SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
mit der Nullarbor-Ebene in Südaustralien drängte sich Shanija auf, in der die W ILD R AMS vor vier Jahren gegen neun andere Spezialeinheiten die gefürchtete Höllenwoche gewonnen hatten. Nur handelte es sich auf Less um eine Hochebene. Links des Zuges blickte Shanija hunderte Meter abwärts.
»Die Lok verweigert die Weiterfahrt«, erklärte Darren, als sie sich ihm zuwandte. As’mala richtete sich ebenfalls auf und rieb sich gähnend die Augen. Von Mun, der es sich auf einer der Bankreihen hinter Darrens Rücken bequem gemacht hatte, sah sie nur die ausgestreckten Beine, die in den Gang hineinragten.
»Die Lok verweigert …?« Shanija machte sich hungrig über die Reste des Essens her, und trank gierig eine ganze Wasserflasche in einem Zug. As’mala hatte glücklicherweise ausreichend vorgesorgt.
Darren nickte. »Sie sagt, in der Schlucht vor uns wohnen Dämonen und des Nächtens kämen sie aus ihren Gräbern.«
»Das ist ja wohl das Lächerlichste, was ich …«
»Beruhige dich. Wenn auch umschrieben, es ist so.«
Sie blickte ihm in die Augen. »Was unternehmen wir dagegen?«
Darren starrte sie verständnislos an.
»Wie zwingen wir die Lok, weiterzufahren?«, präzisierte sie.
»Gar nicht.«
»Gar nicht gibt es nicht.«
»Das bekam ich von meinem Vater auch stets zu hören«, antwortete Darren mit abfälliger Stimme. »Trotzdem: Während des Noctum fährt der Zug hier nicht durch.«
»Wo finde ich das Zugwesen?« Shanija stemmte die Arme in die Hüften. »Das ist uns einen Gefallen schuldig.«
Darren deutete zur Tür. »Du kannst gern dein Glück versuchen.«
Sie drückte sich an Muns Beinen vorbei und verhielt abrupt, als es unerwartet in ihrem Dekolleté kribbelte. Ein leichtes Brennen zeugte davon, dass sich Pong aus ihrem Körper löste. Wenige Herzschläge später schwebte der kleine Drache aufgeregt vor ihr auf und ab. Seine Flügel flatterten wild, während eine Farborgie über seinen Körper raste. Mit seinem langen Schwanz balancierte er die Flugbewegungen aus.
»Was ist das?«, rief Darren verblüfft und deutete auf Pong.
Selbst Mun gab einen überraschten Laut von sich.
»Das ist … Pong«, sah Shanija sich genötigt zu erklären. »Er gehört zu mir.«
»Dein
Tattoo
ist ein Wesen?« Darren stand der Mund offen. Zum ersten Mal fielen ihm keine passenden Worte ein.
»So was in der Art.« Shanija winkte ab.
»Ich muss …« Pong umrundete Shanija einmal, um vor ihrem Gesicht in der Luft zu verharren.
»Was musst du?«, fragte Shanija.
»Verwandte!«, rief er und deutete wild rudernd durchs Fenster. »Ich muss sie finden!«
»Was für Verwandte, beim Henker von Schastar?«
»Seelenverwandte. Freunde!«
»Pong, du bist hier allein! Es gibt keine anderen Computer außer dir. Hast du mir selbst nach dem Absturz erklärt!«
»Nein.« Sein Schwanz peitschte durch die Luft. »Ich muss … muss sie erwecken. Damit sie so leben wie ich!«
»Bist du vollkommen verblödet?«, schrie sie ihn an. Sie griff nach ihm, doch er war flinker. Er zischte durchs Fenster hinaus.
»Nicht noch einmal!«, schimpfte Shanija, rannte zur Plattform und sprang in die Karstlandschaft. »Komm auf der Stelle zurück!«, schrie sie Pong hinterher. »Das ist ein Befehl!«
Er ignorierte sie und flatterte weiter von ihr fort. Sie begann zu laufen – und gab rasch auf. Trotz seiner geringen Größe war er mit den Flügeln schneller. Wutschnaubend musste sie mit ansehen, wie er das steile Gelände hinauf flog und aus ihrer Sicht entschwand.
»Verwandte, ich komme!«, keuchte Pong. Er ignorierte Shanijas Rufe, flog über die Kuppe und drehte einen Looping. Unten im Tal lagen sie. Obwohl er sie nicht sehen konnte, spürte er sie mit jeder Faser seines kleinen Körpers.
Euphorie überspülte ihn. Das Wispern seiner Verwandten zog ihn an und lotste ihn hinab, auf den richtigen Weg. Mit Höchstgeschwindigkeit schoss er über das Tor mit den feuerspeienden Lampen hinweg und orientierte sich. Aus jeder Himmelsrichtung riefen ihn Stimmen und flehten ihn an, ihnen zu helfen. Manche eindringlicher, manche nur ein Flüstern, knapp vor dem Ersterben.
Doch in all die Rufe mischte sich unterschwellig etwas anderes. Es schien ihm, als würde sich etwas Mächtiges hinter all den Stimmen verbergen.
Er konzentrierte sich, tauchte hinab in die mentale Geräuschkulisse – und wurde fündig. Die Verwandten waren nur Tarnung für den wahren Schatz dieses Tals. Er jauchzte und raste nach Nordosten.
Shanija fluchte
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