SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
einfangen.
Vier Waggons weiter brannte es. Die Flammen, die der Fahrtwind anfachte, schlugen so hoch aus dem Abteil, dass sie an der Kante die Hitze spüren konnte. Hier ging es nicht mehr weiter. Das von der Wucht der Explosion eingestürzte Dach machte ein Vorbeikommen so gut wie unmöglich. Es gab auf beiden Seiten nur noch eine schmale Kante.
Shanija sah nach unten, ob sie seitlich an der Außenwand vorbeikäme. Doch es gab nichts, um sich einzuhalten. Also doch auf die harte Tour. Sie hoffte, dass ihr Gleichgewichtssinn sie nicht im Stich ließ.
Sie verschloss die Kleidung gut, stülpte die Kapuze über und balancierte dann über den schmalen Steg, an den heraufzüngelnden Flammen vorbei. Ein paarmal knackte und knirschte es verdächtig unter ihren Füßen, aber sie gelangte ein wenig wacklig und schweißgebadet, aber wohlbehalten ans Ende des Waggons. Ab hier musste sie Ausschau nach den Gefährten halten.
Shanija schwang sich ins Innere des nächsten Abteils und stolperte über ein seltsames, etwa ein Meter kleines Wesen, das sich sofort aufplusterte.
»Belästige mich nicht!«, piepste es und drohte ihr mit der Faust. Gleichzeitig klopfte es mit seinem breiten Schweif auf den Boden.
»Schon gut, war keine Absicht«, versuchte Shanija das aufgebrachte Wesen zu beruhigen. Obwohl sie es vermied, an ein Tier zu denken, drängte sich aufgrund des Äußeren der Vergleich zu einem haarlosen Rattenbiber auf. »Sind hier zufällig ein Blonder, ein Kahlköpfiger und eine blonde Frau durchgekommen?«
»Nur drei bewaffnete Männer.«
»Dann verzeih die Störung.«
Sie bewegte sich vorsichtig durch die Abteile und stieg in den nächsten Waggon. Durch die Scheibe erspähte sie ihre Gefährten in einer Blumenwiese. In einer Ecke lagen drei säuberlich aufgeschichtete Männer; wahrscheinlich die, die der Rattenbiber gemeint hatte.
»Shanija!« As’malas Aufschrei begrüßte sie, als sie ins Abteil trat. Das sich von einer Wiese augenblicklich in ein altertümliches Zugabteil verwandelte. Die Abenteurerin lief zu ihr und umarmte sie lachend und zutiefst erleichtert.
Mun blieb wie immer im Hintergrund, aber er nickte ihr mit der Andeutung eines Lächelns zu.
Darren schob As’mala beiseite. »Lass mir auch noch was übrig!« Er schloss Shanija in die Arme und küsste sie. Sie ließ es sich gern gefallen. »Ich war außer mir, als ich dich plötzlich verlor, aber wir wurden wieder angegriffen. Allerdings kannst du gut auf dich selbst aufpassen.«
Sie schmunzelte. »Ohne deine Hilfe hätte ich es allerdings nicht geschafft, wenngleich es unerwartet ein wenig holprig wurde. Wie hast du das vollbracht?«
»Auf Muns Vorschlag haben wir uns zu einem Mentalverbund zusammengeschlossen und meine Kräfte potenziert.«
»Das war mein Glück.« Sie löste sich von Darren und ließ sich auf eine Bank fallen; allmählich machten sich die Strapazen bemerkbar. »Wollt ihr wieder die Wiese?«
Da strömte aus der Seitenwand eine graue Flüssigkeit, und sie fuhr auf. »Vorsicht, das ist der Zug!«, warnte sie. »Die Gerüchte stimmen, er verschleppt Reisende, bewahrt sie in Kokons auf und saugt ihnen die Energie ab!«
Die Flüssigkeit verdichtete sich zu einem Trapez. Wie in dem anderen Waggon formten sich drei Stielaugen und darüber eine Art Mund.
»Ich benötige eure Hilfe«, erklärte die kindliche Stimme.
»Vergiss es!« Shanija streckte ihm abwehrend die Arme entgegen. »Uns kriegst du nicht als Antrieb!«
Das Wesen verharrte und deutete mit einem seiner Tentakel in Richtung des brennenden Waggons. »Das Feuer … es schmerzt mich«, erklärte es. »Es schmerzt und schwächt mich.«
»Du hast es nicht besser verdient«, antwortete Shanija und dachte dabei an all die unschuldigen Reisenden.
»Es ist böse und wird uns alle verzehren. Es enthält Linpha.«
»
Darum
diese Explosionswucht und Aggressivität des Feuers!«, rief Darren und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
Shanija blickte ihn fragend an.
»Bald wird es sich bis zur Lokomotive durchfressen«, erklärte der Zug, bevor Darren antworten konnte.
Darren fuhr fort: »Linpha ist eine Mischung aus Quarz und Psimaterie. Wenige Auserwählte verfügen über die Gabe, mit Hilfe ihrer Psimagie kristalline Materie auf eine höhere Ebene zu transportieren. Dieser so veränderte Quarz schwingt sozusagen oberhalb jeglicher Materie. Die Wissenschaftler in Vhial bezeichnen es als psimagisches-pseudomaterielles Konzentrat.«
»Gibt es auch eine Erklärung
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