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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Delahoussey hatte einen Neffen, der genauso heißt. Er war Verkehrspolizist in Franklin. Jeder hat ihn den ›Kleinen Harpo‹ genannt.«
    »Glaubst du, er ist einer von den Bleichgesichtern?«
    »Warum sollt ich Sie sonst damit vollabern? Ich lauf nich mehr weg.«
    »Sie drehen sich mit Ihren Gedanken im Kreis, Breeze. Die Giacanos benutzen Vollstrecker aus Miami oder Houston.«
    »Jimmy Fig hat mir gesagt, ich sei ein blöder Nigger und sollt mich an Zuhälterei und ans Dealen halten. Und Sie sagen mir jetzt quasi dasselbe. Scheiße, daß ich überhaupt hergekommen bin.«
    Er stand auf und ging übers Dock zu seinem Pickup. Dabei kam er an zwei weißen Anglern vorbei. Die beiden hielten Ruten und Geräteboxen fest an sich gedrückt. Sie machten ihm Platz und sahen dann über die Schulter zu ihm zurück.
    »Der Junge sieht aus, als hätte ihn seine Alte gerade aus dem Bett geworfen«, sagte einer der beiden grinsend zu mir.
    »Wir haben noch geschlossen«, entgegnete ich, ging in den Köderladen und hakte die Fliegengittertür hinter mir zu.

8
    Liest man den Umschlagtext zu einem Menschen wie Swede Boxleiter, steckt man ihn automatisch in die Schublade »Genetische Fehlentwicklung, nicht therapierbar« und fertig.
    Dann sagt oder tut derjenige etwas, das nicht ins Raster paßt, und man verläßt sein Büro mit einem Brett vor dem Kopf.
    Am frühen Montag morgen rief ich Cisco Flynns Privatnummer an. Der Anrufbeantworter lief. Eine Stunde später kam sein Rückruf.
    »Wieso brauchen Sie Swedes Adresse? Lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte er.
    »Er erpreßt Sie, stimmtʼs?«
    »Ah, jetzt geht mir ein Licht auf! Sie waren Preisboxer. Zu viele Schläge auf den Hinterkopf, was Dave?«
    »Ich kann genausogut mit Helen Soileau noch mal auf dem Set aufkreuzen und dort mit ihm plaudern.«
    Boxleiter wohnte in einem Wohnkomplex, bestehend aus drei Häusern am Stadtrand von St. Martinville. Als ich in die Auffahrt einbog, warf er gerade einen Golfball auf die Betontreppe an der Seite des Gebäudes und ließ ihn über zwei Stufen springen, bevor er ihn mit der Schnelligkeit einer Schlange wieder auffing, klick-klick, klick-klick, klick-klick. Er trug blaue Badeshorts und ein dünnes schwarzes Hemd, aus einem gazeartigen Material, weiße hohe Sportschuhe, Handschuhe mit abgeschnittenen Fingern und eine weiße Schildmütze, die den ausrasierten Nacken und seinen zusammengeflickten Schädel wie eine umgedrehte Bratpfanne bedeckte. Er warf mir kurz über die Schulter einen Blick zu, dann widmete er sich erneut dem Ballspiel.
    »Der Obermacker persönlich«, sagte er. Der Hinterhof war kahl und vegetationslos, lag im tiefen Schatten, und hinter den Bäumen schimmerte der Bayou in der Sonne.
    »Dachte eigentlich, Sie würden von sich hören lassen«, sagte ich.
    »Wieso denn das?«
    »Zivilklage, Anzeige wegen Körperverletzung, so was in der Richtung.«
    »Denken ist Glücksache.«
    »Machen Sie mal nen Augenblick Pause mit dem Bällchen, ja?«
    Seine Augen lächelten ins Leere, dann warf er den Ball in den Hof und wartete ab. Mit seiner konturlosen Backenpartie und dem kleinen Mund erinnerte er an einen kuriosen Fisch.
    »Bin einfach nicht drauf gekommen, womit Sie Cisco in der Hand haben könnten«, sagte ich. »Aber es ist das Foto, mit dem Megans Karriere begonnen hat, das mit dem Schwarzen, den sie vor dem Überlaufrohr zusammengeschossen haben, stimmtʼs? Sie haben den Cops gesteckt, wo er rauskommen würde. Megans großer Durchbruch basiert auf einem Deal, der diesen Kerl das Leben gekostet hat.«
    Er bohrte mit dem kleinen Finger in seinem Ohr, die Augen wie blankes Glas, bar jeden Ausdrucks.
    »Cisco ist mein Freund. Ich würd ihm nie und nimmer was antun. Wer ihm was Böses will, den schneide ich in Streifen.«
    »Ach wirklich?«
    »Spielen wir ne Runde Handball?«
    »Handball?«
    »Ja, gegen die Garage.«
    »Nein, ich …«
    »Sagen Sie der Schwester, daß ichʼs ihr nicht übelnehm. Hat mir nur nicht gefallen, daß sie mich vor all den Leuten hochnehmen wollte.«
    »Der Schwester? Sie sind ein ungewöhnlicher Mann, Swede.«
    »Hab einiges über Sie gehört. Sie waren in Vietnam. Gegen das, was Sie auf dem Kerbholz haben dürften, nimmt sich mein Vorstrafenregister vermutlich geradezu läppisch aus.«
    Dann, so als sei ich Luft, machte er plötzlich einen Handstand und lief auf den Händen durch den beschatteten Hinterhof, die Sohlen seiner Turnschuhe waagrecht ausgestreckt wie die Schulterpartie eines Kopflosen.
    Clete

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