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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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treffen.«
    »Das ist nicht gut für den Schlagbolzen«, sagte der Verkäufer.
    »Tut ihm nichts. Das Ding ist doch sowieso schon Schrott, oder?«
    »Wär mir trotzdem lieber, Sie würdenʼs lassen, Sir.«
    Der Mann mit dem Stetson legte das Gewehr wieder auf die Glastheke, griff mit zwei Fingern in seinen Tabakbeutel und schob eine Portion Kautabak in die Backe. Der Verkäufer versuchte dem Blick des Mannes standzuhalten, bis ihm die Nerven versagten und er wegsah.
    »Sie sollten mehr historische Neugier entwickeln. Dann müßten Sie vielleicht nicht den Rest Ihres Lebens mit diesem Idiotenjob verbringen«, sagte der Mann, griff nach seiner Tüte und ging zur Eingangstür.
    Aus Scham und Verlegenheit sagte der Verkäufer zu dem Kunden, der ihm den Rücken zugewandt hatte: »Woher wissen Sie soviel über Dallas?«
    »Ich war dort, Junge. Tatsache. Die kleine Rauchwolke über dem Grashügel? Klar?« Er zwinkerte dem Verkäufer zu und ging.
    Der Verkäufer stand hinter dem Fenster, seine Gesichtsmuskeln zuckten, er fühlte sich erniedrigt und suchte nach Worten, die er dem Mann hinterherschleudern konnte, wußte jedoch, daß ihm der Mut fehlte. Er beobachtete, wie der Mann die Straße zu einer Polsterwerkstatt hinunterfuhr, in einem roten Pickup mit einem texanischen Nummernschild. Der Verkäufer schrieb sich das Kennzeichen auf und rief im Büro des Sheriffs an.
    Am Freitag morgen stand Father James Mulcahy kurz vor Sonnenaufgang auf, machte sich zwei Sandwiches und eine Thermosflasche mit Kaffee in der Pfarrküche und fuhr zum Henderson-Sumpf, gleich außerhalb der Kleinstadt Breaux Bridge, wo ihm ein Gemeindemitglied ein motorisiertes Hausboot zur Verfügung gestellt hatte.
    Er fuhr über die Fahrspur aus festgebackener Erde auf dem Damm, der über die Landschaft aus Buchten, Kanälen, überfluteten Sumpfzypressen und Weiden führte. Er parkte unterhalb des Deichs, ging über den Brettersteg zum Hausboot, machte die Leinen los und ließ sich in die Strömung treiben, bevor er den Motor startete.
    Die Wolken am östlichen Horizont waren pinkfarben und grau getönt, und der Wind bewegte leicht die Moospolster auf den abgestorbenen Zypressenstümpfen. Von der Kajüte aus steuerte er das Hausboot den Hauptkanal entlang, bis er tief zwischen den Bäumen eine kleine Einbuchtung erkannte, wo die Brassen an den Rändern der Wasserhyazinthenfelder aus dem Wasser sprangen. Als er in die Bucht einbog und den Motor ausmachte, hörte er einen Außenborder mit Vollgas auf dem Hauptkanal näher kommen. Das Geräusch bohrte sich wie eine Kettensäge durch die heitere Beschaulichkeit des Morgens. Der Fahrer des Motorboots dachte offenbar nicht daran, die Geschwindigkeit zu drosseln, um zu verhindern, daß sein Kielwasser in die Einbuchtung schwappte und das ruhige Gewässer eines anderen Anglers störte.
    Father Mulcahy saß auf einem Campingstuhl an Deck und warf den Fliegenköder an seiner Bambusrute in die Wasserhyazinthenpolster. Hinter sich hörte er das Motorboot in weitem Kreis wenden und erneut näher kommen. Er stellte seine Rute an die Reling, legte das Sandwich beiseite, das er gerade aus dem Butterbrotpapier gewickelt hatte, und ging auf die andere Deckseite hinüber.
    Der Mann im Motorboot stellte den Motor ab und lenkte es in die Bucht, wo die Wasserhyazinthen den Bug umschlossen. Er trug gelbgetönte Brillengläser, griff hinter sich und setzte einen rauchfarbenen, fleckigen Stetson auf. Als er lächelte, entblößte er zwei Reihen ebenmäßiger Zähne, und die Haut an seinem Hals war rot wie ein Hahnenkamm. Er mußte mindestens fünfundsechzig sein, doch er war groß, seine Haltung aufrecht, und die Augen waren klar und zielbewußt.
    »Mir geht gleich der Treibstoff aus. Könnten Sie mir vielleicht mit einer halben Gallone aushelfen?«
    »Vielleicht sollten Sie einfach nicht so schnell fahren«, sagte Father Mulcahy.
    »Da mögen Sie recht haben.« Dann griff er nach einer Metallklampe des Hausboots, als habe man ihn eingeladen, an Bord zu kommen. Hinter der Sitzbank lagen eine mit Drahtklammern verschlossene Papiertüte und ein Benzinkanister.
    »Ich kenne Sie«, sagte Father Mulcahy.
    »Aber nicht aus der Gegend, unmöglich. Bin nur auf Besuch und hab kein Glück bei den Fischen.«
    »Hab Ihre Stimme schon mal gehört.«
    Der Mann richtete sich im Boot auf, griff nach dem Handlauf der Reling und senkte den Kopf, so daß der Rand seines Hutes sein Gesicht verbarg.
    »Kann Ihnen kein Benzin geben. Ist alles im

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