor und spie Tabaksaft in die Kaffeebüchse. Er wischte sich mit dem Daumen über die Lippen.
»Bring seinen Hund rein«, befahl er.
»Wozu?«
»Weil ein Hund, der vor der Tür jault und wimmert, andere auf die Idee bringen könnte, daß ihn jemand getreten hat.«
»Daran hab ich gar nicht gedacht. Die Leute ham recht, Harpo. Du bist ein Mann mit Grips.«
Der Mann mit dem Backenbart spie erneut in die Dose und sah seinen Begleiter bohrend an.
Der Kerl, der den Regenmantel angehabt hatte, schleifte den Hund an seinem Strick durch die Tür und versuchte ihn auf die Beine zu ziehen. Der Hund jedoch stemmte die Hinterläufe in den Boden und grub die Zähne in die Hand seines Peinigers.
»Scheiße noch mal!« Er schrie gellend auf und preßte beide Hände zwischen die Schenkel.
»Bring das verdammte Vieh zur Räson, Alter, oder ich knall euch beide ab«, drohte der Bärtige.
»Klar doch. Der macht keine Schwierigkeiten. Ich versprech’s«, murmelte Moutʼ.
»Alles okay?« fragte der Bärtige seinen Kumpel.
Der antwortete nicht. Er öffnete eine Kühlkiste, fand eine Flasche Wein und kippte den Inhalt über die Wunde. Seine Hand war blutverschmiert, die Finger zitterten, als würde er frieren. Er band sein Taschentuch über die Bißstelle, zog den Knoten mit den Zähnen fest und setzte sich mit Blick auf die Tür auf einen Holzstuhl, die Schrotflinte über den Knien.
»Kann nur hoffen, die Sache klappt«, sagte er.
Moutʼ saß in der Ecke auf dem Boden, seinen Hund zwischen den Knien. Er hörte draußen Karpfen im Schilf platschen, das Dröhnen eines Bootsmotors in der Ferne, das Rollen des Donners über dem Golf. Er sehnte Regen herbei, ohne zu wissen, warum. Vielleicht, weil sich Cool Breeze bei Regen – oder vielmehr bei einem Gewitter mit Blitz und Donner und allem Drum und Dran – irgendwo unterstellen und nicht versuchen würde, noch in der Nacht nach Hause zu gelangen. Oder die beiden Weißen konnten bei einem richtig verheerenden Unwetter Cool Breezes Außenborder nicht hören, würden gar nicht wahrnehmen, wie er die Krebsfallen aus dem Aluboot holte, den Eimer voller Welse heraushievte, die er gefangen hatte.
»Muß mal aufs Klo«, sagte er.
Keiner der beiden Männer beachtete ihn.
»Muß Wasser lassen«, beharrte er.
Der mit dem Backenbart stand auf und reckte sich.
»Komm, Alter«, sagte er und stieß Moutʼ zur Hintertür hinaus.
»Vielleicht sin Se n guter Mensch, hm? Vielleicht wolln Seʼs nur nich wahrhaben, daß Se n guter Mensch sin«, sagte Moutʼ.
»Geh und pinkel endlich.«
»Hab Weißen nie Schwierigkeiten gemacht. Kann dir jeder hier in New Iberia sagen. Und mein Junge ist nich anders. Hat hart gearbeitet an der Bowlingbahn. Hatte einen kleinen Laden. Hat versucht, sich aus den Schwierigkeiten rauszuhalten, aber man hat ihn nich gelassen.«
Dann fühlte Moutʼ, wie ihm jede Vorsicht, die lebenslange Rücksichtnahme, Katzbuckelei und Verstellung, abhanden zu kommen begann. »Er hatte ne Frau, Ida hieß sie, das süßeste schwarze Mädel in Franklin, aber ein Weißer hat gesagt, sie muß für ihn kochen, einfach so, oder ihr Mann kommt in den Bau. Dann hat er sie mit in den Schuppen genommen, sie auf die Knie und zu allem gezwungen, was er wollte. Sie hat sich gewehrt und gebettelt, es nich wieder tun zu müssen, aber alle drei bis vier Nächte hat er sie nach draußen geholt, und sie hat sich eingeredet, es ginge bald vorüber, er würde ihrer überdrüssig werden und Cool Breeze und sie in Ruhe lassen, und als er wirklich mit ihr durch war und erreicht hatte, daß sie und mein Junge sich gehaßt haben, is n anderer Weißer gekommen, hat ihr Geschenke gemacht, sie in sein Bett genommen und ihr
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