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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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unbenutzten Süßkartoffelkeller vergnügte. Später kam ihm zu Ohren, daß der Aufseher sich im Saloon recht freizügig über diese Vorfälle ausgelassen und sich mit einem Drink in der Hand am Kamin über die Lüsternheit seines Arbeitgebers lustig gemacht hatte, was den verborgenen, stets latent vorhandenen Haß der weißen Besitzlosen noch mehr anstachelte. Elijah verunstaltete das Gesicht des Aufsehers mit seiner Reitpeitsche und ordnete die Verhältnisse dergestalt, daß er Lavonia als Köchin und Amme für seine Kinder zu sich ins Herrenhaus nahm.
    Als er jedoch vom Briceʼs Crossing mit der Wunde am Arm zurückkam, aus der noch immer Knochensplitter eiterten, war das Land am Teche besetzt, sein Haus und seine Stallungen waren geplündert, die Obstgärten und Felder zu Asche verbrannt, die der Wind vor sich hertrieb. Das einzig Eßbare auf der Plantage waren sieben geräucherte Schinken, die Lavonia in den Wäldern vergraben hatte, bevor die Flotte der Föderierten den Teche heraufgekommen war.
    Die Terrebonnes kochten Kaffee aus Ahornsamen und aßen dieselben mageren Rationen wie die Schwarzen. Einige der befreiten männlichen Sklaven auf der Plantage arbeiteten wieder hinter dem Pflug, andere folgten den Yankees auf ihrem Zug nach Norden, auf den sogenannten Red River Campaign. Als die Lebensmittel ausgingen, gehörte Lavonia zu einer Gruppe von Frauen und alten Leuten, die Elijah Terrebonne vor ihren Hütten zusammentrieb, um ihnen zu eröffnen, daß sie die Plantage verlassen müßten.
    Lavonia wandte sich an Elijahs Frau.
    Abigail Dowling schrieb darüber in ihr Tagebuch: »Es war ein elender Anblick, diese kräftige Feldarbeiterfrau ohne Mann, ohne die geringste Ahnung von historischen oder geographischen Gegebenheiten, die man in einem darniederliegenden Land davonjagen wollte, in dem sie nachts schwadronierenden Banden und betrunkenen Soldaten ausgesetzt war. Ihre schlichte Bitte hätte ihre mißliche Lage nicht besser beschreiben können: ›Habe vier Kinder, Missy. Wo solln wir denn hin? Womit soll ich se satt machen?‹«
    Mrs. Terrebonne gewährte ihr einen einmonatigen Aufschub. In dieser Zeit sollte sie entweder einen Ehemann finden oder sich um Hilfe an das Amt für befreite Sklaven wenden.
    Im Tagebuch geht es weiter: »Aber Lavonia war eine melancholische und ungebildete Kreatur, die glaubte, die Hartherzigkeit ihres ehemaligen Besitzers mit List überwinden zu können. Sie mischte Zyankali unter das Essen der Familie, in dem Glauben, sie würden alle krank werden und damit auf ihre Hilfe und Pflege angewiesen sein.
    Beide Mädchen der Terrebonnes starben. Elijah hätte die Ursache für ihren Tod niemals erfahren, hätte sich nicht das jüngste Kind Lavonias verplappert, das ausgerechnet zu ihm kam, um Trost zu suchen, und das Unheil heraufbeschwor. ›Meine Mama hat geweint‹, brach es aus ihm hervor: ›Sie hat Gift in einer Flasche unter dem Bett. Sie sagt, der Teufel hatʼs ihr gegeben und sie verlockt, jemand was damit anzutun. Ich glaub, jetzt nimmt sie es selbst.‹
    Beim Licht einer Fackel grub Elijah die Särge seiner Kinder aus der feuchten Tonerde und wickelte die Bandagen von ihren Körpern. Ihre Haut war mit Pusteln in Form und Größe von Perlen übersät. Er preßte die Hand auf ihren Brustkorb und atmete die Luft ein, die sich noch in ihren Lungen befunden hatte, und schwor, er habe Bittermandel gerochen.
    Seine Raserei war bis weit über die Felder und in den Hütten der Schwarzen zu hören. Lavonia versuchte sich mit ihren Kindern in den Sümpfen in Sicherheit zu bringen, vergebens. Ihre eigenen Leute fanden sie, und aus Furcht vor Elijahs Zorn hängten sie sie mit einem Männergürtel an einem Persimonenbaum auf.«
    Was bedeutet das alles? Warum hatte Geraldine Holtzner auf diese Geschichte angespielt? Ich wußte es nicht. Aber am Morgen rief mich Megan Flynn im Köderladen an. Clete Purcel war wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden, und ein Schwarzer hatte Feuer auf dem Set in Terrebonnes Vorgarten gelegt.
    Sie wollte reden.
    »Reden? Clete sitzt in einer Zelle, und du willst reden?« sagte ich.
    »Ich habe etwas schrecklich falsch gemacht. Ich bin völlig fertig. Macht es dir was aus, wenn ich vorbeischaue?«
    »Ja, macht es.«
    »Dave?«
    »Was denn?«
    Ihr versagte die Stimme.

13
    Megan saß an einem hinteren Tisch im Köderladen vor einer Tasse Kaffee und wartete auf mich, während ich bei zwei Anglern abkassierte, die gerade an der Theke gegessen hatten. Ihr

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