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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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ihm, bergabwärts zu reiten.
    ›Gemas‹, sagt er, ohne seinen Blick zu wenden von Joseph, ›sieh nach, ob er allein oder mit anderen hierher fand!‹
    Zugleich aber weist Dymas seine Männer an, still sich zu rüsten zum Aufbruch.
    Joseph aber hatte nicht bergabwärts, sondern zum Graben hinüber gedeutet. Denn von dorther war er gekommen. Und Dymas, der Anführer der Bande, sah es wohl, als er fragte Jesus, den Sohn.
    Und Joseph deutete, zitternder Hand, noch immer dorthin, da war Gemas, der Reiter, den Dymas aussandte, schon auf und davon.
    ›Was willst du noch?‹ sprach da Dymas zu Joseph, denn noch immer deutete der, schüttelnd den Arm hinüber zum Abgrund des Grabens.
    Da befahl Dymas dem Jesus, festzubinden an einer Hand den Gefangenen, ihm Lauf zu lassen am Seil, daß er zeige, ohne entkommen zu können.
    So ging Joseph, von Jesus gebunden, stumm deutend zu auf den Abgrund. Blieb stehen dort, gehalten vom Seil an der Hand. Und wies mit der anderen hinab in den Grund.
    Und Joseph, da sie verständnislos blickten, kniete hin. Und nochmals, als habe er gerade den Rand erklommen der Grube, kriecht er herbei.
    Und stellt sich auf mühsam.
    Und geht, am Seil immer noch, vorbei an dem Ort, wo er schlafend gefunden den Wächter, den Jesus. Und deutet hin auf den Ort und dann hinüber auf Jesus.
    Und rasch legt er sich hin und stellt sich, als schliefe er ausgestreckt, und zieht den Rist nach des Fußes, hinauf zur Kehle des anderen Beins, wie schlafend gelegen war Jesus.
    Und steht wieder auf – schon lachen einige – und umgeht Jesus, der da gleichsam noch liegt, auf die Tiere zuhaltend.
    Und plötzlich wirft beide Arme empor, den freien und den noch angeseilten, als habe er freudig wiedergefunden. Und dann deutet beidhändig auf die Eselin.
    Und geht zu ihr hin und streichelt sie.
    Dann – er deutet auf Jesus, der ihn hält noch am Seil – greift Joseph sich selbst, packt sich anderer Hand am Arm und zieht sich herbei, stolpernd vor Dymas zurück.
    Da lachten welche, die zugesehen hatten dem Stummen. Und sie vermuteten, Joseph sei unter denen gewesen, die sie vor längerem in die Grube geworfen. Und es hieß, der Narr da habe’s wohl überlebt. Und einer behauptete, er erkenne ihn wieder.
    Dymas aber, ihr Anführer, bemerkte als einziger, daß dem Joseph gefolgt war die Eselin, ohne daß der sie geführt, noch herbeigezogen, noch zu sich gelockt hätte.
    Sondern losgebunden war die Eselin hergetrottet zum Gebundenen, mit der Stirn ihm unter den Arm gefahren, mit dem Maul ihm unter die Hand, zu graben im Hohlen der Hand, als liege dort für sie ein Bissen bereit.
    Da erkannte Dymas Joseph als Herrn, der kaum wiederzuerkennen war, nämlich als den Besitzer der Eselin, die sie ihm einst genommen am Berg. Und Dymas sagte es auch den andern.
    ›Mein Sohn Jakobus war damals nicht dabei. Ich aber erinnere mich. Denn der da kniet, der kniete auch damals vor mir. Aus Nazaret kam er. Und flehte ums Leben seines Sohnes. Ja, doch … Ist er das nicht? Sprich, bist du’s?‹
    Da verleugnete Joseph, schüttelnd den Kopf.
    ›Du lügst. Du mußt es doch sein, Nazarener. Ein Esel hat dich verraten!‹
    Und wieder, unterm Lachen der anderen, leugnete Joseph.
    ›Warum versteckst du dich? Du wärst nicht, dessen Sohn ich verschont?‹
    Da leugnete Joseph abermals. Und am Seil zog er sich hinüber, kriechend dem Abgrund zu. Und abermals deutete hinab, als verstünde er nicht, wovon Dymas gesprochen.
    Und Dymas erzürnte. Und wollte Jesus das Seil aus der Hand reißen, einzuschlagen auf Joseph.
    Kapitel 68. Die Verratenen
    Es war aber im selben Moment, daß eintraf Gemas, zurückkehrte der Reiter, den Dymas ausgesandt hatte.
    Und Gemas sprengte zwischen sie im Galopp.
    ›Ein Trupp Berittener‹, rief er, ›ist auf dem Weg herauf zum Versteck!‹
    Und die Zügel herumreißend beugt er sich tief herab, Dymas zu: ›Vater, wir sind verraten. Jakobus reitet mit ihnen.‹
    Joseph aber war nah genug, daß er’s hörte.
    Da bestieg Dymas das Pferd, das ihm einer herbeigeführt, und sah Jesus, wie er Joseph trat mit Füßen, ihn hinabstoßen wollte:
    ›In den Abgrund, du Narr, aus dem du gekrochen!‹
    Dymas aber sprach zu Jesus: ›Hat er nicht Glück gebracht dir, dieser Stumme? Ohne ihn schliefst du doch noch. Uns aber hätten die nahenden Häscher den Garaus gemacht.‹
    Da befahl Dymas, Joseph gebunden aufs Pferd zu setzen, das sonst Jakobus geritten. Und er hieß Gemas, seinen anderen Sohn, das Pferd hinter sich

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