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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Schatten glitt durch den Dunst.
    »Wogl!«, keuchte Liri.
    Eine Glutspur jagte heran. Was immer das war, es klatschte nur wenige Meter neben dem Fenster an die Mauer. Das Geräusch eines zersplitternden Tongefäßes wurde vom Fauchen einer heftigen Verpuffung übertönt. Ein brodelnder Glutball leckte über die Wand, brennende Flüssigkeit verspritzte als Feuerregen.
    Petroleum oder Paraffin
, erkannte der Fürst.
Vielleicht sogar Phosphor
.
    Da war der Schatten wieder, ein mächtiges düsteres Etwas. Liri schrie gellend auf, und sie schrie auch noch, als Ragedun sie vom Fenster wegriss.
    Die Silhouette eines riesigen Vogels schälte sich aus dem Dunst und verharrte. Das Monstrum war auf das offene Fenster aufmerksam geworden.
    Ragedun hielt seiner Tochter den Mund zu. Ihr anhaltender Schrei wurde zum halb erstickten Schluchzen.
    »Ganz ruhig«, raunte der Fürst. »Du willst doch nicht, dass sie uns finden.«
    Liri schüttelte den Kopf. Sie war ein tapferes kleines Mädchen, das verstand, was wichtig war. Ragedun ließ sie los. »Geh zur Tür und bleib da, dort kann dir nichts geschehen!«
    »Sie sind böse!« Liri schluchzte. »Sehr böse …«
    Ragedun bemerkte, dass sie ihn aus weit aufgerissenen Augen beobachtete, als er die Armbrust hob. Mit einem hastigen Wink scheuchte er sie weiter zurück.
    Der Schatten war immer noch da. Kaum weiter entfernt als zehn Schritte, hing er scheinbar schwerelos in der Luft. Ragedun zwang sich zur Ruhe. Er wartete und hoffte noch darauf, dass sich der Orgavogel zurückzog.
    Liri starrte ebenfalls zum Fenster. Sie hatte ihre Hände geballt und presste sich die Fäuste auf die Brust. Ihr Gesicht wirkte wie versteinert. So stand sie immer da, wenn sie sich etwas ganz fest wünschte und hoffte, dass ihr Wunsch gleich in Erfüllung ging.
    Im nächsten Moment machte sie einen Schritt aufs Fenster zu. Sofort darauf einen zweiten.
    »Weg!«, rief sie bebend. »Verschwinde, böser Wogl!«
    Alles ging dann wahnsinnig schnell.
    Ragedun sah eine Flamme aufzucken. Er sprang vor, riss die Armbrust hoch und löste den Bolzen aus – im selben Moment prallte neben ihm etwas Hartes an den Fensterrahmen und wurde in den Schlafraum abgelenkt. Auf die geringe Entfernung hatte Ragedun sein Ziel überhaupt nicht verfehlen können.
    Ein klackendes Geräusch verriet ihm, dass er getroffen hatte, doch zugleich zerbarst hinter ihm das tönerne Wurfgeschoss, und dessen Inhalt entzündete sich fauchend. Die Feuerlohe sprang auf das Bett über, leckte gierig am Baldachin empor. Lodernde Helligkeit ließ Ragedun den Orgavogel deutlich erkennen.
    Aber schon warf er sich herum. Liris gellender Schrei hinderte ihn daran, den nächsten Bolzen einzulegen.
    Das halbe Zimmer brannte. In den Daunenkissen und den bestickten Wandvorhängen fanden die Flammen mehr als genug Nahrung. Brennende Flüssigkeit versickerte in den Dielenritzen.
    Liri schrie immer noch. Sie war nicht an die Tür zurückgewichen, sondern hatte sich von den Flammen an die andere Wand zurückdrängen lassen und wusste nun nicht mehr wohin.Das Feuer hatte sie fast schon eingeschlossen, der schwere schwarze Qualm, der sich über den Boden wälzte, nahm ihr die Sicht.
    Die Armbrust behinderte Ragedun. Er schleuderte sie einfach in Richtung des Fensters und schnellte sich vorwärts. Sengende Hitze schlug ihm entgegen. Für einen Moment waren nur Schwärze und Flammen um ihn herum.
    »Liri!«, schrie er, als er gegen einen Sessel stieß und erkannte, dass er die Richtung verloren hatte. Hitze und Qualm raubten ihm den Atem.
    »Liri …! Ich hol dich da raus!«
    Er spürte ein Brennen am linken Arm. Die Flammen hatten den weit fallenden Ärmel erfasst. Ragedun versuchte, die Glut auszuschlagen, und der Schmerz sprang auf die rechte Hand über. In dem Moment vernahm er ein keuchendes, halb ersticktes Husten links vor sich. Er warf sich herum, prallte fast mit dem Mädchen zusammen und riss es an sich.
    Weiter, an der Wand entlang, damit er die Orientierung nicht verlor. Seine Tochter krallte sich an ihm fest, sie wurde von einem nicht enden wollenden Hustenanfall geschüttelt. Die Hitze war plötzlich nicht mehr ganz so sengend, weil das Feuer noch nicht auf den zum Treppenaufgang hin liegenden Bereich des Schlafzimmers übergesprungen war. Aber auch hier der Qualm, der sich erstickend auf die Atemwege legte. Und schon griffen die Flammen von den Wandteppichen auf den Boden über.
    Ragedun hörte, dass hinter ihm das Fenster aus der Wand gerissen wurde.

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