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Völker niedergeschlagen? Und warum sind all diese Schiffe gerade hier abgestürzt?«, präzisierte er.
»Verstärkter Magnetismus?« Darren rieb sich das Ohrläppchen. »Was ich ausschließe, ist, dass jemand all die Schiffe hierher geschleppt hat. Erstens wäre das logistisch selbst über Jahrhunderte ein Wahnsinn und zweitens – bei der Menge an Raumern wäre das garantiert aufgefallen.«
»Mir ist das vollkommen Nüsse – und neunundneunzig Prozent auf Less ebenso. Die Leute haben andere Sorgen, als sich um jeden Absturz und Neuankömmling zu kümmern«, beendete As’mala die Diskussion.
Je geringer die Distanz zum Friedhof wurde, desto mehr verschwamm der Gesamteindruck und die Details kamen zum Vorschein. Die Mauer offenbarte sich als aneinandergereihte Metallplatten und -klötze. Die Einwohner hatten sie nicht verbunden, sondern sie Kante an Kante in den Boden gerammt. Der Torbogen, der Shanija bereits auf der Kuppe aufgefallen war, bestand aus zwei Stahlträgern, die in der Mitte zusammengeschweißt worden waren.
»Gasfackeln«, kommentierte Darren die zwei feuerspeienden Schläuche, die seitlich der Krümmung baumelten. »Bin gespannt, wie der Druck erzeugt wird.«
Links und rechts vom Eingang thronten zwei Türme. Shanija glaubte Schießscharten zu erkennen, die augenscheinlich unbesetzt waren. Eine Hängebrücke verband beide Gebilde.
»Wartet«, rief As’mala. »Wieso gibt es hier keine Wachen?«
»Weil es nichts zu bewachen gibt«, antwortete Darren lakonisch.
»Befürchtest du eine Falle?«, fragte Shanija.
As’mala nickte. »Jede Stadt schützt sich. Das ist ein Grundprinzip auf Less. Außerdem … warum ist es hier so ruhig? Normalerweise wimmelt es überall vor Leben!«
Darren kratzte sich an der Stirn. »Vielleicht sind sie vor uns geflüchtet.« Er zuckte mit den Achseln. »Was soll's?«, sagte er und schritt durch das Tor. Mit neugierigem Gesicht blickte er sich um. Shanija sah ihm an, dass er am liebsten überall hinaufgeklettert und hineingekrochen wäre, um die Wracks genauer zu erforschen. Aber dafür reichte die Zeit nicht. Bis zum Morgengrauen mussten sie Pong aufstöbern und zur Lokomotive zurückgehen, um die Suche nach Seiya fortzusetzen.
Sie betraten einen dunklen Korridor. Wie die Stadtmauer bestand er aus einzelnen Stahlplatten. Fremdartige Schriftzüge und lesbare Worte zierten sie. An manchen Stellen hatte der Zahn der Zeit gesiegt und Löcher in die Wand genagt.
Shanijas Blick wanderte den Gang vorwärts. Nach ungefähr einhundert Metern öffneten sich die Wände zu einem Platz.
»Wir sollten die Märkte abklappern«, schlug As’mala vor. »Pong sucht bestimmt nach Kristallen.«
»Wo gibt es hier einen?«, fragte Shanija. »Und vor allem: Haben die Händler während des Noctums geöffnet?«
»Auf Less wird rund um die Uhr geschachert.«
Sie betraten den offenen, verlassenen Platz. Fünf weitere Gassen zweigten ab. Drei überdachte führten in das Geländeinnere, zwei bogen links und rechts ab. Shanija vermutete, dass sie den Friedhof umrundeten.
»Welchen nehmen wir?«, fragte sie.
»Ein Weg ist so gut wie jeder andere.«
Shanija kratzte sich am rechten Nasenflügel. »Schlagen wir die Richtung des Keilraumers ein«, entschied sie und deutete nach oben. Das gewaltige Wrack überragte alle anderen in der näheren Umgebung.
»Zur Orientierung: Das Schiff steht im Nordosten«, sagte Darren.
Als sie in die überdachte Gasse eintraten, fiel Shanija ein nach innen zeigender, gemalter Pfeil auf. In blutroten Lettern prangten Zeichen und ein echsenartiges Schädelskelett darüber.
»
Senter
«, las Mun vor. »Tod.«
»In welcher Sprache?«, fragte Darren. »Mir ist die Schrift unbekannt.«
»Das Volk der Slaier hat diese Sprache entwickelt.«
»Slaier?«
»Käferartige Wesen aus den Wäldern von Guhnir – im Nordwesten. Man findet sie selten anderswo als in Guhnir«, erklärte der Adept. »Sie sind gefährlich. Sehr gefährlich.«
Sofort spürte Shanija die Anspannung, die ihre Gefährten und sie erfasste. Mit allem rechnend marschierten sie weiter. Nachdem sie an die zweihundert Meter zurückgelegt hatten, hörten sie kichernde und heulende Geräusche. Metall schabte an Metall. Die Wände ächzten. Die Gummischläuche, die von der Decke herabhingen, schwangen unrhythmisch.
»Pst!«
Die vier Freunde blieben stehen.
»Hier oben!«
Ein Glatzkopf schob sich aus einer Öffnung an der Decke. Um den Hals trug er eine zehn Zentimeter lange kristallene Spindel,
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