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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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tat mein geliebter Erzeuger? Er überließ mich dem chirurgischen Feingefühl des genialen Doktor Shot. Er wusste, dass ich im Grunde genommen tot war. Allerdings hatte er schon seit geraumer Zeit mit Ersatzteilen und Prothesen experimentiert. So kam ich ihm und seinem Forscherdrang gerade recht. Als ich irgendwann zu Bewusstsein kam, erlebte ich den wahren, den
definitiven
Schmerz. Meine Wunden waren entzündet, mein Körper ein fiebernder Haufen Fleisch. Ich flehte meinen Vater an, mich sterben zu lassen. Er lachte und meinte, dass er sich vor niemandem beugen würde. Mein Tod würde seine Niederlage bedeuten – eine Niederlage, die er niemals hinnehmen würde!«
    Seiya schauderte es. Angesichts dessen, was dieser Junge erlitten hatte, vergaß sie ihre Angst.
    Kayim atmete tief ein. »Doktor Shot flickte mich wieder zusammen und ersetzte, was mir inzwischen fehlte – Organe und Gliedmaßen. Kein Medikament konnte meine Schmerzen stillen, keine Droge mich länger als ein paar Minuten aus dem Inferno befreien. Immer wieder bettelte ich um mehr Betäubung, deren Wirkung zusehends nachließ. Natürlich erflehte ich auch meinen Tod, aber mein Vater war unerbittlich. Wer kann sich das Lied einer pumpenden Beatmungsmaschine vorstellen? Ein immergleicher Klang des Grauens!« Groom rollte mit den Augen, und Seiya vermutete, dass er sich an einem anderen Ort befand: In der Finsternis der Erinnerung, dort wo sein Vater der Jäger und die Kindheit die Beute war.
    »In dieser Zeit wuchs meine Psimagie. Ich erlernte den
Kontakt
. Ich konnte mich in die Träume anderer schleichen und mit ihnen meine Schmerzen teilen. Was ich dort erlebte, würde viele Bücher füllen. Viele Lunarien lag ich wie ein Versuchstier in Streckverbänden, verschraubt, mit künstlichen Aggregaten am Leben erhalten, mein Kopf in Metallspangen gezwängt, mein Kiefer von Spangen gestreckt, Metallplatten wurden mit den Wangenknochen vernietet, das Gebiss ersetzt, Nägel ins Fleisch getrieben. Das Erste, was ich nach meiner …
Errettung
tat, war logisch.«
    Kayim machte eine Pause und starrte Darren an, der den Blick fast gelassen erwiderte. Seiya bewunderte ihn für seine Haltung; wer weiß, wie oft er tatsächlich schon in solchen Situationen gewesen war!
    »Ich tötete meinen Vater«, fuhr Kayim fort. »Ich begleitete ihn in seinen Träumen in den Wahnsinn. Er schnitt sich die Kehle durch und lachte dabei. Bis er tot war, lachte er, und ich – ich lachte mit ihm! Endlich hatten wir etwas Gemeinsames!« Seine Augen blitzten wie polierte rote Edelsteine. »Es verging kein Tag, an dem ich nicht deinen Tod wünschte. Und deswegen wirst du jetzt springen. Aber vorher möchte ich, dass du dich dagegen wehrst! Dass du immer daran denkst, dass nur
ich
dich retten kann! Bettle und winsle!«
    Darren schüttelte den Kopf. »Niemals«, keuchte er. »Ich bin frei!« Er sah Kayim an. »Lass wenigstens Seiya gehen. Sie hat nichts damit zu tun, und noch eine wichtige Mission zu erfüllen.« Sein Blick glitt zu ihr. »Du musst As’mala finden, und … sag Shanija, dass …«
    »Weg mit ihm!«, schrie Groom.
    Ein Marganer stieß Darren weiter. Wind wehte durch sein Haar. Es ging abwärts, die Rampe schwankte.
    »Nimm ihm wenigstens die Fesseln ab!«, rief Seiya.
    »Was meinst du, Tophel? Soll ich ihm die Fesseln lösen?«, fragte Kayim seinen imaginären Gesprächspartner. Dann sah er wieder zu Darren und grinste. »Also gut. Es spielt keine Rolle mehr. Für einen Moment sollt ihr beide euch der trügerischen Hoffnung hingeben, dass ihr frei seid.« Er gab dem Marganer einen Wink, der zuerst Darrens Verschnürung durchschnitt, dann Seiyas. »Die Hauptsache ist, du verschwindest endlich aus meinem Leben, Darren. Spring!«
    »Bitte«, schluchzte Seiya, »übe Gnade! Du musst das nicht tun. Zeig, dass du über dich hinausgewachsen bist, dass aus dir etwas Besseres als dein Vater wurde …«
    Kayim aber lachte nur. »Zu spät, meine Hübsche.«
    Darren warf Seiya einen letzten Blick zu. Dann verschwand er im Nichts.
    Seiya fragte sich, warum sie noch stand, nicht zusammenbrach, nicht weinte oder jammerte. Die Angst verließ sie. Darren war fort, und nun war sie an der Reihe. Groom würde sie nicht gehen lassen, daran glaubte sie keine Sekunde. Wenigstens starb sie nicht allein. Sie bedauerte nur, dass so viele Dinge ungesagt geblieben waren.
Oh Mun, warum bist du nicht bei mir? Ich werde dich nie wiedersehen! Vielleicht hätten wir – vielleicht – es gibt doch immer

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