Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
Jesus wieder zu sich kam und bei Kräften sich fand, beschimpfte er Gemas und die, die ihn an den Stummen gebunden hatten, und trug es ihnen mit Flüchen tagelang nach.
Und er zerriß seine Kleider und warf sie ins Feuer vor Joseph und den anderen zum Zeichen des Ekels, als hafte nun Aussatz an seinem Gewand.
Das aber geschah, als Gemas den Jesus zürnen hörte dem Stummen. Da wollte Gemas ihn beschwichtigen und sagte, der Stumme habe Jesus im Fieber nächtens doch den Rücken gewärmt. Jesus aber, kaum hatt er’s erfahren, zog sich die Kleider vom Leib und stand nackt vor den Flammen. Und er glühte vor Wut, daß keiner wagte, ihn anzusehen.
Und Jesus stand beim Feuer und stach mit dem Stock ins Gehäufte und hob empor, was der Stock erfaßte, daß emporlodernd schneller fräßen die Flammen das vom Stummen beschmutzte Gewand, das Jesus abgelegt hatte.
Joseph aber sah nieder und fühlte um sich die Arme der Frau, der fremdvertrauten, die im Traum war zu ihm herabgestiegen. Und er saß im Schein ihrer Augen. Und hielt fest an ihr, wiederholend ihr Bild, wie er’s erinnernd herbeirief, entsprungen dem Hohlraum der Rücken.
Und da, das Geheimnis des Bilds schloß ihn ein. Er sah und wurde gesehen und blieb darin unversehrt.
Tage darauf aber ließ Dymas durchschneiden Josephs Fesseln. Und Jesus höhnte ihn darum. Und er ging um und warnte alle, sie seien in Gefahr, denn Dymas habe dem Stummen die Fesseln durchschnitten. Jesus aber behielt Joseph im Auge.
So erspähte er ihn, als Joseph abseits sitzend mit ungebundener Hand unterm Lumpen hervor sich den Streifen Tuchs zog, den er bewahrt hielt an der Hüfte, den mit dem Stern.
Und Jesus sah, daß der Stumme sich den Streifen vor Augen hielt, lang ihn betrachtend. Und ihn zurücklegen wollte, zurück an die Hüfte.
Da sprang Jesus herbei und stracks schlug zu mit dem Stock.
Und der Streifen fiel hin, aus den Fingern geschlagen.
Und mit der Spitze des Stocks ward er aufgehoben, empor, und weggeworfen vor Joseph.
Und Jesus stieß ihn weg abermals, diesen Streifen, da er sah, daß Joseph nachsetzte, ihn wieder zu greifen.
Und abermals schlug mit dem Stock auf die Finger des Stummen, als sie greifen wollten danach. Stieß ihn weg wieder, den Streifen, weg.
Und rief dabei anderen zu, herzusehen, wie er den Stummen nachsetzen mache, zu erlangen den dreckigen Lumpen.
Und zuletzt zog er den Lumpen Joseph weg vor der Nase, unterm Lachen der andern über den Stummen, der immer nur wieder nachkroch, einen Zipfel davon zu erhaschen.
Zog das Stück dann, auf die Spitze des Stocks gespießt, bis zu einem der Feuerringe und warf’s in die Flammen.
Und wie staunten sie, lachten und grölten, daß der Stumme, obschon Jesus ihn mit Stockschlägen abhalten wollte – ›Zu seiner Rettung doch nur!‹ wie Jesus rief –, hineingriff ins Feuer, ohne zu zögern.
Und auszog den brennenden Streifen, heraus. Ihn löschte am Körper. Sogleich aber zurück sich zog, noch während sie lachten, wegzuverstecken an sich, was er gerettet.
Da ließen sie ihn.
Aber wo immer Jesus Gelegenheit hatte, behandelte er den Stummen roh. Und er trat ihn mit Tritten, wenn er im Wege stand oder nicht schnell genug wich. Und er verfluchte ihn mit Flüchen.
Dymas aber ließ Joseph dienen den Räubern, ließ ihn tragen und handreichen, ließ ihn Feuer machen und kochen, wo immer sie abstiegen und er rasten ließ seine Rotte.
Es war aber später am Morgen des Tages, als Dymas dem Joseph die Fesseln gelöst hatte und nachließ der Regen, da sprach Dymas zu den Seinen, die er um sich versammelte.
Und Dymas sagte ihnen, er glaube, man sei nun sicher vor den Verfolgern.
Jetzt auch sei Zeit, ihnen nicht länger zu verhehlen, was Gemas vor Tagen gesehen.
Da hieß Dymas den Gemas berichten, was er gesehen. Und Gemas trat vor und sprach zu ihnen: ›Ihr erinnert euch, als der Stumme war von Jesus entdeckt und mitten unter uns ins Lager gekommen, da sandte Dymas mich nachzusehen, ob der Stumme allein oder als Späher für andere, die hinter ihm folgten, gekommen sei. So erspähte ich – ich wollte schon kehrtmachen – unsere Verfolger: den Trupp, der uns nachsetzte. Und ich sah sie heraufdrängen, den Pfad auf unser Versteck zu. Da floh ich zurück, es zu melden.
Unter ihnen aber – denn jetzt sollt ihr’s wissen – erspähte ich auch einen der Unseren. Nicht aber halbtot, wie wir ihn zurückgelassen vor Tagen, als Jesus, ihn zu befreien, verletzt worden war. Auch nicht gefesselt quer übers
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