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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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Säule, ich hatte sie nicht bemerkt.
    Kapitel 97. Der Alte
    Vier, dachte ich, keinen mehr. Eher lasse ich einen von ihnen.
    Und da erst auch sah ich, daß der vierte gebrechlich war und betagt. Zäh aber richtete der sich auf vom Boden, viel langsamer als die anderen. Und doch, um bereit zu sein.
    Da stand er nun, still. Hielt aber abgewandt sein Gesicht, als schäme er sich, daß ich ihm, ohne weiterzureden, zugesehen hatte.
    Und ich fragte ihn: ›Du da. Was ist mit dir?‹
    Da sprachen die anderen für ihn und sagten, ein guter Schuttträger sei der für die Arbeit, die ich ihnen antrüge. Denn einer müsse wegtragen, was unterm Meißel herabbricht, den Schutt und zersplitterten Stein, den sie abschlügen.
    Der Alte aber könne nicht nur gut tragen, sondern verstehe sich besonders auf die Arbeit am Stein. Sie bräuchten ihn also zur Planung des Werks.
    Da trat ich hin an den Alten, unschlüssig, denn ich dachte doch: Ohne den wird es auch gehen, langsamer vielleicht.
    Und der Alte wandte her zu mir sein Gesicht. Ich aber, als ich’s sah, erschrak.
    Und die anderen drei waren um mich sofort, zu mildern den Schrecken, der in mich gefahren.
    Dunkel war’s, sein Gesicht, wie gebrannter Ton. Scherbig aber, zerfurcht.
    Und sie sprachen zu mir:
    ›Er ist blind und stumm, so erschreck dich nicht an ihm. Und er kann, wenn du es wünschst, überm Gesicht tragen sein Tuch, das er nur abgelegt hatte im Schatten.‹
    Da sah ich stumm nicken den Alten.
    Und sah ihn sich bücken, an die Säule gestützt.
    Und sah seine Hand greifend tappen nach seinem Tuch.
    Und er fand’s und zog es an sich, zog’s über.
    Da fragte ich die anderen nach seinem Namen. Ihr aber wißt ihn ja schon.
    Denn es war Joseph, der vor mir stand. Und der das Tuch sich zog über den Kopf.
    Joseph.
    Und ich kannte ihn nicht.
    Und Gemas war’s gewesen, der saß an der Säule, als ich sie ansprach. Und Dymas war es, den Gemas geweckt, als sie sprachen zu mir und mit dem Lohn sich einverstanden erklärten.
    Lang ist das her, vierzig Jahre nunmehr. Und ich habe inzwischen vergessen, wie er hieß, jener vierte.
    Mit diesen nun kaufte ich gleich das übrige, also Zeltbahn und Werkzeug und was sonst noch benötigt war.
    Und alles, bemerkte ich, was sie sahen an Auswahl, das beschrieb Gemas unaufgefordert dem Blinden, dem Joseph. So war’s Gemas gewohnt.
    Und alles ließen sie prüfen den Blinden, der stumm befuhr mit der Hand die Meißel, die Hämmer.
    Und der Blinde wählte, was gut war, und prüfte die Riemen der Rückentrage und ließ sie sich anlegen.
    Und prüfte die Spiren, die er mich kaufen bat. Und maß aus mit der Hand ihre Tiefe und prüfte der Henkelkörbe Geflecht.
    Auch ließ ich Nahrung kaufen, genug für die ersten Tage, und ließ sie alles tragen hinaus aus der Stadt durch das Gennattor.
    Im Untergang aber blendete die Sonne, als wir traten durchs Tor. Und ich zog Dymas herüber, der schwer trug und nicht sah, wohin ich mich wandte.
    Kapitel 98. Der Schädel
    Denn hinterm Tor ging ich nicht geradeaus den Weg zum Turmteich.
    Auch nicht gleich rechts ab, den Pfad eng an der Stadtmauer entlang nach Norden.
    Sondern erst einige Schritte hinter diesem Pfad, bog ich zur Rechten hinauf durch den Garten und alten Steinbruch.
    Ich führte sie aber am Rücken des Golgotha vorbei, der Richtstatt, die ragte heraus, wohl zwanzig Ellen über uns hin.
    Denn unbrauchbar brüchig war unseren Steinmetzen vormals gewesen der Stein des Felsens der Richtstatt. Und ausgewichen waren sie ihm. Und ließen ihn unbehauen.
    Den Besatzern aber, den Römern, war brauchbar der Felsen. Und sie brachen auf ihm die Verurteilten und kreuzigten sichtbar weithin.
    Da lag am Fuße des Rückens der Stätte ein Schädel, der war bis zur Schläfe hinauf überwachsen. Und war kaum zu sehen gewesen, denn auch die Sonne war untergegangen.
    Aber der vierte, dessen Namen mir nicht mehr einfällt, der hatte ihn sogleich bemerkt und blieb entsetzt stehen. Und deutete hin und versuchte zu verdecken die Furcht, die ihn hatte befallen.
    Dymas aber und Gemas sahen den Schädel, auf den er deutete.
    Und Dymas fragte den Furchtsamen, ob er jemanden wiedererkannt habe, seinen Ahnen vielleicht. Und er riet ihm:
    ›Geh nur hin!‹
    Den Furchtsamen aber hörte ich sagen:
    ›Ich werde mich hüten. Wenn sie so liegen und es um sie her grünt, wohnt eine Schlange darin.‹
    Und kaum rief ich sie weiter, da fragte er mich, der vierte, ob es noch weit sei, wohin ich sie führte.
    Es waren aber von

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