Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
mit einem Typen wie Swede Boxleiter umgibt.«
Sie umfaßte den Handlauf und machte zuerst mit dem einen und dann mit dem anderen Bein eine Arabeske. Ihr wirres, rotbraunes Haar schimmerte sehweißfeucht.
»Haben Sie sich von dem Typ da unten einen Schuß setzen lassen?« fragte ich.
»Heute bin ich clean. Gelegentlich habe ich einfach einen schlechten Tag. Sie sind ein komischer Cop. Haben Sie je Probeaufnahmen von sich machen lassen?«
»Warum schaffen Sie sich das Problem nicht ein für allemal vom Hals?«
Aber sie hörte nicht mehr zu. »Diese Gegend ist voll von gewalttätigen Leuten. Ist der Süden. Scheint hier in der Luft zu liegen. Dieser Schwarze, derʼs auf die Terrebonnes abgesehen hat, warum unternehmen Sie nichts?« sagte sie.
»Welcher Schwarze? Reden Sie von Cool Breeze Broussard?«
»Welcher Schwarze? Ja, das ist eine gute Frage. Kennen Sie die Geschichte von der ermordeten Sklavin und den vergifteten Kindern? Wenn ich so was in meiner Familie hätte, würde ich mir die Kugel geben. Kein Wunder, daß Lila Terrebonne säuft.«
»War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
»Mann, warum sagen Sie nicht einfach ›Leck mich‹ und drehen den Leuten den Rücken zu?«
Ihre Haut hatte die Farbe von angebrannter Milch, und ihre blauen Augen flackerten unruhig. Sie trocknete Gesicht und Hals mit einem Handtuch ab und warf es nach mir.
»Das Kickboxen … das was Anthony da unten macht, das hat er von mir gelernt«, sagte sie.
Dann hob sie mir ihr Gesicht entgegen, die Lippen leicht geöffnet, von Speicheltröpfchen benetzt, die Augen erwartungs- und lustvoll.
Auf dem Heimweg machte ich bei der Stadtbücherei von New Iberia halt und las in den Erinnerungen einer Neuengland-Lady namens Abigail Dowling aus dem späten neunzehnten Jahrhundert. Abigail Dowling war während einer Gelbfieberepidemie als Krankenschwester in unsere Gegend gekommen und zu einer politisch Radikalen geworden, nicht wegen der Sklaverei an sich und dem Elend, das diese über die schwarze Bevölkerung gebracht hatte, sondern durch das, was sie den »entmenschlichenden Einfluß« auf die Weißen nannte.
Eine der Familien, über die sie detailliert berichtete, waren die Terrebonnes aus dem Bezirk St. Mary.
Vor dem Bürgerkrieg war Elijah Terrebonne Geschäftspartner des Sklavenhändlers Nathan Bedford Forrest gewesen und später an Forrests Seite in der Schlacht am Briceʼs Crossing geritten, wo ihm ein Schrapnell den Arm zerfetzte und sein Soldatendasein beendete. Elijah allerdings war auch dabei gewesen, als unterhalb der Mauern von Fort Pillow schwarze Einheiten, die auf Knien um ihr Leben gefleht hatten, aus nächster Nähe liquidiert worden waren, als Vergeltung für einen sechzig Meilen breiten Gürtel verbrannter Erde, den Truppen der Föderierten in Nord-Mississippi hinterlassen hatten.
»Er war von kleiner Statur, hatte einen gestählten, gedrungenen Körper. Er ritt aufrecht, als habe er einen Stock verschluckt«, schrieb Abigail Dowling in ihr Tagebuch. »Er war ein gutaussehender Mann mit rosigem Teint, und ein Leuchten ging von ihm aus, wenn er über den Krieg sprach. In Anbetracht seiner Kleinwüchsigkeit versuchte ich seine herrische Art zu übersehen. Trotz seinem Hang zu schwarzen Frauen liebte er seine Frau und die Zwillingstöcher und war, vielleicht gerade wegen seiner eigenen Seitensprünge, übertrieben besitzergreifend, was seine Familie betraf.
Zum Pech der armen schwarzen Seelen auf seiner Plantage brannte in seinem Herzen das Licht der Wohltätigkeit und des Mitgefühls nicht allzu hell. Man hat mir erzählt, daß General Forrest versucht habe, das Gemetzel an den schwarzen Soldaten zu verhindern. Ich glaube allerdings, daß Elijah Terrebonne solche schuldbefreienden Erinnerungen nicht hatte. Ich glaube vielmehr, daß die Wutausbrüche, die ihn veranlaßten, Menschen mit der Pferdepeitsche blutige Verletzungen zuzufügen, ihre Ursache in den Gesichtern toter Schwarzer hatten, die Elijah jede Nacht im Traum erschienen und Gnade von einem Mann erflehten, der sie ihrer Seelen beraubt hatte.«
Elijahs Hang zu schwarzen Frauen, den Abigail Dowling erwähnte, betraf vor allem eine Sklavin namens Lavonia, deren Ehemann, Big Walter, von einem Baum erschlagen worden war. In regelmäßigen Abständen ritt Elijah Terrebonne an den Rand seiner Felder, holte sie vor den Augen der anderen Sklaven und des weißen Aufsehers aus deren Reihen und trieb sie mit dem Pferd vor sich her in die Wälder, wo er sich mit ihr in einem
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