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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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herziehen, auf den Gefangenen achten.
    Was ihm Gemas aber insgeheim mitgeteilt hatte, daß nämlich Jakobus ritt unter ihren Verfolgern, das gab Dymas nicht an die anderen weiter.
    Kapitel 69. Die Rückengeborene
    Da ließ Dymas seine Rotte die Nacht hindurch reiten ohne Rast. Und er trieb sie an, wo immer sie säumten.
    Und als, noch in den Stunden vor Morgengrauen, Regen fiel so dicht, daß einer kaum mehr das Pferd des andern sah, ließ Dymas nicht halten, sondern immer noch trieb sie an.
    Und als einer vom Pferd fiel, ritt Dymas, ihr Anführer, herbei und herrschte sie an, da sie säumten.
    Denn er sah nicht den, der vom Pferd gefallen im Schlamm lag.
    Der Mann aber konnte sich nicht mehr aufrichten aus eigener Kraft, denn er hatte viel Blut verloren. Und während ihn zwei in den Stand hoben, ihn stützten, hörte Joseph sie sagen, der strenge Ritt habe ihm unverheilte Wunden an Bein und Hüfte aufgerissen.
    Dymas aber, ohne vom Pferd zu steigen, hieß sie den Geschwächten hinter Joseph aufs Pferd heben, ihn aufrecht sitzend mit Stricken am Gefangenen sichern. Und sagte, der Rücken des Stummen werde ihn stützen.
    Da hob man den Gefallenen zu Joseph hinauf, umband ihm notdürftig die Wunden und fesselte ihn an den Rücken Josephs.
    Joseph aber hatte Mühe, sich während des Ritts aufrecht zu halten. Bewußtlos lag ihm im Rücken der Mann, schwankende Last, die ihn immer wieder drohte hinabzureißen.
    Und als es Tag wurde, zählte Joseph sechzehn Berittene im Regen vor ihm, und vier, die mit Lasttieren folgten.
    Dymas aber ließ sie nicht rasten, sondern trieb sie weiter. Und ließ nicht ab bis zum Einbruch der Nacht.
    Da fand man Unterschlupf zwischen Felsen.
    Sie lagerten aber erschöpft nicht beisammen, sondern in kleineren Gruppen, ins Trockene unter den Schutz der Felsen gedrängt. Und einige, obschon Dymas es verboten hatte, entzündeten Feuer.
    Als man aber Joseph vom Pferd hob, ließ Gemas ihn gefesselt. Und Gemas hieß die beiden, die bei ihm saßen, Joseph neben den Verwundeten legen. Denn den Verwundeten hatten sie losgebunden von Josephs Rücken und herab zu Boden gelegt.
    Da erst erkannte Joseph, daß es Jesus war, der ihm bewußtlos im Rücken gelegen.
    Den verwundeten Jesus aber rückten sie näher ans Feuer, denn er wurde vom Fieber geschüttelt.
    Und Gemas, mit ein paar Stößen, schob Joseph dicht an den Zitternden. Auf daß Joseph liege Rücken an Rücken mit dem Verwundeten und Josephs Rücken wärme den Rücken Jesu.
    Da trat Gemas zu Joseph. Und in der Höhlung rußiger Hand hielt er ihm hin einen Bissen. Joseph aber war zu erschöpft, sich rasch genug zu recken hinauf. Da schob Gemas den Bissen in Josephs Mund, ungeduldig, wie einem Tier, das ihm fraß aus der Hand.
    Als Gemas nun das Feuer verließ, sich zu beraten mit Dymas, hörte Joseph die beiden anderen, wie sie redeten über Gemas.
    So erfuhr Joseph, daß Gemas nicht der einzige Sohn war des Dymas. Auch Jakobus und Jesus waren dessen Söhne, Halbbrüder des Gemas. Vor einem Jahr aber erst waren Jakobus und Jesus zur Bande gestoßen. Denn als Dymas vom Tod ihrer Mutter erfuhr, hatte er sie, lange von diesen Söhnen getrennt, holen lassen. Die Halbbrüder aber neideten Gemas, dem jüngeren, daß nur er das Vertrauen des Vaters genoß und der Vater ihn offen bevorzugte.
    Da glaubte einer der beiden, die auf der anderen Seite des Feuers über Gemas sprachen, den verletzten Jesus im Fieber reden zu hören.
    Und auch Joseph glaubte, Jesus im Fieber rufen zu hören nach seinem Bruder Jakobus.
    Da vermutete einer der beiden, die über Gemas und seine Halbbrüder gesprochen hatten, der fiebernde Jesus kämpfe im Traum noch um seinen gefallenen Bruder Jakobus. Und sie sagten, Jesus riefe im Traum nach Jakobus, den er retten wollte.
    Vor Tagen nämlich war Dymas’ Bande in einen Hinterhalt geraten. Ein Trupp Söldner hatte viele von ihnen niedergemacht und selbst Jakobus, Dymas’ Sohn, mußte halbtot zurückgelassen werden.
    Jesus aber, den man verbissen zu Jakobus sich durchkämpfen gesehen, war von den Söldnern nahezu umstellt, als Dymas ihn, in den Kreis brechend, im letzten Moment rettend zu sich aufs Pferd zog.
    Da setzte einer der Söldner nach und verletzte Jesus noch mit der Lanze an Hüfte und Bein.
    Die Überlebenden aber flohen ohne Jakobus, gefolgt von Dymas und dem geretteten Jesus, ins Gebirge zurück.
    So hörte Joseph die beiden sagen am Feuer, als er belauschte ihr Gespräch. Und lauschte hin noch, bis deren Stimmen immer

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