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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Alafair und ich zu Abend gegessen hatten, fuhr ich auf der Loreauville-Straße bis zu Cisco Flynns Haus. Als sich auf mein Klingeln niemand rührte, ging ich die Veranda entlang, an den hängenden Farnkörben vorbei, und warf einen Blick hinters Haus. Megan und Cisco saßen in einem erleuchteten Gartenpavillon und aßen an einem festlich gedeckten Tisch Steaks mit Swede Boxleiter. Ich ging über den Rasen auf den gelben Lichtkreis zu, den eine Außenlaterne warf. Ihre Gesichter waren erhitzt von der angeregten Unterhaltung, ihre Bewegungen automatisch, wenn einer den anderen bat, ihm eine Platte zu reichen, oder den silbernen Weinkelch gefüllt haben wollte. Mein Schuh trat knackend auf einen kleinen Ast.
    »Tut mir leid, wenn ich stören muß«, sagte ich.
    »Sind Sie das, Dave? Leisten Sie uns Gesellschaft. Wir haben genug«, forderte Cisco mich auf.
    »Wollte nur kurz mit Megan sprechen. Ich warte draußen im Pickup«, sagte ich.
    Die drei sahen in der Dunkelheit, den Salat und die rosafarbenen Steakstreifen auf den Tellern vor sich, wie auf einem französischen Stilleben aus dem neunzehnten Jahrhundert aus. In diesem Moment wußte ich, daß die drei, trotz aller Differenzen, die sie heute haben mochten, von gemeinsamen Erfahrungen zusammengeschweißt wurden, die kein Außenstehender jemals nachvollziehen konnte. Dann zerstörte Boxleiter den Augenblick, indem er nach einem Krug griff, sich Wein nachschenkte und dabei einige Tropfen wie Blut auf dem Tischtuch verspritzte.
    Zehn Minuten später kam Megan zu mir vors Haus.
    »Heute morgen hast du mir erklärt, ich würde Boxleiter völlig falsch einschätzen«, sagte ich.
    »Stimmt. Der Schein trügt.«
    »Er ist kriminell.«
    »Für manche.«
    »Ich habe Bilder von dem Typ gesehen, dem er in der Haftanstalt von Canon City die Kehle durchgeschnitten hat.«
    »Vermutlich mit freundlicher Genehmigung von Adrien Glazier. Übrigens, der Typ, den er angeblich gekillt hat … er gehörte zur mexikanischen Mafia. Er hatte Swedes Zellennachbarn in der Toilette ertränkt … Bist du deshalb hergekommen?«
    »Nein. Ich wollte dir sagen, daß ich euch jetzt in Ruhe lasse. Werdet selbst mit allem fertig.«
    »Es hatte dich niemand gebeten, dich einzumischen. Du bist immer noch sauer wegen Clete, stimmtʼs?«
    Ich ging über den Rasen zu meinem Pickup. Der Wind heulte in den Bäumen und warf Schatten aufs Gras. Sie holte mich ein, als ich die Autotür öffnete.
    »Das Problem ist, daß du deine eigenen Gedanken nicht begreifst«, sagte sie. »Du bist gläubig erzogen worden. Du siehst im Tod meines Vaters eine Art Märtyrertod des heiligen Sebastian oder so ähnlich. Du glaubst daran, Menschen vergeben zu müssen, was zu vergeben dir gar nicht ansteht. Ich würde ihnen am liebsten die Augen auskratzen.«
    » Ihnen die Augen auskratzen? Wer sind sie, Megan?«
    »Alle scheinheiligen Heuchler in dieser …« Sie hielt inne und trat zurück, als habe sie Angst vor ihren eigenen Worten bekommen.
    »Aha, jetzt sind wir endlich beim Kern der Sache angelangt«, sagte ich.
    Ich stieg in den Pickup und machte die Tür zu. Ich hörte ihre erregten Atemzüge im Dunkeln, sah, wie sich ihre Brust unter der Bluse hob und senkte. Swede Boxleiter trat hinter der Hausecke hervor ins Licht der Veranda, einen leeren Teller in der einen und eine Fleischgabel in der anderen Hand.

14
    Der großgewachsene Mann mit den gelbgetönten Brillengläsern, den Cowboystiefeln und einem von Wind und Wetter abgenutzten, rauchfarbenen Stetson machte einen Fehler. Während ein Verkäufer in einem Pfandhaus und Waffengeschäft in Lafayette zwei Schachteln mit 22er Magnum-Munition für ihn einpackte, fiel dem Mann plötzlich ein Armee-Repetiergewehr im Regal auf.
    »Das ist ein italienisches Carcano-Gewehr, Kaliber 6,5 Millimeter, stimmtʼs? Reichen Sieʼs mal runter, dann zeige ich Ihnen was«, sagte er.
    Er schlang den Ledergurt über den linken Arm, öffnete das Schloß und steckte den Daumen in die Kammer, um sich zu vergewissern, daß die Waffe nicht geladen war.
    »Funktioniert nach demselben Prinzip wie das Gewehr, das Oswald benutzt hat. Erinnern wir uns. Der Schütze oben in dem Gebäude mußte drei Schüsse innerhalb von fünfeinhalb Sekunden abgeben. Haben Sie eine Stoppuhr?« fragte er.
    »Nein«, antwortete der Verkäufer.
    »Hier, sehen Sie auf meine Armbanduhr. Ich drücke jetzt dreimal ab. Und nicht vergessen … ich ziele nicht, aber Oswald war im sechsten Stock und mußte ein bewegtes Ziel

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