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Sumpffieber

Sumpffieber

Titel: Sumpffieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicente Blasco Ibañez
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man unter den Anwesenden, die nur an die Spitznamen gewöhnt waren und sich erst schwerfällig des ungebräuchlichen Familiennamens erinnerten, eine gewisse Unschlüssigkeit bemerken. Wer war diese Nummer eins? ...
    Doch schon war Tonet mit einem Satz aufgesprungen. »Hier«, schrie er, »hier!«
    Ah ... Palomas Enkel? ... Wie das Glück diesen Burschen verfolgte! ...
    Seine nächsten Nachbarn gratulierten ihm, nicht ohne Neid; aber er blickte ängstlich, wie jemand, der noch nicht an sein Glück glaubt, zum Präsidenten. »Kann ich mir einen Platz aussuchen?« Auf das bejahende Nicken hin rief er:
    »Ich nehme die Sequiota!«
    Kaum sah er, daß seine Angabe vom Schreiber eingetragen wurde, so schoß er wie ein Blitz aus dem Zimmer, stieß rechts und links alles beiseite, schüttelte die Freundeshände ab, die sich ihm glückwünschend entgegenstreckten.
    Auf der Plaza fieberte die Menge in derselben Erregung wie die Fischer oben. Es war üblich, daß die ersten Gewinner sich sofort zeigten und ihren Hut zum Zeichen ihres Triumphes in die Luft warfen. Sobald man daher Tonet die Treppe beinahe hinunterfallen sah, erhob sich ein ungeheures Geschrei.
    »Der Kubaner!... Er ist es!... Der Kubaner zog die erste Nummer!«
    Die Frauen stürzten auf ihn los und umhalsten ihn.
    »Wie würde sich deine Mutter gefreut haben, wenn sie das noch erlebt hätte!« weinten sie vor Rührung.
    Und der durch diese Ovationen etwas verwirrte Tonet umarmte in dem Durcheinander von Röcken instinktiv Neleta, deren grüne Augen ihm freudig zulächelten.
    Der Kubaner wünschte seinen Triumph zu feiern. Kistenweise ließ er Brauselimonade und Bier für die Señoras heranschleppen. Alle sollten sie trinken, soviel wie sie wollten ... Er würde zahlen!
    Im Nu verwandelte sich der Kirchplatz in ein Lager. Sangonera mit seiner stets wachen Aktivität, sobald es sich ums Trinken handelte, brachte, den Wünschen seines großzügigen Freundes entgegenkommend, sämtliche hartgewordenen Biskuits aus den Glasschalen von Cañamels Schanktisch und rannte von einem zum anderen, um die Gläser zu füllen, nicht ohne sich selbst häufig zu bedenken.
    Wieder flogen Hüte in die Luft: die Gewinner der anderen guten Plätze kamen herunter. Doch nur ihre Freunde und Familien begrüßten sie mit einem Vivat; die ganze Aufmerksamkeit gehörte der Nummer eins, dem freigebigen Tonet.
    Der alte Paloma mußte bei jeder Gruppe haltmachen, um Glückwünsche in Empfang zu nehmen. Heute war er mit seinem Enkel restlos zufrieden. »Hi, hi! ... Die Taugenichtse haben, wie mein Vater schon sagte, stets Dusel! Beteiligt sich der Bengel zum erstenmal an der Ziehung und holt sich das große Los. Na, ganz schön für die Familie.«
    Und er begeisterte sich bei der Idee, daß er ein Jahr lang der erste Fischer der Albufera sein würde.
    In seiner freudigen Rührung näherte er sich seinem Sohn, der wie gewöhnlich ernst und vergrämt beiseitestand. Warum war Toni nicht froh, jetzt, da das Glück seinen Einzug in ihre Hütte gehalten hatte? Man mußte es sich zunutze machen ... er jedenfalls würde dem Kleinen helfen, der doch nicht viel vom Fischfang verstand. Und es sollte ein glänzendes Geschäft ...
    Dem Alten stockte die Rede angesichts der Gleichgültigkeit, mit der sein Sohn seine Worte aufnahm.
    »Ja, es ist ein Glück, den ersten Platz zu bekommen«, begann Toni endlich, »vorausgesetzt daß man über die nötigen Geräte verfügt. Doch tausendPesetas braucht man allein für die Netze. Haben wir vielleicht diese Summe?« Paloma lachte. Pah, da würde man sich ein Darlehen geben lassen!
    Aber Toni zuckte schmerzlich zusammen, als er das Wort Darlehen hörte. »Ich habe genug damit zu tun, meine Schulden zu tilgen, in die mich die früheren schlechten Ernten stürzten, und denke nicht daran, mir wegen des Fischfangs neue Sorgen aufzubürden. Mein einziger Wunsch ist, meine Felder bald aus dem Wasser auftauchen zu sehen ...«
    Der greise Fischer drehte seinem Sohne den Rücken. Und so etwas war Blut von seinem Blut! ... Besser doch noch Tonet, trotz all seiner Faulheit! Und der Alte machte Miene, sich wieder zu diesem zu gesellen, damit sie beide ausklügelten, wie man sich am besten aus der Verlegenheit ziehen konnte. Der Herr der Sequiota würde das Geld schon finden!
    Tonet, von Freunden umdrängt, von den Frauen umschmeichelt, fühlte, wie ihn jemand am Ärmel zupfte. Es war Cañamel, der ihn mit liebevollen Blicken einzuhüllen schien. Er hatte mit Tonet ein paar Worte

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