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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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eine schmerzhafte Wunde, tief in ihrem Inneren. Ihr Problem ist kompliziert. Aber eines weiß ich … es frißt sie von innen her auf«, erklärte er.
    »Sie ist Alkoholikerin, Father. Meinen Sie das?« fragte Helen.
    »Fällt nicht unter das Beichtgeheimnis, was sie mir erzählt hat. Und trotzdem möchte ich lieber nicht mehr preisgeben«, erwiderte er.
    Ich ging den Mittelgang entlang und setzte mich hinter Lila in die Kirchenbank.
    »Hat je ein Kerl versucht, Sie aus einer Kirche abzuschleppen?« fragte ich.
    Sie drehte sich um und starrte mich an, das Gesicht von einem Sonnenstrahl in zwei Hälften geteilt. Der Puder auf ihren Wangen glühte. Ihre milchig grünen Augen waren tellerrund aufgrund einer Erwartung, für die sie keinen ersichtlichen Grund zu haben schien.
    »Habe gerade an Sie gedacht«, sagte sie.
    »Darum möchte ich doch gebeten haben.«
    »Wir müssen alle mal sterben, Dave.«
    »Wie recht Sie haben. Aber doch nicht unbedingt heute. Machen wir eine kleine Spazierfahrt.«
    »Komisch, daß ich ausgerechnet hier unter dem Kreuz gelandet bin. Kennen Sie den ›Gehängten‹ aus dem Tarot?«
    »Selbstverständlich«, sagte ich.
    »Ist die Karte des Todes.«
    »Nein, das ist der heilige Sebastian, ein römischer Soldat, der für seinen Glauben den Märtyrertod gestorben ist. Er steht für Selbstaufopferung«, erklärte ich.
    »Der Priester wollte mir keine Absolution erteilen. Ich bin sicher, daß ich die katholische Taufe empfangen habe, bevor sie mich protestantisch getauft haben. Meine Mutter war Katholikin«, sagte sie.
    Helen stand am Ende von Lilas Kirchenbank, kaute Kaugummi, die Daumen in den Pistolengurt gehakt. Sie legte drei Finger auf Lilas Schulter.
    »Wie wärʼs, wenn Sie uns zum Abendessen einladen?«
    Eine Stunde später überquerten wir die Gemeindegrenze nach St. Mary. Die Luft flimmerte malvenfarben, die Wasseroberfläche des Bayou war von springenden Brassen aufgewühlt, der Wind war heiß und roch nach dem Asphaltbelag des Highways. Lilas Vater stand im Säulenportikus, eine Zigarre in der Hand, die Schulter gegen eine Backsteinsäule gelehnt.
    Ich hielt den Streifenwagen an und wollte aussteigen.
    »Bleib sitzen, Dave. Ich bringe Lila zur Tür«, sagte Helen.
    »Nicht nötig. Geht mir jetzt schon viel besser. Hätte auf die Tabletten nichts trinken dürfen. Da kriege ich immer meine transzendentalen Anwandlungen.«
    »Ihr Vater mag uns nicht, Lila. Wenn er uns was zu sagen hat, dann sollten wir ihm jetzt Gelegenheit dazu geben«, erklärte Helen.
    Aber ganz offensichtlich war Archer Terrebonne an diesem Abend nicht in Stimmung, sich mit Helen Soileau auseinanderzusetzen. Er zog an seiner Zigarre, ging ins Haus und machte die schwere Tür lautstark hinter sich zu.
    Der Säulenvorbau und der geziegelte Parkplatz lagen mittlerweile in tiefem Schatten, die goldenen und scharlachroten Mittagsblumen hatten ihre Blüten weit geöffnet. Helen ging zum Säulenportikus, den Arm um Lilas Schultern gelegt, und wartete, bis Lila ins Haus gegangen war und die Tür geschlossen hatte. Helen starrte noch einen Moment auf die Tür, mit Kaugummi mahlendem Kiefer, eine Hand flach unter dem Pistolengurt.
    Dann öffnete sie die Tür zum Beifahrersitz und stieg ein.
    »Tippe auf Schlaftabletten und Wodka«, bemerkte ich.
    »Da könntest du den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Großartige Kombi für einen Herzinfarkt«, erwiderte sie.
    Ich wendete den Wagen vor dem Haus, fuhr zur Zufahrtsstraße und über die Brücke über den Bayou. Helen starrte noch immer durch die Heckscheibe zurück.
    »Hätte ihrem alten Herrn zu gern mal ne Abreibung verpaßt. Mit dem Gummiknüppel. Ausgeschlagene Zähne und Knochenbrüche, das volle Programm«, seufzte sie. »Nicht gut, was, Bwana?«
    »Ist genau der Typ, der einen auf solche Gedanken bringt. Mach dir deshalb keine Sorgen.«
    »Hatte ihn als Kinderverderber auf dem Zettel. Hab mich geirrt. Die Frau ist vergewaltigt worden.«

11
    Am darauffolgenden Morgen rief ich Clete Purcel in New Orleans an, verabschiedete mich für den Tag aus dem Büro und fuhr über den aufgeschütteten Highway, der die Kette von Buchten im Atchafalaya Basin miteinander verbindet, über die Mississippi-Brücke bei Baton Rouge, dann hinunter durch Weideland und den langen grünen Korridor zwischen unwegsamen Wäldern hindurch, die in Fächerpalmenhaine und überflutete Sumpfzypressen an der Nordseite des Lake Pontchartrain übergingen. Schließlich hatte ich die Ausfahrt zum French

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