Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
antwortete er.
»Was Sie hier zu erledigen haben, muß warten, Mr. Robicheaux«, erklärte Adrien Glazier.
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie einer der FBI-Agenten Cool Breeze auf den Arm tippte und ihm bedeutete, auf der Veranda zu warten.
»Was haben Sie mit ihm vor?« fragte ich Adrien Glazier.
»Nichts.«
»Breeze handelt aus dem Bauch heraus. Das wissen Sie. Warum setzen Sie den Mann hier draußen ab?« fragte ich.
»Hat er sich bei Ihnen beklagt? Wer hat Sie zu seinem Übervater ernannt?« erwiderte sie.
»Je von einem Kerl namens Harpo Scruggs gehört?« wollte ich wissen.
»Nein.«
»Ist ein Auftragskiller. Und er ist auf Breeze angesetzt. Komisch ist nur, daß er eigentlich tot sein sollte.«
»Na, dann haben Sie ja was zu knabbern. Mittlerweile kümmern wir uns um die Angelegenheiten hier. Danke für Ihren Besuch«, sagte der Mann, der Cool Breeze die Handschellen abgenommen hatte. Er hatte olivenfarbene Haut, kurzes blondes Haar, und die verspiegelten Gläser seiner Sonnenbrille erlaubten ihm Arroganz ohne Reue.
Helen trat auf ihn zu, die Beine leicht gespreizt.
»Kleine Nachhilfestunde in Sachen Realität, Sie aufgeblasenes Arschloch. Das hier ist unser rechtmäßiges Revier. Wir gehen, wann und wohin wir wollen. Wenn Sie versuchen, uns aus Ermittlungen rauszuhalten, kratzen Sie heute nacht in unserem Knast die Seife vom Fußboden«, klärte sie ihn auf.
»Sie ist die Type, die Boxleiter fertiggemacht hat«, sagte der andere FBI-Agent, den Ellbogen über die Fahrertür gelegt, ein Grinsen im Gesicht.
»Ja und?« sagte sie.
»Beeindruckend … Wenn man Scheiße mag«, sagte er.
»Wir hauen ab«, verkündete Adrien Glazier.
»Überprüfen Sie diesen Scruggs. War ein bewaffneter Wachmann in Angola. Möglicherweise steht er mit der Dixie-Mafia in Verbindung«, sagte ich.
»Eine Leiche? Prima Idee! « Damit stieg sie mit ihren beiden Kollegen in den Wagen und fuhr davon.
Helen starrte ihnen nach, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Broussard ist der Köder, den sie unter dem Baum angebunden haben, was?« murmelte sie.
»So sehe ich die Sache«, erwiderte ich.
Cool Breeze beobachtete uns von der Schwingschaukel auf der Veranda. Seine Schnürstiefel waren schlammverkrustet, und er ließ eine Stoffkappe auf seinem Zeigefinger kreiseln.
Ich setzte mich auf die Holztreppe und sah auf die Straße.
»Wo ist Moutʼ?« wollte ich wissen.
»Bei seiner Schwester.«
»Du spielst das Bauernopfer für andere«, sagte ich.
»Sie wissen, wenn ich in der Stadt bin.« »Kein guter Gedanke, Kumpel.«
Ich hörte die Schwingschaukel hinter mir quietschen, und seine Stiefelsohlen schleiften bei jedem Schwung über die Holzplanken. Eine junge Frau mit einer Einkaufstüte voller Lebensmittel ging am Haus vorbei, und das Geräusch der Schaukel verstummte.
»Meine tote Frau Ida, ich hör sie manchmal im Schlaf. Sie redet mit mir unter Wasser, trotz der vereisten Kette um ihren Hals. Ich will sie hochheben, raus aus dem Schlick, das Eis aus ihrem Mund und den Augen kratzen. Aber die Kette is einfach zu schwer. Ich zieh und zieh, und meine Arme sind wie Blei, und die ganze Zeit kriegt sie da unten keine Luft. Haben Sie je so nen Traum gehabt?« sagte er.
Ich drehte mich um und sah ihn an, und in meinen Ohren rauschte das Blut, und eisige Kälte überzog mein Gesicht.
»Dacht ichʼs mir doch. Habe ich schuld, was meinen Sie?«
An diesem Nachmittag führte ich Telefongespräche mit Juárez, Mexiko, und den Sheriffdienststellen in drei Bezirken entlang der Tex-Mex-Grenze. Niemand hatte Informationen über Harpo Scruggs oder darüber, wie er gestorben war. Dann verwies mich ein FBI-Agent in El Paso an einen pensionierten Texas Ranger namens Lester Cobb. Sein Akzent kam tief aus seinem Lungensystem, wie heiße Luft, die aus Haferbrei blubbert.
»Sie haben ihn gekannt?« sagte ich in den Hörer.
»Entfernt. Und das war schon nah genug.«
»Warum das denn?«
»War ein Lude. Hat mexikanische Mädels aus Chihuahua rübergeschmuggelt.«
»Wie ist er gestorben?«
»Es heißt, er sei in einer Bumskneipe über dem Fluß gewesen. Ein Mädel hat ihm nen Pistolenlauf ins Ohr gesteckt, abgedrückt, anschließend die Bude angezündet und sich umgebracht.«
»Es heißt?«
»Wurde dort unten steckbrieflich gesucht. Warum sollte er für einen Bums rüber nach Juárez fahren? Die Geschichte hat mich nie überzeugt.«
»Falls er noch lebt, wo soll ich nach ihm suchen?«
»Hahnenkämpfe, Puffs,
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